Der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann hielt am Tag der Deutschen Einheit eine Rede, in der er sich antisemitischer Propaganda annäherte und die Gottlosen als Tätervolk bezeichnete: „Mit vollem Recht aber kann man sagen: Die Gottlosen mit ihren gottlosen Ideologien, sie waren das Tätervolk des letzten, blutigen Jahrhunderts. Diese gottlosen Ideologien gaben den ‚Vollstreckern des Bösen’ die Rechtfertigung, ja das gute Gewissen bei ihren Verbrechen. So konnten sie sich souverän über das göttliche Gebot ‚Du sollst nicht morden’ hinwegsetzen. Ein geschichtlich bisher einmaliges millionenfaches Morden war das Ergebnis.“
Zu den Unterstützern Hohmanns zählten Bundeswehrgeneral Reinhard Günzel, der von seiner Truppe „Disziplin wie bei der Waffen-SS“ verlangte, die „Junge Freiheit“ und Rabbi Moishe Friedmann, der einer jüdischen Sekte angehört, die Israel ablehnt, da es von Menschen und nicht von Gott begründet wurde und den Holocaust leugnet oder zumindest relativiert. Friedmann selbst leugnet den „sogenannten Holocaust” nicht, aber gibt an, dass ihm nur einige hunderttausend Menschen zum Opfer gefallen seien. Um seine Überzeugungen darzulegen, reiste er zur umstrittenen Holocaustkonferenz in den Iran. Auch er sieht in der Gottlosigkeit ein großes Übel: „Die, die den sogenannten Holocaust herbeigeführt haben, waren gerade die Gottlosen, weshalb es besonders wichtig ist, den Gottesbezug in der europäischen Verfassung einzubinden. Heute scheint sich aber fast niemand mehr ernsthaft um die Lehren aus den Verbrechen der Vergangenheit zu kümmern. Bolschewismus und Stalin, der viel mehr unschuldige Menschen und Juden umgebracht hat als Hitler im Zweiten Weltkrieg, scheinen fast vergessen, wohl weil sich diese Verbrechen nur schlecht instrumentalisieren lassen, um mit ihnen Geschäfte zu machen.“
Der seinerzeitige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Oettinger, erklärte zu Beginn 2006 anlässlich der Einwanderungsdebatte, dass ihm Moslems als Neubürger lieber seien als Atheisten oder Scientologen. Ein Jahr später geriet er in die Kritik, da er in einer Trauerrede seinen Amtsvorgänger Filbinger, der als Marinerichter Todesurteile gegen Deserteure verhängt und den Nationalsozialismus in politischen Schriften gelobt hatte, nachträglich zum Widerstandskämpfer umdeklarieren wollte. Zu anderem Anlass merkte er an, dass er den derzeitigen Frieden in Deutschland bedauere, da Kriege zur Solidarität unter den Menschen und zu Werten wie Selbstdisziplin und Tatendrang führen könnten. In einem von Oettinger herausgegeben Liederbuch (das nach öffentlicher Kritik wieder eingestampft wurde) fand sich auch ein unter Wehrmachtsveteranen beliebtes Lied, das die Erlebnisse der Panzertruppe beschreibt.
