Islamismus ist eine ultra-religiöse, ultra-konservative Ideologie, die Menschenrechte, die Moderne und Errungenschaften wie Parlamentarismus und Gleichberechtigung ablehnt. Trotzdem findet er Apologeten auch in Deutschland. Eine Antwort auf meine Kritiker.
Da unter einem meiner Artikel davon die Rede war, dass ich hier im Humanistischen Pressedienst "islamfeindliche Artikel" veröffentlichen würde und dürfte, und dass die Kurzzusammenfassung meiner "gesammelten Werke" "Alles Islamisten!" wäre, möchte ich die Chance nutzen, nochmals zu erklären, was Islamismus und Islamisten ausmacht und was eben auch nicht.
Dabei soll es nicht um die konkrete kommentierende Person gehen und schon gar nicht darum, diese vorzuführen. Stattdessen soll die gestellte Frage "Wie unterscheiden wir, wer Islamist ist und wer nicht?" ernst genommen und beantwortet werden. Ob das die konkrete Person dann überzeugt oder nicht, wird sich zeigen und ist dabei nebensächlich.
Der Islamismus ist eine historisch gesehen recht junge Entwicklung, die sich als anti-moderne Reaktion auf die Herausforderungen der Moderne ab den 1920er Jahren in Ägypten entwickelt. Der Islam ist da bereits über 1.300 Jahre alt. Der Islamismus versucht, den relativen Bedeutungsverlust der islamischen Welt des Nahen und Mittleren Ostens, der im Mittelalter dem christlichen Europa militärisch und wissenschaftlich überlegen oder mindestens ebenbürtig war, religiös zu erklären.
Der Islamismus übernimmt dafür eine Dekadenz-Erzählung, wie wir sie auch aus rechtsextremistischen Kreisen im Europa der 1920er Jahre kennen, und verbindet sie mit ähnlichen Erzählungen der islamischen Tradition aus dem späten 13. Jahrhundert, insbesondere des Autors Ibn Taimiya.
Ein angeblicher Verfall der Sitten führt zu einer Schwächung des Gemeinwesens, mit dem man sich dann den relativen Bedeutungsverlust der eigenen Kultur gegenüber anderen geopolitischen Mächten erklärt. Anstatt auf gesellschaftliche Organisationsformen, wirtschaftliche Voraussetzungen und technische Entwicklungen zu blicken, begibt man sich auf ein Feld, das man heute "Kulturkampf" nennen würde.
Was Islamisten von einfachen Muslimen in aller Welt unterscheidet, ist, dass der Islamismus einen politischen Anspruch erhebt, das Leben von Muslimen und selbst Un- oder Andersgläubigen in seinem Einflussbereich zu regulieren. Er erhebt den Anspruch Herrschaftsform zu sein, was "der Islam" nicht tut und was von der Mehrheit der Muslime abgelehnt wird. Oft geschieht dies in umfassender Form, die alle Lebensbereiche betreffen soll. Zu glauben, dass es im Islam keine Trennung von Politik und Religion gäbe ist schon der erste Schritt Islamisten auf den Leim zu gehen, die diese Behauptung gerne aufstellen. Ein Beispiel hierfür ist Hasan al-Banna, der Gründer der Muslimbruderschaft.
Was Islamisten von einfachen Muslimen in aller Welt unterscheidet, ist, dass der Islamismus einen politischen Anspruch erhebt, das Leben von Muslimen und selbst Un- oder Andersgläubigen in seinem Einflussbereich zu regulieren.
Insofern ist auch die mir untergeschobene Aussage "Alles Islamisten!" falsch. In keinem meiner Artikel habe ich behauptet, dass alle Muslime Islamisten seien, oder dass "der Islam" derartiges fordern würde. Stattdessen wird die häufig von Islamisten verwendete Aussage übernommen, dass alle Kritiker des Islamismus "Islamfeinde" seien. Eine Aussage, die vor allem muslimische Kritiker des Islamismus und Ex-Muslime trifft. Wenn man bedenkt, dass "Apostasie" (also der Abfall vom Glauben) nach konservativen Auslegungen des Islam mit dem Tode zu bestrafen ist, dann stellt sich schon die Frage, ob die westlichen Islamismus-Apologeten wissen, was sie tun.
