Uni Kiel

Evolutionsforscher gaben Schülern einen Einblick in die nächste "Revolution der Biologie"

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Prof. Thomas Bosch spricht vor dem gut gefüllten Hörsaal der Universität Kiel während des "Darwintags".
Der gut gefüllte Hörsaal der Universität Kiel während des "Darwintags"

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Prof. Hinrich Schulenburg spricht vor dem gut gefüllten Hörsaal der Universität Kiel während des "Darwintags".
Der gut gefüllte Hörsaal der Universität Kiel während des "Darwintags"

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JungwissenschaftlerInnen-Podium auf dem "Darwintag" der Universität Kiel
JungwissenschaftlerInnen-Podium auf dem "Darwintag" der Universität Kiel

Am Darwintag bot die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) über 1.000 Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, einen Einblick in die aktuelle Evolutionsforschung zu gewinnen. Diesmal stand ein Gebiet im Fokus, das lange ein wissenschaftliches Schattendasein fristete: die Mikrobiologie. Weshalb sie eine unterschätzte Größe in der Evolution darstellt und warum die meisten Schulbücher geändert werden sollten, vermittelte ein Team aus hochkarätigen Forschern und Jungwissenschaftlerinnen.

Der Verlust der Biodiversität fängt im eigenen Körper an

Prof. Thomas Bosch gab einen Einblick in die Arbeit seines Forschungsteams, das unter anderem den Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom und dem Immunsystem untersucht. Die Mikrobiota sind laut Bosch eine lange unterschätzte evolutionäre Größe. Mittlerweile weiß man, dass man komplexe Lebewesen nur im Zusammenhang mit ihren Mikroben vollständig verstehen kann. Und trotzdem enthalten die meisten Biologiebücher den Schülerinnen und Schülern vor, dass der Mensch kein Individuum ist, sondern ein mikrobiotischer Superorganismus. So beherbergt der menschliche Körper mehr Mikroben als eigene Zellen und auch die Menge an mikrobiellem Erbgut in und auf uns übersteigt das menschliche Erbgut um ein Vielfaches.

Durch schlechte Ernährung und Medikamente ist diese Vielfalt allerdings bedroht. Was das für Folgen für den Menschen hat, konnte Bosch in seinen Mäusestudien zeigen. Steril aufgezogene Mäuse sind häufiger krank und haben weniger Nachwuchs. Evolutionärer Erfolg bedeutet eben auch, ein gesundes Mikrobiom zu besitzen. Der Verlust der Biodiversität sei nicht nur durch den Klimawandel in der Umwelt beobachtbar, sondern fange im eigenen Körper an.

Wissenschaft hat die "Verpflichtung, der Gesellschaft etwas zurückzugeben"

Im Anschluss gaben mehrere NachwuchswissenschaftlerInnen einen Einblick in ihre Forschung und präsentierten den interessierten Jugendlichen in interaktiven Vorträgen die neusten Erkenntnisse der Mikrobiologie und Evolutionsforschung, aber auch die Fragen, die die Wissenschaft bisher noch nicht klären konnte. Nicht zuletzt konnten die Schülerinnen und Schüler dabei einen Einblick in das Berufsfeld "WissenschaftlerIn" gewinnen. Dies ist für Prof. Hinrich Schulenburg eines der wichtigsten Ziele der Veranstaltung: "[Als] Wissenschaftler haben wir die Verpflichtung, der Gesellschaft etwas zurückzugeben." Die Bedeutung der Wissenschaftskommunikation rückt für viele Universitäten zunehmend in den Fokus. Zwar, so Schulenburg, sei die Akzeptanz der Evolutionstheorie in Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten wie den USA recht hoch, dennoch sollte die Evolution im Biologieunterricht einen zentraleren Platz einnehmen.

Die Veranstaltung wurde vom Kieler Zoologischen Museum, dem Zoologischen Institut der CAU, dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) und dem Kiel Evolution Center organisiert und aufgezeichnet.

Ergänzt wurde das Angebot von begleitendem Unterrichtsmaterial.

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