Mitte 2010 veröffentlichte der Kreisverband der JU in Göppingen (Baden Württemberg) eine programmatische Schrift. Hier sind einige Auszüge: „Die Katastrophen des letzten Jahrhunderts gründeten auf gottlosen Ideologien, sei es der braune oder der rote Sozialismus.“
„CDU-Landesminister übernehmen die Schirmherrschaft über CSD-Veranstaltungen der Homosexuellen-Lobby. Die CDU leistet sich die LSU, die ‚weitergehende Rechte wie Rot-Grün sie verwirklicht hat’ ganz ungeniert in ihr Programm schreiben. So etwa das Adoptionsrecht für homosexuelle Partner. Diesen Entwicklungen gilt es Einhalt zu gebieten.“
„Die Folgen der Überfremdung sind inzwischen stark spürbar. Sie kosten die Gesellschaft nicht nur Milliarden sondern sie gefährden auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt, das Miteinander, die Sicherheit und letztendlich auch den Wohlstand sowie unsere Werteordnung.“
„Die Empfindungen der Bürger müssen von der Politik ernst genommen werden, bevor sie sich in undemokratischer Weise Ausdruck verleihen. Auch hier spielte die CDU im Falle der Bürgerbewegung ‘pro Köln’ unter Führung von Oberbürgermeister Schramma eine mehr als unglückliche Rolle und brandmarkte diese als undemokratisch und volksverhetzend.“
„Es sollte eine stärkere Betonung der deutschen Nationalsymbole wie Flagge und Hymne auch im breiten öffentlichen Leben erfolgen. In Schulen, allen öffentlichen Gebäuden, den Medien, und bei Veranstaltungen müssen diese unverrückbar ihren festen Platz wiedererhalten.“
„Leider wird diese doch reichhaltige Erfahrung in der öffentlichen Diskussion rein und ausschließlich auf die schrecklichen Ereignisse im nationalsozialistischen Deutschland reduziert. Eine punktuelle Abkehr von der Selbstgeißelung mit den Verbrechen des Dritten Reiches, wie sie von der politischen Linken seit Jahren betrieben wird, muss stattfinden. Mahnung und Erinnerung an die schrecklichen Vorkommnisse der totalitären Diktatur in Deutschland muss weiterhin ein wichtiger Teil des deutschen Selbstverständnisses bleiben, darf und kann jedoch nicht als alleiniges Identifikationsmerkmal Deutschlands dienen und schon gar nicht als Moralkeule in sachfremder Diskussion missbraucht werden.“
Auch der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy warnte am 13. Februar 2008 bei einem Treffen mit der jüdischen Organisation "Crif" vor den Gefahren einer gottlosen Gesellschaft. Im Vorfeld hatte Sarkozy mit seiner Behauptung für Aufsehen gesorgt, dass die Franzosen sich nicht wie die Deutschen ihrer Vergangenheit schämen müssten, da sie keine Endlösung geplant hätten. Diese Äußerungen wurden kritisiert, weil die französische Vichy-Regierung (die die Nähe zur katholischen Kirche gesucht hatte) während des 2. Weltkriegs mit den deutschen Behörden bei den Judendeportationen zusammenarbeitete.
Auch in den USA erfreut sich das Argument in konservativ-christlichen Kreisen großer Zustimmung. Dennis James Kennedy, einer der erfolgreichsten Evangelikalen, lehnte die Evolutionstheorie ab und begründete dies unter anderem damit, dass die schlimmsten Diktaturen der Menschheitsgeschichte vom Darwinismus inspiriert gewesen sein. Der atheistische Gedanke, dass Gott nicht für die Erschaffung des Menschen zuständig gewesen sei, führe zum moralischen Verfall. Kennedy gehörte zu den Unterstützern der republikanischen Partei, des Irakkriegs und der Todesstrafe. Sein Kollege Pat Robertson, der mit ihm fast immer konform ging, vertrat in seinen Büchern antisemitische Verschwörungstheorien und unterstützte neben der Apartheid in Südafrika weitere Diktaturen in Mittelamerika und Afrika. Ebenso warnte auch Rick Warren, der die Ansicht vertritt, dass Juden in die Hölle fahren, vor den Gefahren des Atheismus.
Der Vorsitzende der „Catholic League“ Bill Donohue warf Atheismus und Säkularismus vor, zum Tod von 150 Millionen Menschen geführt zu haben. 2004 verteidigte er den Film „Die Passion Christi“ des antisemitischen Regisseurs Mel Gibson gegen Vorwürfe, das Klischee der Juden als Christusmörder zu erneuern. Er war der Ansicht, dass Hollywood von Juden kontrolliert werde, die das Christentum hassen. Außerdem leugnete er eine Mitschuld der katholischen Kirche am Holocaust. Von ihm sind viele weitere antisemitische Ausfälle dokumentiert.
