Religiöse Rechte – Notizen August 2011

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US-Flag / Foto: Andrea Church (morguefile)

USA. (hpd) Im August wurden in der Christlichen Rechten erneut die üblichen Themen wie Islam, Homosexualität oder der Nahostkonflikt diskutiert, jedoch warfen auch große Ereignisse ihre Schatten voraus. Wie zu erwarten war, nutzte der texanische Gouverneur Rick Perry die von ihm geplante Gebetsveranstaltung „The Repsonse“ als Sprungbrett für die Präsidentschaftskandidatur und heizt damit den Wahlkampf weiter an.

 

Zu Beginn des Monats kommentierte Frank Gaffney den kürzlich erfolgten Amoklauf auf der Insel Utøya. Er war im Manifest des Attentäters zitiert worden. Darauf angesprochen erklärte er, dass besagtes Manifest wahrscheinlich unter „falscher Flagge“ von der Muslimbruderschaft veröffentlicht wurde, um Kritik an der Scharia unmöglich zu machen.

Pat Robertson erklärte in seiner Fernsehsendung, dass der Islam der Antichrist sei. Zuvor hatte er den Islamkritiker Robert Spencer bei sich begrüßt, der verkündete, dass die linken Medien alles Westliche und Christliche hassten und daher den Islam lieben würden. Joseph warnte indessen vor einer Allianz aus Schwulen und Muslimen. Angeblich arbeiteten beide zusammen an der Abschaffung der Ehe. Die einen, weil sie die Homoehe, die anderen weil sie die Polygamie wünschten. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3), (Quelle 4).

Scott Lively, der in einem früheren Buch von einer Allianz aus Schwulen und Nazis gesprochen hatte, schrieb nun, dass die Legalisierung der Homoehe in immer mehr Bundesstaaten der USA ein eindeutiges Zeichen dafür sei, dass das Ende der Welt kurz bevor stehe. Mat Staver und Matt Barber warfen Obama vor, „sexuelle Perversion“ zum Menschenrecht zu erheben, da Obama Wirtschaftssanktionen gegen den afrikanischen Staat Malawi verhängt hatte, da der Strafen für Homosexualität fordert. (Quelle 1), (Quelle 2).

Diesen Monat veröffentlichte die American Family Association auf ihrer Website einen Ratgeber für den Umgang mit Juden. Wie so oft, geht es um die Gewinnung der Seelen. Und so prophezeit der Ratgeber allen Juden, die nicht Jesus Christus als den Erlöser annehmen, ewige Höllenstrafen. Die üblichen antijudaistischen Klischees werden wiederholt. Juden und Christen würden an unterschiedliche Götter glauben, das Judentum betone nicht die Notwendigkeit der Erlösung, seit der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 durch die Römer habe sich das Judentum vom Alten Testament abgewandt. Einzelne Konfessionen wie das Reform-Judentum seien zu liberal. Bedingt durch die Aufklärung und die Erfahrung des Holocaust würden sich viele Juden zudem  dem Atheismus und Agnostizismus zuwenden. Christen müssten die Stellen im Alten Testament betonen, die als Prophezeiung für das Kommen Jesu angesehen werden, um eine Umkehr zu erreichen. In der Vergangenheit hatte die AFA wiederholt vor der jüdischen Medienhoheit in den USA gewarnt. (Quelle)

Mit Blick auf die US-Außenpolitik prophezeite Cindy Jacobs eine nuklerae Katastrophe in Amerika, falls die Obama-Regierung weiterhin versuche, Israel zu zerteilen. (Quelle)

Die Auseinandersetzung mit dem Atheismus nimmt unterdessen immer bizarrere Züge an. Pastor James Robison sprach angesichts der Attacken auf Gouverneur Rick Perry von einer „säkularen Theokratie“ (!), während Pastor Mike Stahl ein zentrales Verzeichnis für alle Atheisten forderte. Schließlich gebe es auch solche Verzeichnisse für Sexualtrafstäter, ehemalige Häftlinge, Islamisten und Nazis. (Quelle 1), (Quelle 2).

David Barton schlug diesen Monat vor, den Sozialstaat abzuschaffen. Es gäbe genug Verse in der Bibel, die von Mitleid mit den Armen handelten, so dass die Kirche diese Aufgabe erfüllen könnte. Gleichzeitig ist er aber auch der Meinung, dass es armen Menschen an Glauben mangele, weil gäubige Menschen sich nicht für ein Leben in Armut entschieden. Außerdem äußerte sich Barton zur Prügelstrafe, die man beim Menschen genauso wie bei Pferden anwenden solle. Da Kinder durch die Hände ihrer Eltern nur Liebe erfahren sollten, empfahl er das Schlagen mit einem Stock, nicht mit der Faust. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Am 23. August erschütterte ein Erdbeben den Bundesstaat Virginia. Wie so oft, war die Christliche Rechte sich gleich sicher, erneut ein göttliches Signal empfangen zu haben. Cindy Jacobs behauptete, das Erdbeben bereits 2009 vorhergesehen zu haben und empfahl künftig das Evangelium noch entschlossener zu verbreiten. Das Washington Monument wurde durch das Erdbeben leicht beschädigt, ein Riss war erkennbar. Fernsehprediger Pat Robertson fragte, ob dies nicht ein Zeichen Gottes sein könne, da laut Bibel auch bei der Kreuzigung Jesu, ein Riss im Tempel von Jerusalem entstanden sei. (Quelle 1), (Quelle 2).