Woran erkennt man aber nun Islamisten? Nun ja, man hört ihnen zu oder liest ihre Werke. Wer ein Kalifat fordert, wer "den Islam" zur Grundlage des Zusammenlebens machen möchte oder Parlamentarismus und Demokratie als "unislamisch" ablehnt, der ist Islamist. Wer die Scharia als Grundlage einer Staatsordnung implementiert sehen möchte oder sich eine Theokratie oder ein Kalifat wünscht, ist Islamist. Wer hingegen seine Religion im friedlichen Nebeneinander der Religionen und Weltanschauungen auslebt und sich keine theologische Basis der Gesetzgebung wünscht, der ist es nicht.
Deshalb habe ich auch nie behauptet "Alles Islamisten!" sondern habe spezifische Organisationen und Autoren angeführt. Egal ob die Muslimbruderschaft, Hasan al-Banna (ihr Gründer), Sayyid Qutb (einer ihrer Vordenker) oder Mohammed Amin al-Husseini, von dem es Bilder mit seinem Idol Adolf Hitler gibt, es handelt sich keineswegs um "progressive Linke", wie Judith Butler noch 2006 in Bezug auf die Hamas (ein Ableger der ägyptischen Muslimbruderschaft) behauptete.
Ich finde es erschreckend und es will mir nicht in den Schädel, wie gerade linke, sich als progressiv verstehende Menschen mit einer solchen Ideologie gemeinsame Sache machen können und wollen. Wie Heidi Reichinnek, die 2016 eine "programmatische Einbeziehung" auch reaktionärer Kräfte forderte oder eben kürzlich die Berliner Jungsozialisten, die den Begriff "Islamismus" nicht mehr verwenden wollen, weil er angeblich den Islam als Ganzes stigmatisieren würde, ganz im Sinne der Kräfte, die schon immer "Islamophobie" als Schutzschild vor sich hertragen.
Der Islamismus ist eine ultra-reaktionäre Ideologie (im politischen Äquivalent würde man von rechtsextrem sprechen), welche die Menschenrechte, Demokratie, Gleichberechtigung und Religionsfreiheit ablehnt. Seine Opfer sind größtenteils liberale Muslime und Ex-Muslime. Mit diesen sollten wir uns solidarisch zeigen.
Ich weiß nicht, ob ich mit dieser Erklärung jemanden überzeugen konnte. Aber wer Näheres zu meinen Positionen zum Islamismus erfahren möchte, kann gerne in meinem Buch "Im Namen Allahs?" nachlesen. Dort kommen entsprechende Autoren in ihren eigenen Worten ausgiebig zu Wort. Es sollte in jeder Universitätsbibliothek zu finden sein.

59 Kommentare
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Kommentare
Martina Möller am Permanenter Link
Vor was bekommen wir jetzt mehr Angst? Vor noch mehr warnenden Worten von Sebastian Schnelle - "...
Petra Pausch am Permanenter Link
Wenn Sie dem Text entnehmen, dass Ihre muslimischen Nachbarn das Problem sind, haben Sie ihn nicht verstanden.
Martina Möller am Permanenter Link
Nur zu, erklären Sie mir den Text!
Petra Pausch am Permanenter Link
Nein. Ich nehme Ihnen sicherlich nicht Ihre Denkarbeit ab. Nur eines: Ich fühle mich nicht durch meine muslimischen Nachbarn bedroht. Auch nicht nach Lesen dieses Textes.
Bo am Permanenter Link
Als kleine Bewertungshilfe hierzu unten ein paar Statistiken zur Gesinnung von Muslimen in UK und weltweit. Wie Sie dies einordnen und ob Sie dies unproblematisch finden oder nicht, obliegt alleine Ihnen.
https://www.theguardian.com/uk-news/2016/apr/11/british-muslims-strong-sense-of-belonging-poll-homosexuality-sharia-law
http://news.bbc.co.uk/2/hi/6309983.stm
https://www.pewresearch.org/religion/2013/04/30/the-worlds-muslims-religion-politics-society-overview/
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Wer jetzt den Unterschied noch immer nicht verstanden hat, der hat ein Problem mit der Realität zwischen Islam und Islamismus, das eine ist Religion, das andere Machtkampf
A.S. am Permanenter Link
Lieber Gerhard,
ausnahmsweise muss ich Dir hier widersprechen: Bei Religion geht es immer um Macht und Geld für die Priester. Das ist im Islam nicht anders als bei den Islamisten und den Kirchen.
