ROSSDORF. Im aktuellen Skeptiker 4/06 geht Bernd Harder der Frage nach, ob es stimmt, dass nach einer Herztransplantation der Empfänger
Persönlichkeitsmerkmale und Eigenschaften des Spenders annimmt.
„Herzensfremd. Wie ein Spenderherz mein Selbst veränderte", so der Titel eines Aufsehen erregenden Buches der Amerikanerin Claire Sylvia von 1998. Sie beschrieb darin, wie sie plötzlich eine Vorliebe für Fastfood entwickelte, daher schritt wie ein junger Sportler und wie sich ihr sexuelles Verlangen steigerte - alles aufgrund ihres neuen Spenderherzens. Von ähnlichen Fällen berichten die Medien immer wieder gerne.
Neue Persönlichkeitsmerkmale als Gratis-Dreingabe zum Herzen? Haben die Zellen des Herzens ein Gedächtnis?
Bernd Harder fasst seine Recherchen so zusammen: „Wenn Transplantierte Persönlichkeitsveränderungen an sich beobachten, sind diese durch die Nebenwirkungen der immunsuppressiven Medikamente (also der Medikamente, die verhindern, dass körpereigene Zellen das fremde Gewebe angreifen), psychosozialen Stress und die bereits vorher vorhandene Psychopathologie des Patienten zu erklären."
Empfänger dürfen von ihrem anonymen Spender nur das Alter erfahren. Allein das reicht manchen Neu-Beherzten schon aus, um in ihrer Fantasie über die Persönlichkeit des Spenders zu grübeln und Teile davon zu übernehmen. Wenn die Empfänger noch dazu das Geschlecht ihres Spenders erfahren, wird es beizeiten interessant. So meinte einer, er habe mit seinem weiblichen Herzen etwas „Schwächliches, Zerbrechliches" mitbekommen. Das „Zellgedächtnis" ist demnach sexistisch, wirft mit Rollenklischees um sich und dürstet nach Emanzipation. Oder, und das erscheint glaubwürdiger: Es existiert nicht.
Mehr über „Herzen mit Persönlichkeit" im neuen <Skeptiker>.
Außerdem geht es um die Wissenschaftlichkeit des Biologieunterrichts, um die Marienerscheinungen von Medjugorje und weitere interessante Themen.