Ein Argument der Medienleute bei der Themenauswahl sei stets: „Die Leute wollen das so!“ Eine Umfrage von 2009 habe dazu ergeben, dass zwar das generelle Interesse an religiösen Themen gleich geblieben sei, aber das größte Interesse bei den so genannten „umstrittenen Themen“ liegen würde (Zölibat, Missbrauch, u.a.m.). Christ & Welt habe in den vergangenen zehn Monaten die größten Erfolge gehabt mit umstrittenen Themen und Artikeln über Menschen als Vorbilder, z.B. über Ordensfrauen und ihre Lebensgeschichte. Aber, man müsse anerkennen, dass die eigentlichen Kirchenzeitungen mittlerweile die FAZ (pro) und der SPIEGEL (contra) seien.
II. Irgendwas mit Wahrheit
Warum tun sich die Kirchen mit den Medien so schwer? ‚Schlechte Presse’ wird von niemandem geschätzt, ist aber in der Kirche völlig unerwünscht. Ansprüche auf Wahrheit sind nicht kritikfähig.
Es bleibe ein Bruch: Ein Bischof äußert sich wie jemand, durch den Gott spricht – er verkündet. Das kann für Medienvertreter anstrengend sein, die aktuell eine Antwort erwarten und brauchen und nicht erst in drei Wochen.
Die Kirche hat ein Problem damit, dass jemand, der eine Rede hält, damit rechnen muss, dass Zitate medial herausgelöst werden, kondensiert werden, als seien sie das Wesentliche (wie es mit der ‚Islamkritik’ in der Regensburger Rede des amtierenden Papstes gewesen sei).
Auch die Tatsache, dass der Berichterstatter das Thema setzt und nicht der Referent, das sei für die Kirchen unberechenbar. Zudem versteht sich die Mehrzahl der Journalisten als kirchenfern, d.h. sie haben keine eigene Glaubenserfahrung mehr und keine Alltagskenntnisse kirchlichen Lebens.
III. Irgendwas – ja was?
Bei rund fünfzig Millionen Kirchenmitgliedern müsste der ‚Markt’ für kirchliche Medien eigentlich vorhanden sein. Auf dem Buchmarkt sind Bücher, die eine Sehnsucht nach Seele beinhalten (die Bestseller von Anselm Grün) zwar Verkaufserfolge – aber die Kirchenmedien profitieren nicht davon. Es gibt eine bemerkenswerte Reduzierung der Auflagen und Reichweiten von Kirchenmedien.
Es gibt nicht mehr die klassischen evangelischen und katholischen „Milieus“. Für die Pluralisierung der Gläubigen hat die Kirche selber noch keine Antworten gefunden. Es melden sich eher im kirchlichen Leben „Randständige“ wie jesus.de oder kath.net - die „Mitte“ fehlt. In den Printmedien reicht es von der Tagespost („rechts“) bis hinüber zu Publik Forum („links“).
Zwar haben die Kirchen, aufgrund der Staatsverträge, in den Medien feste Positionen und es gibt einige Programme, bei denen nicht zu erkennen ist, dass sie von den Kirchenredaktion gemacht wurden, aber in den kircheigenen Medien sind die Probleme bisher nicht gelöst worden. Reinhard Kardinal Marx, der eine gute Medienarbeit realisiere, habe nicht zufällig einen früheren Journalisten der BILD als Pressesprecher.
An den Rand gedrängt?
Nein, das stimme so nicht. Der Trend gehe zurzeit nach „Unterschlupf finden“ bzw. „Anhängen“ (Christ & Welt und Chrismon). Für die Leser sei das interessant, da etwas ohne Zusatzkosten mitgenommen werde und die Kirchen hätten einen Vorteil, da sie damit auch Kirchenferne erreichen würden. Es seien auch Versuche, Gespräche zu initiieren.
Das Fazit von Dr. Christiane Florin: Die Kirchen haben keinen Grund, sich an den Rand gedrängt zu fühlen. Und für die Medien gelte, was ein Medienwissenschaftler an der Universität Eichstätt einmal gesagt habe: „Die Medien übermitteln jede Botschaft, sogar die christliche.“
C.F.