Den Kirchen laufen die Mitglieder weiterhin in Scharen davon. Im vergangenen Jahr waren es mehr als eine Million. Das zeigen die Austrittszahlen, die die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gestern vorstellten.
Ende 2024 hatten die beiden Großkirchen zusammen noch 37,8 Millionen Mitglieder, davon knapp 19,8 Millionen Katholiken und 18 Millionen Evangelische. Damit gehört nur eine Minderheit von 45,2 Prozent der Gesamtbevölkerung einer der beiden Kirchen an. 2023 waren es noch 38,9 Millionen Menschen (knapp 46 Prozent), 2014 lag die Zahl bei 46,5 Millionen (57,4 Prozent).
Erstmals seit Erhebung der Zahlen gibt es weniger als 20 Millionen Katholiken in Deutschland (23,7 Prozent der Bevölkerung). Der Schwund geht auf Sterbefälle und Austritte zurück, denen nur relativ wenige Kindstaufen und Neueintritte gegenüberstehen. Auch in einstigen Hochburgen des Glaubens zeigt sich der Trend. So ist das traditionell katholische Köln nicht mehr größtes Bistum Deutschlands. Mit derzeit 1.627.000 Mitgliedern liegt es knapp hinter Münster mit 1.630.000 Millionen Katholiken.
Die Zahl der Kirchenaustritte bleibt auf hohem Niveau und hat sich 2024 nur leicht abgeschwächt. 321.611 Menschen kehrten der katholischen Kirche den Rücken, etwas weniger als im Vorjahr (402.694). Die evangelischen Landeskirchen verloren insgesamt 345.000 Schäfchen. Dagegen gab es nur etwa 110.000 Taufen und 15.000 Kircheneintritte. Damit zeigt sich bei der EKD ein Netto-Schwund von 3,2 Prozent – etwas mehr als im Jahr zuvor (3,1 Prozent).
Mit Sorge kommentierten die Vertreter der Großkirchen die aktuellen Zahlen. Für sie sind Statistiken vor allem eins: ein Abgleich des eigenen Anspruchs mit der realen Weltanschauungslandschaft in Deutschland. "Heute ist es längst keine Selbstverständlichkeit mehr, dass Menschen einer Kirche angehören", räumte die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs ein. Sie sieht die Bedeutung ihrer austrittsgebeutelten Organisation in den Bereichen Begleitung und Seelsorge. Vor den Zahlen dürfe man nicht die Augen verschließen, teilte auch Georg Bätzing, Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz, mit. Er verortet die Bedeutung seiner Kirche auf den Gebieten Bildung, Erziehung und soziale Verantwortung – während sich weiterhin Hunderttausende für ein Leben ohne konfessionellen Zwang entscheiden.

5 Kommentare
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Kommentare
Paul München am Permanenter Link
Der hier gelegentlich kommentierende Herr Edler wird sagen, der "Widersacher" habe "ganze Arbeit geleistet". Hoffentlich weiter so!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dennoch steig die Summe der Subventionen an die Kirchen ständig an, wie bitte rechtfertigt sich dieses Verhalten der Politik? sollte dies der Ausgleich für immer weniger Kirchensteuerzahler sein?
Sabine M. am Permanenter Link
Das sind zwar gute Nachrichten, aber vermutlich ist z.B. die Abschaffung d. Ausbildungsfinanzierung v. "Geistlichen" jeder Farbe an öffentl. Universitäten, die Finanzierung v.
Gerhard Lein am Permanenter Link
Ist vor diesem Hintergrund doch klar, dass die Kirchen mit Zähnen und Klauen ihren Einfluss auf die Unmündigen verteidigen z. B. im grundgesetzlich exklusiv abgesìcherten Religionsunterricht der Schule.
Unechter Pole am Permanenter Link
Stimmt die Überschrift wirklich? Es gibt eine Million Kirchenmitglieder weniger, aber ja leider nicht alleine durch den Austritt, sonder „nur“ zum 2/3.