BRÜSSEL. Heute Mittag wird im Europäischen Parlament die „Brüsseler Erklärung zu den europäischen Werten" offiziell verkündet und als erstes
der deutschen EU-Präsidentschaft überreicht. Diese Erklärung ist die Kurzfassung der säkularen „Vision for Europe", für die eine eigene Internetseite eingerichtet wurde.
Alle Menschen in Europa, die mit den Prinzipien der Freiheit, Demokratie und des Rechtsstaates übereinstimmen, sind aufgerufen, diese Deklaration zu unterzeichnen. Auf der Internetseite ist dafür ein einfaches Formular vorbereitet.
Es geht schlicht darum, die europäischen Werte gegen konservative und konfessionelle Kräfte zu verteidigen und konkret beispielsweise die Einfügung eines Gottesbezuges in die Präambel einer EU-Verfassung zu verhindern.
Getragen wird die Säkulare Vision für Europa von der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (IHEU), der Europäischen Humanistischen Union (EHF), der „Catholics for a Free Choice" („Kirche von unten") und der Arbeitsgruppe des Europäischen Parlaments zur Trennung von Staat und Kirche.
Die Brüsseler Erklärung
Wir, die Menschen Europas, bekräftigen hiermit unsere gemeinsamen Werte. Sie beruhen nicht auf einer einzigen Kultur oder Tradition, sondern gründen sich in allen Kulturen, die das moderne Europa ausmachen.
- Wir bekräftigen den Wert, die Würde und die Autonomie jedes Individuums und das Recht eines jeden auf die größtmögliche Freiheit, die sich mit den Rechten anderer vereinbart. Wir unterstützen Demokratie und Menschenrechte sowie die Rechtsstaatlichkeit und streben die bestmögliche Entwicklung eines jeden Menschen an.
- Wir erkennen unsere Fürsorgepflicht für die ganze Menschheit einschließlich künftiger Generationen und unsere Abhängigkeit von und Verantwortung für die natürliche Welt an.
- Wir bekräftigen die Gleichheit von Männern und Frauen. Alle Personen, unabhängig von Rasse, Herkunft, Religion oder Glaube, Sprache, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Können, müssen vor dem Gesetz gleich behandelt werden.
- Wir bekräftigen das Recht eines jeden, eine Religion oder einen Glauben eigener Wahl anzunehmen und zu befolgen. Aber der Glaube irgendeiner Gruppe darf nicht zur Einschränkung von Rechten anderer führen.
- Wir halten daran fest, dass der Staat neutral bleiben muss in Angelegenheiten von Religion und Glaube, und niemanden bevorzugen oder benachteiligen darf.
- Wir halten daran fest, dass persönliche Freiheit mit gesellschaftlicher Verantwortung verbunden sein muss. Wir streben danach, eine gerechte Gesellschaft zu bilden, die auf Vernunft und Mitgefühl aufbaut, in der jeder Bürger in die Lage versetzt wird, sich voll einzubringen.
- Wir halten fest an Toleranz und Meinungsfreiheit.
- Wir bekräftigen das Recht eines jeden auf eine offene und umfassende Bildung.
- Wir lehnen Einschüchterung, Gewalt und Anstiftung zu Gewalt zur Förderung von Streitigkeiten ab und halten daran fest, dass Konflikte durch Verhandlungen und legale Methoden gelöst werden müssen.
- Wir halten fest an der Freiheit der Forschung in jeder Sphäre menschlichen Lebens und an der Anwendung der Wissenschaften im Dienst menschlichen Wohlergehens. Wir streben danach, Wissenschaft kreativ, nicht destruktiv zu nutzen.
- Wir halten fest an der Freiheit der Kunst, achten künstlerische Kreativität und Imagination und anerkennen die verändernde Kraft der Kunst. Wir bekräftigen die Bedeutung von Literatur, Musik, und der visuellen und gestaltenden Künste für die persönliche Entwicklung und Erfüllung.
So verabschiedet am 25. März 2007, als dem 50. Jubiläum des Rom-Vertrages und der Gründung der Europäischen Union.