Christen: Frankfurt/M. 45, Stuttgart 54 Prozent

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Religionszugehörigkeit Frankfurt/M. 2010 / Grafik: fowid

(hpd/fowid) Frankfurt/Main und Stuttgart sind protestantisch geprägte Großstädte. Im Laufe der Zeit, besonders intensiv im 20. Jahrhundert, veränderte sich die Religionszugehörigkeit der Bevölkerung durch Zuzug und Säkularisierung. In beiden Städten hat sich der Bevölkerungsanteil der evangelischen und katholischen Kirchenmitglieder auf ca. ein Viertel reduziert.

 

Frankfurt/Main und auch Stuttgart entwickelten sich früh zu bedeutenden Zentren und im 19. Jahrhundert bereits zu Großstädten. Heute gehören sie zu den größten Städten Deutschlands. In beiden Städten wurde um 1533/34 die Reformation eingeführt und sie waren von da an protestantisch geprägt. Besonders im 20. Jahrhundert veränderte sich aber die Religionszugehörigkeit der Bevölkerung.

 

 

 

Frankfurt

 

 

Seit dem Mittelalter gehört Frankfurt zu den bedeutendsten Zentren Deutschlands. Frankfurt wurde 794 erstmals urkundlich erwähnt und war ab 1562 Krönungsstadt der deutschen Kaiser. Frankfurt war im 19. Jhd. Freie Stadt und besaß nach der 1848er Revolution das erste frei gewählte Parlament. Es entwickelte sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts zur Großstadt mit über 100.0000 Einwohnern.

Die Freie Reichsstadt führte 1533 die Reformation ein. Nach Verhandlungen wurden die Kirchen und Klöster an die katholische Kirche gegeben, damit die städtischen Privilegien erhalten blieben und keine Konflikte mit dem katholischen Kaiser heraufbeschworen wurden. Es verblieben nur wenige Katholiken in Frankfurt und diese besaßen nach dem Augsburger Religionsfrieden ab 1552 Glaubensfreiheit, aber selten Bürgerrechte.

Ab dem 18. Jahrhundert erfolgten mannigfaltige Zuwanderungen, die bis heute anhalten. Dadurch sind eine Vielzahl verschiedener Glaubensrichtungen in Frankfurt ansässig geworden. Nicht nur die beiden großen christlichen Kirchen entwickelten sich, es kamen auch Bevölkerungsteile insbesondere aus Amerika, Asien und Osteuropa, die ihre eigenen religiösen oder nichtreligiösen Vorstellungen mitbrachten. So entwickelte sich eine multikulturelle Großstadt, in der kaum noch irgendeine Konfession dominiert.

Der gesellschaftliche und kulturelle Einfluss der Großstadt, die Empfindungen der heutigen Zeit, die Verschiebung der Lebens-Prioritäten, umfassendere Bildung und multikulturelle Kontakte kommen so auch in der religiösen Einstellung und im Verhalten der Großstadtmenschen deutlicher zum Ausdruck als früher.

Die Anpassungen an den Zeitgeist stehen oft im Widerspruch zu den vermittelten Werten des christlichen Glaubens. Christlicher Glaube wird zunehmend nicht mehr als notwendig erachtet, um Werte zu leben.

Seit vielen Jahren ist ein Rückgang der beiden christlichen Konfessionen zu verzeichnen, der sich bis heute fortsetzt. Heute gehört über die Hälfte der Bevölkerung in Frankfurt nicht mehr der katholischen oder evangelischen Kirche an. Neben den ca. 30 Prozent freireligiösen und religionsfreien Menschen, sind ca. 12 Prozent Muslime, 8,5 Prozent orthodoxe Christen und 2,3 Prozent Zugehörige anderer Religionen enthalten (Werte aus 2003). Bei den beiden großen Konfessionen ist der Rückgang vor allen anderen Einflussgrößen, wie Zu- und Wegzug, Geburt und Tod, durch die große Anzahl der Kirchenaustritte verursacht.

Im Zuge dieser Entwicklung hat besonders der Islam, durch Zuwanderung und einer größeren Geburtenrate bei der muslimischer Bevölkerung, zahlenmäßig an Bedeutung gewonnen. Neben dem Islam gehört dazu auch das Auftreten fernöstlicher Glaubensgemeinschaften, etwa des Buddhismus.

Durch die Zuwanderungen aus Osteuropa leben inzwischen einige Tausend orthodoxe Christen in Frankfurt am Main. Die Anzahl ist schätzungsweise rund 30.000, d. h. knapp 5 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Die noch vor 60 Jahren protestantisch dominierte Stadt hat durch die Entwicklung einen Wandel in ihrer religiösen Zusammensetzung erfahren. Die beiden christlichen Konfessionen haben inzwischen nahezu den gleichen Anteil von reichlich 20 Prozent an der Gesamtbevölkerung. (Weitere Details im fowid-Datenblatt Frankfurt/M.)

Stuttgart

Stuttgart zeigt eine ähnliche Entwicklung. Auch bereits um 945 gegründet, entwickelte es sich 1219 zur Stadt und durch rasche Ausdehnung wurden schon bald Vorstädte angelegt.

Im Jahre 1495 wurde Stuttgart Herzogsresidenz. In Folge der von Herzog Ulrich geführten Auseinandersetzungen mit Reutlingen und dem Schwäbischen Bund wurde die Stadt, wie auch ganz Württemberg von den Habsburgern regiert. 1534 ließ Herzog Ulrich die Reformation einführen.

Nach den Napoleonischen Kriegen und der Gründung des Rheinbundes wurde Stuttgart 1806 Hauptstadt des Königreichs Württemberg. 1815 wurde der neue württembergische Staat durch den Wiener Kongress bestätigt. Stuttgart entwickelte sich im 19. Jahrhundert von einer evangelisch geprägten Kleinstadt zur multikulturellen Metropole Württembergs.

Heute gibt es nahezu gleich viele Katholiken wie Protestanten in der Landeshauptstadt (reichlich 25 %). Daneben gibt es viele weitere Glaubens- und Religionsgemeinschaften, wie die Evangelischen Freikirchen, Griechisch-, Russisch- und Serbisch-Orthodoxe, Jüdische und Islamische Gemeinden, sowie auch Buddhisten, Zen, Quäker, Sikh und noch einige mehr.

Hier, wie auch in anderen Großstädten, gibt es durch die Vielfalt der Zugewanderten aus verschiedenen Kulturen und Nationalitäten keine einheitliche Ausrichtung auf eine bestimmte Religion mehr.

Bereits seit 1997 übersteigt die Anzahl der sonstigen / keine Religion die Anzahl der evangelischen Christen in Stuttgart. In der Altersstruktur wird deutlich, dass in den beiden großen „Volkskirchen” ein Alterungsprozess eingesetzt hat. Besonders deutlich sieht man diese Änderung (zwischen 1975 und 2005) am Zugang junger Leute bei den sonstigen Religionen und den Religionsfreien und dem gleichzeitigen Rückgang bei katholischen und evangelischen Einwohnern. Inzwischen sind 30 Prozent der Familien in Stuttgart keine Deutschen und damit größtenteils auch keine Anhänger der katholischen oder evangelischen Kirche. Dieser Anteil der Bevölkerung hat aber auch einen Anteil von Kindern unter 18 Jahren von ca. 32 Prozent. Auch daraus resultiert, dass die junge evangelische Bevölkerung (bis 18 Jahre) zwischen 1975 und 2005 auf ca. ein Drittel geschrumpft ist, die katholische auf die knappe Hälfte und die Zahl der Anhänger sonstiger Religionen oder Religionsfreien auf das Zweieinhalbfache angestiegen ist.
(Weitere Details im fowid-Datenblatt Stuttgart.)

Elke Schäfer