Ganz sicher waren sich die Vertreter Christlichen Rechten aber nicht. Andrea Lafferty von der Traditional Values Coalition machte sich über Islamisten lustig, die das Erdbeben als Strafe Allahs angesehen hatten. (Quelle)

Scharfe Attacke vom konservativen Radiomoderator: Rush Limbaugh warf Präsident Obama eine Nähe zu Diktator Robert Mugabe vor. Wie dieser wolle er die Weißen enteignen.

Bryan Fischer erklärte, dass auch die größten Armeen ohne Gott schwach seien. Die USA müssten immer gläubige Offiziere haben, um im Krieg zu bestehen. (Quelle 1), (Quelle 2).

 

Ann Coulter gab ihre Geschichtskenntnisse in der Fernsehsendung 700 Club zum Besten. Angeblich seien die Nazis links gewesen, während die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung eine christliche Revolution gewesen sei. Auch Letzteres stimmt bekanntlich nur bedingt, denn viele der Gründerväter der USA standen Religionen kritisch gegenüber. (Quelle)

Zentrales Ereignis des Monats war die von Gouverneur Rick Perry geplante Massenveranstaltung „The Response“, die am 6. August in einem Stadion in Houston stattfand. Bereits im Vorfeld hatte er angekündigt, für niedrigere Steuern beten zu wollen. (Quelle)

Für die Veranstaltung hatte Perry eine Vielzahl Vertreter der Christlichen Rechten für sich gewinnen können, am wichtigsten die American Family Association. Aber auch viele Einzelpersonen nahmen die Einladung an. So nahm beispielsweise Pastor John Hagee teil, der gepredigt hatte, dass Hitler von Gott geschickt wurde, um die Juden der Welt nach Israel zu treiben. Aber auch Alice Patterson, die in der demokratischen Partei Dämonen am Werk sieht, hatte einen Auftritt. Ebenso hatte die Teilnahme einer Organisation, die dazu aufruft, Juden zu Jesus zu bekehren für Kritik gesorgt. (Quelle)

Televangelist Pat Robertson, der den texanischen Gouverneur als Interviewpartner auf seinem Sender empfangen hatte, lobte Rick Perry. Er sprach seine wirtschaftliche Kompetenz an und erwähnte, dass er seine Amtsführung mit der Bibel begründe. Im gleichen Atemzug erteilte er einer Trennung von Kirche und Staat eine klare Absage.
(Quelle)

Die jüdische Anti-Defamation League, die keine Sympathien für die Missionierungsbestrebungen der Christlichen Rechten hegt, sprach sich gegen die Veranstaltung aus. Über 50 liberale protestantische Geistliche und Rabbiner schlossen sich dem Aufruf an. (Quelle)

Wie zu erwarten war, nutzte Rick Perry „The Response“ um seine Kandidatur für die Präsidentschaft bekannt zu geben. Der texanische Gouverneur könnte das republikanische Bewerberfeld kräftig aufmischen. Obwohl er erst seit kurzem dabei ist, konnte er viele seiner Konkurrenten in Umfragen abhängen. Den Iowa Straw Poll, der als Auftakt zu den republikanischen Primaries gilt, konnte er nicht gewinnen, sondern musste Michelle Bachmann das Feld überlassen, da sein Name noch nicht auf den Wahlzetteln abgedruckt war. Da in den USA jedoch sogenannte Write-In-Kandidaten nichts Ungewöhnliches sind, konnte Perry dennoch bei der Abstimmung einen Achtungserfolg erzielen, da ein ernstzunehmender Teil der Abstimmenden einfach seinen Namen auf den Wahlzettel schrieb.

Auch Bryan Fischer äußerte sich zu der republikanischen Politikerin Bachmann. Seiner Meinung nach sollten Frauen sich nicht in der Politik engagieren, da sie dort scharfen Attacken ihrer Gegner ausgesetzt seien. Würden sie sich wehren, käme dies einem Verlust an Weiblichkeit gleich. Dennoch habe jede Frau ihre eigene Entscheidung zu treffen, denn auch wenn laut Bibel Männer zum Führen bestimmt seien, so könne Gott auch eine Frau als Präsidentin wünschen, falls kein fähiger Mann zur Stelle sei. Bachmann aber dürfe kandidieren, da dies dem Wunsch ihres Gatten entspreche und sie somit weiterhin einem Mann gehorche. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Negative Schlagzeilen brachte Michelle Bachmann einer ihrer Wahlkampfhelfer aus dem Bundesstaat Iowa ein. Peter Waldron war 2006 in Uganda wegen des Besitzes von Sturmgewehren festgenommen worden, ihm werden Kontakte zu kongolesischen Rebellen vorgeworfen. Bachmann selbst hatte diesen Monat Hurrikan Irene als Warnschuss an die Politiker in Washington bezeichnet. Eine Sprecherin versuchte ihre Aussagen nachträglich zum Witz zu erklären. (Quelle 1), (Quelle 2).

Die Huffington Post stellte eine Übersicht über die wichtigsten republikanischen Präsidentschaftskandidaten und ihre Haltung zur Evolutionslehre zusammen: Rick Perry, Michelle Bachmann, Rick Santorum und Ron Paul glauben an die Schöpfung wie in der Bibel geschrieben. Newt Gingrich glaubt an Wissenschaft und Schöpfung und erklärte, dass beides für ihn vereinbar sein. Die beiden Mormonen im Bewerberfeld sind der Evolutionstheorie gegenüber aufgeschlossener. John Huntsman, derzeit noch Botschafter im Auftrag der Obama-Regierung glaubt an Evolutionslehre und globale Erwärmung, während Mitt Romney immerhin meint, dass Gott die Welt erschuf und die Evolution sein Werkzeug zur Schaffung des Menschen war. (Quelle)

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr