MÜNCHEN. (hpd) Am kommenden Wochenende steigen die Geburtstagseiern zum zweiten runden Hundertsten von Charles Darwin und auch der Bund für Geistesfreiheit (bfg) feiert im Oberanger-Theater den „E(volution) Day".
Der Darwin-Tag, der seit 1995 als Hommage an Darwins Beitrag zur Wissenschaft weltweit von Wissenschaftlern und Universitäten gefeiert wird, soll der Öffentlichkeit generell die Naturwissenschaften näher bringen. Darwins Bahnbrechende Arbeit „Über die Entstehung der Arten ...." war der Wendepunkt in der modernen Biologie. Entgegen der bis dahin weitgehend akzeptierten christlichen Schöpfungslehre als Erklärung für die Entstehung der belebten Welt begründete der Naturforscher Darwin mit der Theorie der Evolution die gemeinsame Abstammung aller Lebewesen, die Anpassung der Arten mit Änderung durch kleinste Schritte und natürliche Selektion als wichtigstem, wenn auch nicht einzigem Mechanismus der Evolution. Der bfg München feiert 2009 aus Anlass des 200. Geburtstags von Charles Darwin diesen Tag als „E(volution) Day".
Gründe für die Organisation des „E-Day" durch den bfg München
Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch der Streit um Schöpfungsmythos und Evolutionstheorie mit Macht über den großen Teich schwappt. Denn früher oder später finden alle US-amerikanischen Diskussionen den Weg nach Europa und Deutschland - von Katalysator-Technik bis Nichtraucherschutz. Verwunderlich ist deshalb eigentlich nur, wie lange es tatsächlich gedauert hat, bis auch hierzulande die nachdrückliche Forderung nach Vermittlung von biblischer Schöpfungsgeschichte und wissenschaftlicher Lehre im Biologieunterricht der Schulen aufkam. Dazu eine kleine Chronik.
Herbst 2006
„Mit ihrer Forderung, dass man Schüler in Biologie nicht einfach mit der Evolutionslehre konfrontieren dürfe und Schüler im Religionsunterricht nur mit der Schöpfungslehre der Bibel, hatte Hessens Kultusministerin Wolff die Kritik von Wissenschaftlern herausgefordert. Der stellvertretende Vorsitzende des Verbands Deutscher Biologen und Inhaber des Lehrstuhls für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie an der Universität Kassel, Ulrich Kutschera, hatte der Ministerin nach einem Interview, in dem sie ihre Thesen vertrat, empfohlen, sie solle sich "zunächst orientieren und ein Fachbuch lesen". Die Evolution sei eine bewiesene Tatsache; es gebe, so Kutschera, einerseits wissenschaftliche Erkenntnis und andererseits einen christlichen Mythos. Letzterer gehöre keinesfalls in den Biologieunterricht." (Nach einem Bericht der FAZ)
April 2007
„Kaum eine Theorie ist in den Naturwissenschaften weniger umstritten als die Evolutionstheorie. Und jedem, der einen stichhaltigen Beweis dafür liefern würde, dass Tier- und Pflanzenarten nicht im Zusammenspiel von genetischen Veränderungen und Umweltfaktoren stattgefunden hat - und stattfindet -, wäre der Nobelpreis sicher. Doch bis jetzt - knapp 150 Jahre nach der Vorstellung der Evolutionstheorie durch den britischen Naturforscher Charles Darwin - wurde die Theorie zwar immer wieder ergänzt. Widerlegen konnte sie jedoch noch niemand.
Trotzdem zweifelt jeder achte Lehramtsstudent der Universität Dortmund daran, dass die Evolution so stattgefunden hat, wie Naturwissenschaftler sagen. Und selbst unter zukünftigen Biologie-Lehrern gibt es offenbar etliche Skeptiker. Dies ist das Ergebnis von zwei Umfragen unter 1228 Studienanfängern des vergangenen Jahres, wie die Universität mitteilte."
Juli 2007
„Mit Sorge betrachtet die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Äußerungen der hessischen Kultusministerin Karin Wolff zur möglichen Aufnahme der Schöpfungslehre in den Biologieunterricht an hessischen Schulen. "Die Schöpfungslehre eignet sich nicht zur Beschreibung der Evolution", sagte der Vizepräsident der größten deutschen Forschungsförderorganisation, der Würzburger Molekularbiologe Professor Jörg Hinrich Hacker, als Reaktion auf die bekannt gewordenen Überlegungen der Ministerin. (Süddeutsche Zeitung)
Juli 2007
„Eifrig sekundiert wird Karin Wolff von Bischöfin Cordelia Kopsch, der stellvertretenden Kirchenpräsidentin Hessen-Nassaus, sowie dem Augsburger Bischof Walter Mixa, der häufiger mit erzkonservativen Aussagen von sich reden macht. Letzterer verstieg sich sogar zu der Aussage, das Festhalten an der Evolutionstheorie im Schulunterricht habe "etwas Totalitäres" und das sei ‚auch und gerade aus Sicht der Wissenschaft unvernünftig'.
Droht damit ein neuer Kulturkampf zwischen rückwärtsgewandten Kräften, die den wissenschaftlichen Fortschritt mit einem Federstrich tilgen möchten, und der Forschung, die eng mit dem Zeitalter der Aufklärung und der Emanzipation von religiösen Alleinherrschaftsfantasien verbunden ist?" (wissenschaft-online/spektrumdirekt)
Oktober 2008
In Italien wurde Darwins Entstehung der Arten erst nach massivem Widerspruch wieder in den Lehrplan aufgenommen, in Deutschland lud unlängst Thüringens CDU-Ministerpräsident Dieter Althaus den bekannten Evolutionskritiker Siegfried Scherer zu einer Diskussionsrunde in die Erfurter Staatskanzlei ein. Erst nach heftigen Protesten und der Absage des ebenfalls eingeladenen Kasseler Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera machte die Staatskanzlei einen Rückzieher."
Und nun: Geburtstagsfeier
Der bfg München versteht sich als Organisation, die sich im Diesseits für Bürger- und Menschenrechte einsetzt, als eine Interessengemeinschaft für Freigeister, Zweifler und Ungläubige und als Vertretung von Menschen, die die Grundzüge eines naturwissenschaftlich begründeten Weltbildes (z.B. gegenüber religiös begründeten Entstehungs- und Schöpfungslehren) öffentlich bekannter machen möchte.
Die Geburtstagsparty für Darwin am Donnerstag, den 12. Februar 2009 (ab 18h00 im Oberangertheater in München, mit Film, Kabarett und lebhaften Diskussionen zum Thema, soll als Hommage an ihn und seine Bedeutung für die Menschheit verstanden werden.
Assunta Tammelleo
Programm (Einlass: 17:30 Uhr)
18.00 Uhr: "Wer den Wind sät"
Im amerikanischen Tennessee bricht 1925 ein Streit aus: ein junger Lehrer lehrt seine Schüler die Evolutionstheorie von Charles Darwin, die besagt, dass der Mensch durch Evolution entstanden ist. Ein fanatischer Reverend veranlasst, dass der Lehrer verhaftet und ihm der Prozess gemacht wird, da die von ihm gelehrte These der biblischen Schöpfungsgeschichte widerspricht, welche laut damaligem Gesetz die einzig richtige Lehre ist. Der „Affenprozess" schlug hohe Wellen in den Vereinigten Staaten, der Film macht dies zum Thema.
Der bfg München widmet ihn u.a. der ehemaligen hessischen Kultusministerin Karin Wolff die die christliche Schöpfungsgeschichte im Sommer 2007 zum Bestandteil "eines modernen Biologie-Unterrichtes" machen wollte!
Eintritt: 5,00 €
20.30 Uhr: Eisi Gulp - Kabarett: "Eine kleine, etwas andere Schöpfungsgeschichte"
Der Münchner Kabarettist und "king of comedy", Eisi Gulp, findet auf Reisen im Hotelzimmer eine Bibel in der Schublade des Nachtkastens und liest darin. Nicht ohne Folgen...
Zum 200. Geburtstag von Charles Darwin gratuliert auch der Eisi, kommt eigens dafür aus der Provinz Rosenheim in die Landeshauptstadt gereist und wird aus diesem Anlass die christliche Schöpfungsgeschichte als Komiker auf seine Art beleuchten.
Wer dieser Art Erleuchtung durch den "Verfechter der klaren Birne" im Oberangertheater beiwohnt, bekommt sicher keine 72 Jungfrauen im Jenseits versprochen und erlebt auch keinen American Chippendale, sondern einen echten Bavarian Dreamman im Hier und Jetzt!
Einlass: 20.15 Uhr / Eintritt: 12,00 €
Ab ca. 22.30 Uhr: "Heidenspass statt Höllenqual"
Geburtstagstorte, Äpfel und Bananen vom Baum der Erkenntnis im Anschluss für alle und solange Vorrat reicht! Zum Oberangertheater gehört das Restaurant "Foyer", das am Abend geöffnet hat und bestes Essen und Trinken ab 18.00 Uhr bereits anbietet! Getränke dürfen mit ins Theater genommen werden!
Veranstalter: Bund für Geistesfreiheit München, Kellmann-Stiftung und Kulturstiftung Hinterhalt.
Der Videoclip des bfg München zum Darwin-Geburtstag.