Warum hassen Religiöse die Atheisten so sehr?

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Logo der American Atheist Association

USA. (hpd/AAA) Dave Muscato, der Public Relations Director der American Atheist Association, beantwortet die Frage „Warum hassen Religiöse uns so sehr?“ mit einem ausführlichen Hinweis auf die möglichen Verluste von gesellschaftlichen und kulturellen Privilegierungen von Religiösen in den USA. Die Parallelen zu Deutschland sind in vielen Aspekten unübersehbar.

Wenn wir die Hass-Mails, die wir erhalten, durchsehen, dann fragen wir uns oft, warum Religiöse so böse mit uns sind, Gewalt androhen, uns verfluchen, gelegentlich aus Vandalismus unser Eigentum zerstören, und so weiter. Was soll das?

Religiöse Glaubensgenossen (in diesem Land und an vielen anderen Orten) haben etwas, was religiöse Privilegien heißt. Das ist ein Begriff in der sozialen Gerechtigkeit, der meint, dass in unserer Kultur bestimmte gesellschaftliche Vorteile eingebaut sind, die aufgrund der Tradition von religiösen Menschen erwartet werden, von religiösen Menschen weiter getragen und heftig verteidigt werden. (Unsere Kultur hat auch weiße Privilegien, männliche Privilegien, etc.). Einige Beispiele der religiösen Privilegien sind im Anhang zu diesem Beitrag aufgeführt.

Ein Grund, warum Menschen so wütend auf unsere Aktivitäten reagieren, ist, dass sie unser Handeln nicht als Schutz und Kampf für unsere Rechte wahrnehmen, sondern es als den Verlust IHRER Privilegien betrachten, auch wenn sie es so nicht benennen würden.

Der so genannte Krieg gegen Weihnachten ("War on Christmas" - Xmas and Christmas) ist ein gutes Beispiel: Die Christen haben das Privileg lange genug gehabt, vorausgesetzt, dies ist eine „christliche Nation“, dass sie sich aufregen, wenn wir , als Nicht-Christen, unseren Platz in der Gesellschaft beanspruchen.

Privilegien zu verlieren ist sicherlich kein Spaß. Es fühlt sich an, wie etwas zu verlieren, auch wenn es etwas ist, was man primär aus Ungerechtigkeit besaß. Wenn man bestimmte Vorteile gewöhnt ist, und man beginnt, diese Vorteile zu verlieren, ist das Leben schwieriger. Wer viel Geld in der Immobilienblase etc. verloren hat, der kennt dieses Gefühl, oder, sagen wir, wenn man als Moslem in einem überwiegend muslimischen Land lebte und sich nun in den Vereinigten Staaten aufhält. Wenn Sie es gewohnt sind, Nicht-behindert zu sein und dann als Behinderter leben müssen, werden Sie schnell erleben, wie unbequem und unnachgiebig die Welt zu Ihnen sein kann.

Atheisten, die ehemals religiös waren, erleben die gleiche Sache. Es ist genau so schwierig für uns, diese Privilegien zu verlieren, wie für religiöse Menschen, die religiös bleiben, sie zu verlieren, wenn unser Aktivismus daran arbeitet, die Dinge auszugleichen.

Es sind keine guten Gründe, aber es gibt Gründe

Ich denke, es ist wichtig, dass wir im Hinterkopf behalten, dass Glaubensgenossen Gründe dafür haben, um sich über uns zu ärgern. Es sind keine guten Gründe, aber es gibt Gründe. Indem wir ihnen helfen, zu verstehen, dass wir die Gleichheitsrechte verteidigen, nicht besondere Rechte, denke ich, können wir zu besseren Konditionen mit den Religiösen kommen. Ähnlich könnte es sein, wenn sie sehen, dass sie derzeit besondere Rechte haben; vielleicht werden sie dann mehr Verständnis für unsere Perspektive haben.

Dave Muscato
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Einige Beispiele der religiösen Privilegien (und Lebenserfahrungen als Atheist) von Kolumnist Sam Killerman, der Religiöse direkt anspricht:

  • Sie können die Freistellung von der Arbeit zu religiösen Feiertagen erwarten, um zu feiern (z. B. die Regierung bezieht sich auf ihre religiösen Feiertage).
  • Musik und Fernsehprogramme mit Bezug auf Ihre Religions-Feiertage sind leicht zugänglich.
  • Es ist leicht, Geschäfte zu finden, die Artikel führen, die Sie suchen, um Ihren Glauben zu praktizieren und religiöse Feiertage zu feiern.
  • Sie werden nicht unter Druck gesetzt, Feiertage von anderen Glaubensvorstellungen zu feiern, die mit Ihren religiösen Werten kollidieren können.
  • Feiertage, die Ihr Glaube feiert, werden so weit unterstützt, dass man oft vergessen kann, dass sie auf Ihren Glauben begrenzt sind (z. B. Anderen ein „Fröhliches Weihnachten“ oder „Frohe Ostern“ zu wünschen, ohne Rücksicht auf deren Glauben).
  • Sie können frei anbeten was Sie wollen, ohne Angst vor Gewalt oder Bedrohungen.
  • Ein Autoaufkleber zur Unterstützung Ihrer Religion wird wahrscheinlich nicht dazu führen, dass Ihr Auto mutwillig zerstört wird.
  • Sie können Ihre religiösen Bräuche praktizieren, ohne in Frage gestellt zu werden, verspottet oder daran gehindert zu werden.
  • Bei einem Gerichtsprozess können Sie davon ausgehen, dass die Geschworenen, die ja aus ihrem Wohnbezirk stammen, Ihren Glauben teilen und ihn nicht als Argument gegen Sie verwenden werden.
  • Wenn Sie einen Eid schwören, werden Sie Ihre Hand auf eine religiöse Schrift in Bezug auf Ihren Glauben legen.
  • Positive Bezüge zu Ihren Glauben werden Dutzende Male am Tag von allen gesehen, unabhängig von ihrem Glauben.
  • Politiker, die für sie verantwortlich handeln, sind wahrscheinlich Mitglieder Ihres Glaubens.
  • Politiker können Entscheidungen unter Berufung auf Ihren Glauben begründen, ohne deshalb als Ketzer oder Extremisten bezeichnet zu werden.
  • Es ist einfach für Sie, Ihren Glauben im Fernsehen, in Filmen, Büchern und anderen Medien dargestellt zu sehen.
  • Sie können davon ausgehen, dass jemand, dem Sie begegnen werden, ein annehmbares Verständnis für Ihre Überzeugungen hat.
  • Sie werden nicht dafür bestraft (sozial oder anderweitig) nicht zu wissen, welche religiösen Bräuche andere Menschen haben.
  • Ihr Glaube wird am Arbeitsplatz akzeptiert / unterstützt.
  • Sie können jeden Berufsweg wählen, den Sie wollen, ohne dass es mit Ihrem Glauben verbunden oder begründet wird.
  • Sie können in jeden Teil des Landes reisen und können sich sicher sein, dass Ihre Religion akzeptiert wird und Sie Zugang zu religiösen Räume erhalten, um Ihren Glauben zu praktizieren.
  • Ihr Glaube kann ein Aspekt Ihrer Identität sein, ohne dass es ein definierender Aspekt ist (z. B. werden die Menschen nicht an Sie als ihren „christlichen“ Freund denken).
  • Sie können höflich, nett oder friedlich sein und werden nicht als eine „Ausnahme“ von denjenigen angesehen, die Ihren Glauben praktizieren.
  • Spendensammlungen bei Versammlungen Ihres Glaubens werden nicht als potenziell bedrohliches oder terroristisches Verhalten untersucht.
  • Der Bau von Räumen des Gottesdienstes wird wahrscheinlich nicht mit Bezug auf Ihren Glauben behindert werden.
  • Sie werden nie danach gefragt, im Namen aller Mitglieder Ihres Glaubens zu sprechen.
  • Sie können überall hingehen und annehmen, dass Sie von den Mitgliedern Ihres Glaubens umgeben sein werden.
  • Ohne besondere Anstrengungen werden Ihre Kinder eine Vielzahl von Lehrern haben, die Ihren Glauben teilen.
  • Ohne besondere Anstrengungen werden Ihre Kinder eine Vielzahl von Freunden haben, die ihren Glauben teilen.
  • Es ist für Sie oder Ihre Kinder leicht zugänglich - vom Kindergarten bis zur Universität - an Institutionen Ihres Glaubens erzogen zu werden.
  • Die Offenlegung Ihres Glaubens bei einer Adoptionsvermittlungsstelle wird wahrscheinlich nicht verhindern, dass Sie Kinder adoptieren können.
  • Im Falle einer Scheidung, wird der Richter – aufgrund Ihres Glaubens - nicht sofort das Sorgerecht für Ihre Kinder Ihrer Ex-Frau zusprechen.
  • Ihr Glaube wird natürlich an den meisten öffentlichen Institutionen gelehrt oder angeboten.
  • Sie können sich darüber beschweren, dass Ihre Religion angegriffen wird, ohne dass es als Angriff auf eine andere Religion wahrgenommen wird.
  • Sie brauchen sich mit der Idee, religiöse Privilegien zu besitzen, gar nicht erst befassen.

Erstveröffentlichung auf der Internetseite der American Atheist Association.
Übersetzung: Carsten Frerk.