Auch Dinesh D'Souza, indisch-stämmiger Katholik und einflussreicher konservativer Publizist in den USA blockt mit dem Verweis auf Stalin jegliche Religionskritik ab. In seinem Buch “The Enemy at Home: The Cultural Left and its Responsibility for 9/11” weist er die These von sich, dass die westliche Militärpräsenz im Nahen Osten für den 11. September verantwortlich gemacht werden könne. Stattdessen zerstöre die “Kulturelle Linke” in den USA mit ihren liberalen Vorstellungen die gesellschaftlichen Traditionen in der muslimischen Welt und trage daher eine Mitschuld an den Terroranschlägen.
In der islamischen Welt ist es vor allem der Türke Harun Yahya, der Atheismus und Evolutionstheorie mit ähnlichen Argumenten wie Kennedy ablehnt. Darüber hinaus verfasste er mehrere Bücher, in denen er die Juden beschuldigte, zusammen mit den Nationalsozialisten den Holocaust betrieben zu haben, um die Errichtung des israelischen Staates zu legitimieren. Die Existenz eines islamischen Terrorismus wird von Yahya verleugnet.
Über den Obersten Rechtsgelehrten des Iran schreibt Spiegel Online: „Chamenei gilt als religiöser Hardliner und vertritt eine konservative Kleidervorschrift für Frauen. Er ist überzeugt, dass es ‚im Auge des reinen Islam keine Trennung zwischen Religion und Politik’ gibt. Dabei verweist er auf Europa: Hier habe eine solche Trennung ‚zwei Weltkriege, Kommunismus, die Zerstörung der Familienkreise und sexuelle Korruption’ gebracht.“
Der im Jahr 2008 verstorbene Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn bleibt eine ambivalente Persönlichkeit. In der Sowjetunion bewies er Mut und Klarsicht, indem er den Herrscher Stalin anprangerte, woraufhin er mit Haft im Arbeitslager bestraft wurde. Die unmenschlichen Bedingungen in der Gefangenschaft verarbeitete Solschenizyn in mehreren preisgekrönten Büchern.
Insbesondere in der westlichen Welt lösten sie unter vielen Intellektuellen einen Umdenkprozess aus, der sie die tatsächliche Natur der kommunistischen Diktaturen erkennen ließ. Durch sein enormes Ansehen im Ausland, sah sich die politische Führung in Moskau nicht imstande, ihn zum Schweigen zu bringen, sondern verwies ihn des Landes. Solschenizyn lebte fortan zuerst in Westeuropa, später in den USA. Dennoch fühlte sich der Russe dort niemals zuhause. Nie ließ er davon ab, die Gottlosigkeit zu geißeln, die er sowohl für den Kommunismus, wie auch für die Dekadenz des Westens verantwortlich machte. Den Krieg der USA in Vietnam unterstützte er, in den 1990ern verurteilte er einseitig die Militärschläge gegen Serbien. Zum Autokraten Putin unterhielt er ein herzliches Verhältnis und lobte dessen entschiedenes Vorgehen in Tschetschenien. In seinen letzten Werken über die Geschichte Russlands bediente er sich bei der Erklärung der kommunistischen Diktatur antisemitischer Deutungsmuster.
Der Augsburger Bischof Walter Mixa vertrat mehrfach die Ansicht, Kommunismus und Nationalsozialismus seien vor allem durch eine Abwendung von Gott zu erklären. Mixa selbst hatte sich Antisemitismusvorwürfen ausgesetzt gesehen, da er Abtreibungen und die Zustände in den palästinensischen Autonomiegebieten mit dem Holocaust verglich. Im Frühjahr 2009 attackierte der Bischof Bundeskanzlerin Angela Merkel scharf, da sie Benedikt XVI. wegen seiner Haltung zum Holocaustleugnenden Bischof Richard Williamson kritisiert hatte. Kritik an seiner Person hatte Mixa ebenfalls mit nationalsozialistischer Hetzpropaganda verglichen. Im Frühjahr 2010 musste er abtreten, als ihm nachgewiesen wurde, dass er Kinder gewaltsam misshandelt hatte.
Lukas Mihr
(1) Ohne Gott ist alles erlaubt? (29. Juni 2011)
(2) Ohne Gott ist alles erlaubt? - Atheistische "Helden" (5. August 2011)