"Gott" ist eine Maske, hinter der sich die Priester selbst verstecken.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das ist richtig was Du schreibst, nur der Unterschied ist, dass viele Menschen diesen erfundenen Göttern Glauben und damit in Ruhe gelassen werden, während andere mit Mord und Totschlag drohen, wer nicht Glauben will
Die ersteren werden eines Tages aus ihrem Glaubenstraum erwachen müssen, während die
anderen nie mehr aufwachen werden, da sie tot sind.
A.S. am Permanenter Link
Atheisten im strengen Sinne behaupten, dass es keinen Gott gäbe. Beweisführen können sie nicht.
Agnostiker sagen, sie können sich nicht zwischen den Göttern entscheiden und melden Zweifel an, ob es Gott überhaupt gäbe. Als Zweifler brauchen sie keinen Beweis führen, es reicht auf Unstimmigkeiten bei den religösen Lehren zu verweisen.
Humanisten sind Agnostiker oder Atheisten. Der Humanistische Pressedienst verbreitet Nachrichten aus dem atheistisch-agnostischen Spektrum. Soweit, so gut.
Warum bitte soll sich der hpd für irgend eine Religion aussprechen? Der hpd braucht sich nicht für den Islam auszusprechen, sowenig er sich für andere Religionen ausspricht. Er braucht auch keine Religion in Schutz zu nehmen.
Eine klare Positionsbestimmung von mir:
- Die Götter waren schon immer erfunden, Produkte menschlicher Fantasie (wo bitte ist der Rassismus?)
- Die Religionen waren schon immer Menschenwerk, geschaffen von Götterverkündern (wo bitte ist der Rassismus?)
- Die Götterverkünder verkünden nicht den Willen der Götter, sondern geben ihren eigenen Willen als den Willen Gottes aus (wo bitte ist der Rssismus?)
- In der Werbung, der Politik und der Religion werden die Menschen mit schönen Verheißungen an der Nase herum geführt (wo bitte ist der Rassismus?)
- Bei Religion geht es um Macht und Geld für die religiösen Führer (wo bitte ist der Rassismus?)
- So, wie "Helden" die nützlichen Idioten weltlicher Führer sind, sind "Märtyrer" die nützlichen Idioten religiöser Führer. Von nützlichen Idioten können Führer nicht genug haben, darum werden "Helden" bzw. "Märtyrer" als Vorbilder hingestellt und verehrt (wo bitte ist der Rassismus?)
- Die Verheißung vom "ewigen Leben im Paradies" adressiert den menschlichen Selbsterhaltungstrieb (wo bitte ist der Rassismus?).
- Die religiösen Führer spielen mit den menschlichen Instinkten, Ängsten und Sehnsüchten. Sie versprechen ihren Gläubigen das Blaue vom Himmel herunter (wo bitte ist der Rassismus?).
- Religion funktioniert wie Heiratsschwindel. Am Anfang stehen schöne Verheißungen, zu den Sehnsüchten der Menschen passed geschneidert. Anschließend werden die Gläubigen ein Leben lang hingehalten und ausgebeutet (wo bitte ist der Rssismus?).
- Gott, Hölle und Paradies sind ein Zuckerbrot-und-Peitsche-System, mit dem Menschen gesteuert werden können (wo bitte ist der Rassismus?).
Die Vokabel vom "antimuslimischen Rassismus" ist reine Demagogie, weil Religion nichts, aber auch gar nichts mit Rasse zu tun hat. Der "antimuslimische Rassismus" gehört in die Mülltonne demagogischer Begriffe.
Große Teile des linksgrünen Spektrums sind islamistischer Demagogie auf den Leim gegangen.
Was wir tun müssen für Frieden im Land:
1.) Aufklären. Götterverkünder tun nur so, als hätten sie Ahnung von Gott.
2.) Religion "niedrig hängen". Wenn den Menschen Religion nicht wichtig ist, streiten sie auch nicht drum.
Wir waren schon mal auf gutem Weg. Vor Merkel, Wulff, Steinmeier, Bedford-Strohm, Reinhard Marx, u.a.
Was es tatsächlich gibt, ist Muslim-Phobie. Darüber müssen wir reden.
Petra Pausch am Permanenter Link
"Atheisten im strengen Sinne behaupten, dass es keinen Gott gäbe. Beweisführen können sie nicht." Seit wann muss oder kann irgendjemand die Nichtexistenz von Etwas beweisen?
