Alles wird anders und bleibt wie es ist

280q2_5286.jpg

Papst Franziskus / screenshot TV

ROM. (hpd) Die christliche Welt schaute gestern Abend gebannt auf Rom, weißer Rauch, war heiterer Dinge, dann eine Erstarrung, als der Namen des Kardinals genannt wurde, der zum Papst gewählt worden war, dann eine perfekte Inszenierung der Bescheidenheit, die begeisterte. Doch wofür steht dieser 266. Papst?

Der weiße Rauch, „Habemus Papam!“, bereits im fünften Wahlgang, die auf dem Petersplatz Versammelten sind guter Dinge, fröhlich gespannt. Und dann, die Menschen auf dem Petersplatz verstummen, erstarren, als sie seinen Namen hören. Niemand kann etwas damit anfangen, keiner der Favoriten, ein den allermeisten Menschen völlig Unbekannter, der da in einer einfachen weißen Soutane den Balkon betritt, steht, macht das Kreuzzeichen, wartet, nur leicht eine Hand zum Gruß hebt und sagt: „Buona Sera!“ Der dann um das Gebet mit den Gläubigen bittet, den Kopf neigt, und der Petersplatz schweigt im gemeinsamen Gebet.

Eine perfekte Inszenierung mit hohem emotionalen Effekt, nun sind die Gläubigen begeistert: „Was für ein einfacher Mann!“. Der Mann versteht sich auf politische Symbolik. Johannes Paul II. hat als Darsteller einen würdigen Nachfolger gefunden:  Der „Kardinal der Armen“, der lieber mit dem Bus oder Bahn fährt, statt mit einer Limousine, der in einer einfachen Wohnung lebt und sich sein Essen selber kocht… Was für eine mediale Bugwelle der Bescheidenheit.

Die Hoffnungen der Gläubigen, so wird in verschiedenen Medien berichtet, stehen auf einen Umbruch, viele haben die Hoffnungen, dass die in den letzten Jahren in vor allem in Europa und den USA skandalgeschüttelte Kirche wieder zur Ruhe kommt. Schon allein den Namen „Franziskus“ sehen viele als Programm, als jemand, der, wie Franz von Assisi, die Kirche erneuern will. Doch, was ist über diesen Kardinal bekannt, wofür steht er inhaltlich?

Mann mit zwei Gesichtern

Die eine Seite ist sein soziales Engagement, seine persönliche Bescheidenheit, ohne jedoch ein Freund der Befreiungstheologie zu sein. Sein Engagement für die Genossenschaften der Müllsammler, für die Rechte versklavter Textil- und Landarbeiter bringt ihm, und damit der katholischen Kirche, zu recht Respekt und ist sicherlich auch ein guter Pfeiler im Kampf der katholischen Kirche gegen die Missionierungserfolge der evangelikalen Pfingstler, die die katholische Basis in Lateinamerika erodieren lassen. Nahezu die Hälfte der Katholiken weltweit leben in Lateinamerika.

Die andere Seite ist seine harte und kompromisslos konservative Positionierung in Fragen der katholischen Morallehre. Die Legalisierung der Abtreibung in Argentinien: „bedauerlich“, parlamentarische Debatte im argentinischen Parlament zur Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe: „eine Initiative des Teufels“, woraufhin die Staatspräsidentin Kirchner ihm eine Haltung „aus den Zeiten des Mittelalters und der Inquisition“ vorwarf.

Er ist ein streitbarer „Gegner von Homorechten“. Und das in einer Zeit, die nicht nur Missbrauchsskandale einfacher katholischer Priester kennt, sondern vor zehn Tagen das Eingeständnis eines homophoben schottischen Ex-Kardinals, der schwulen Sex gesteht. Und einen Tag vor dem Beginn des Konklaves wird bekannt, dass der Vatikan seit 2008 Besitzer einer Immobilie ist, in dem nicht nur überwiegend Priester wohnen, sondern die auch Sitz der „Kongregation für die Evangelisierung der Völker" ist. Um (vier Millionen Euro) Immobiliensteuer beim Kauf zu sparen, sei es als offizieller Teil des Vatikans deklariert worden. Seit 2004 befindet sich in diesem Apartmenthaus der „Europa Multiclub“, die größte Homosauna Italiens.

Der neue Papst werde ein unbequemer Papst sein, vielleicht, aber die Unbequemlichkeit, endlich ehrlich anzuerkennen, dass Homosexualität etwas Natürliches ist, und damit auch viele der eigenen Priester aus dem Schatten der Unmoral und der Erpressbarkeit zu befreien, das wird wohl nicht geschehen.

Schatten der Vergangenheit

Und, eine weitere offene Frage: Was ist mit der Anzeige gegen ihn, was mit den schon seit Jahren bestehenden Vorwürfen, er sei ein „Diktatoren-Freund“, zu nah an der Militärjunta gewesen, habe verhaftete Priester im Stich gelassen? Als Kardinal Bergoglio hatte er seinerzeit alles dementiert und doch schien es (2005) einer der wichtigsten Gründe, das er nicht bereits damals, als Zweitplatzierter, schließlich das Rennen machte, sondern Kardinal Ratzinger zum Pontifex gewählt wurde.

Wird sich das so klären lassen, dass das Weiß seiner Papst-Soutane auch für seine Biographie gilt? Eine Frage der Glaubwürdigkeit.

C.F.