A.S. am Permanenter Link
Liebe Frau Pausch,
als gelernter Naturwissenschaftler argumentiere ich mit Wahrscheinlichkeiten: Es ist höchst unwahrscheinlich, dass es Russels Teekanne gibt.
Ich sehe die Religionen als von Menschen gemachte Werkzeuge der Politik.
"Gott" ist ein Trick der Priester, um die eigene Autorität aufzublasen.
"Gott" ist ein Trick, die Menschen einzuschüchtern (Gottesfurcht).
Die Höllendrohung ist reiner Psychoterror.
Mit der Verheißung vom "Ewigen Leben im Paradies" führt man uns an der Nase herum.
Der Sprachgebrauch in religiösen Formeln wie "Herr, Dein Wille geschehe!" lehrt Untertanentum.
Jeder Herrscher wünscht sich ein Volk, dass treudoof alles glaubt, was der Herrscher behauptet, dass dem Herrscher bis in den Tod gehorcht, dass dem Herrscher sein ganzes Leben lang dient. In diesem Sinne wird das Volk mittels Religion erzogen unter Berufung auf "höhere", transzendente Herrscher.
Religion ist durch und durch antidemokratisch. Die Bischöfe heucheln mMn nur Treue zur Demokratie. Die muslimischen Führer haben das mit dem heucheln noch nicht so drauf, sie hetzen ihre Gläubigen zur Gewalt gegen Demokratie und Freiheit auf.
Die Kirchen sabotieren unsere Demokratie mit Hilfe zweckentfremdeter Menschenrechte.
awmrkl am Permanenter Link
Na das ist wohl daneben gegangen, es sollte wohl heißen:
"Wenn Sie mir beweisen, dass es Russells Teekanne nicht gibt, beweise ich Ihnen auch, dass es Gott NICHT gibt."
Stimmts?
Petra Pausch am Permanenter Link
Nein, das stimmt nicht. Ich habe das bewußt so formuliert. Weil ich zu 100 Prozent davon überzeugt bin, dass die Existenz von Russells Teekanne nicht bewiesen werden kann.
Roland Fakler am Permanenter Link
Lieber A.S. du hast echt den vollen Durchblick, deswegen würde ich dir mal empfehlen, deine gesammelten Weisheiten in einem Buch zu bündeln.
A.S. am Permanenter Link
Bücher schreiben liegt mir nicht. Meine Fähigkeiten sehe ich eher bei kurzen, knackigen Sprüchen.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Auch viele kurze knackige Sprüche können ein Buch ergeben, so habe ich meine Bücher gemacht.
awmrkl am Permanenter Link
"Atheisten im strengen Sinne behaupten, dass es keinen Gott gäbe"
Nein, das tut höchstens eine Minderheit, das nennt man "starker Atheismus".
"Beweisführen können sie nicht."
Nichtexistenz ist idR prinzipiell nicht beweisbar.
Ich formuliere es so wie Frau Pausch es wohl beabsichtigte:
"Wenn Sie mir beweisen, dass es Russells Teekanne nicht gibt, beweise ich Ihnen auch, dass es Gott nicht gibt."
"Humanisten sind Agnostiker *oder* Atheisten"
Nein, meist beides: Die meisten Atheisten sind "schwache Atheisten", d.h. sie sind "agnostische Atheisten". Siehe dazu die Grafik hier:
http://3.bp.blogspot.com/-fQjdCzGh3rQ/UXYR39cQFPI/AAAAAAAAAHM/JsUY8kKwdog/s1600/atheist+vs+agnostic.png
Und dass [alle] Humanisten Agnostiker und/oder Atheisten seien, ist eine unbelegte Behauptung, die mE nicht zutrifft.
Norbert Reimann am Permanenter Link
Was ist das nun wieder: „einfache Muslime“?
Gudrun Probst-Eschke am Permanenter Link
M.E. sind die Grenzen fließend!
Außerdem gibt es keine Religion ohne Machtanspruch und Dogmen!
Philipp Weimann am Permanenter Link
Solange sich der Machtanspruch oder das Dogma nur auf Bereiche bezieht, die mit den in Deutschland gektenden persönlichen Freiheiten abfedeckt sind, ist das ja gar kein Problem.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Ein (weiteres) Problem mit dem Islam und Islamismus ist die fließende Grenze zwischen beiden. Ist ein friedlicher Muslim, dem die Scharia wichtiger ist als das Grundgesetz, schon ein Islamist?
Roland Fakler am Permanenter Link
Islamismus ist die konsequente Umsetzung koranischer Ideen in politische Wirklichkeit. Dort wo der Islam Macht hat, will er auch herrschen. Das war von Anfang an so und daran wird sich nichts ändern.
Mark am Permanenter Link
"Seine Opfer sind größtenteils liberale Muslime und Ex-Muslime. Mit diesen sollten wir uns solidarisch zeigen."
Mohammed war ein Feldheer, er eroberte und betrieb Machtpolitik. Auf die Lehren dieses Mann basiert der Islam. Wenn liberals Muslims versuchen seine Lehren in Einklang mit den modernen Zeitgeist zu bringen, ist es nicht anders als Christen die das selbe tun. Aber ist so ein Christ oder Muslim noch ein richtiger Christ oder Moslem?
malte am Permanenter Link
Ich sehe nicht, dass der Text liberale Muslime und "den Islam" gleichsetzt. Er stellt lediglich fest, dass vor allem sie unter dem Islamismus leiden, was ja auch stimmt.
Natürlich kann man sich die Frage stellen, wie viel liberale Gläubige noch mit Religion zu tun haben und ob das, was sie praktizieren, nicht eher eine folkloristische Religionsattrappe ist. Darüber lässt sich wunderbar bei einem Glas Rotwein streiten. Aber für die gesellschaftspolitische Debatte finde ich diese Frage mittlerweile nicht mehr besonders relevant.
Tatsache ist, dass liberale Gläubige existieren, und wir sollten alle froh sein, dass es sie gibt. Mir ist ein Wohlfühl-Batikhemd-Kirchentags-Christentum tausendmal lieber als der Dorfpfarrer aus den 50er Jahren oder der evangelikale Hardliner. Und genauso sind mir natürlich Seyran Ateş und Lale Akgün tausendmal lieber als ein Pierre Vogel oder die Mullahs im Iran.
Mark am Permanenter Link
Der Autor behauptet, der Islamismus und der damit verbundene Fanatismus sei eine neue Entwicklung.
Der Autor vermeidet die Frage, inwieseit sich Islamisten auf Mohammed berufen können.
malte am Permanenter Link
Aber das stimmt ja auch. Der Islamismus, wie wir ihn heute kennen, ist ohne die Moderne nicht denkbar. Er hat auch "moderne" ideologische Versatzstücke wie Antisemitismus und Antiimperialismus integriert.
Das heißt nicht, dass vor der Entstehung des Islamismus im Islam Friede, Freude, Eierkuchen geherrscht hätten. Aber mit der Aussage, dass es sich beim Islamismus um eine relativ neue Entwicklung handelt, hat der Autor recht.
Bo am Permanenter Link
Wenn Islamismus eine moderne Entwicklung sein soll, wie nennt man dann die Variante, mit der sich der Islam seit Anbeginn gesellschaftspolitisch, oft mit brutalen Konzepten und auch heute noch in vielen Ländern, darst
Schaut man sich die Geschichte des Islam an, so war diese Religion eigentlich immer, mal mehr mal weniger und nicht erst in der Moderne, stets politisch. Viele islamistische Bewegungen verweisen auf religiöse Denker des Mittelalters. So abgekoppelt kann man das ganze mMn also nicht sehen.
Religiöser Fanatismus und religiös motivierte Exzesse wie Judenhass und Pogrome gab es zB in der arabischen Welt regelmäßig, auch vor der Gründung Israels oder der Infektion mit nationalsozialistischem Gedankengut.
Ich halte es folglich für falsch zu behaupten, der Islamismus wäre eine Erscheinung der Neuzeit. Ja, der Islamismus unserer Zeit beinhaltet kontemporäre Aspekte. Aber Varianten des Islamismus gab in schon immer, stets modifiziert mit den politischen Strömungen seiner Zeit.
malte am Permanenter Link
Dass es sich beim Islamismus um ein modernes Phänomen handelt, ist, so weit ich das überblicke, in der Forschung Konsens.
Deutlich wichtiger als die Frage, was denn nun der "wahre Islam" ist, finde ich aber die praktische Erfahrung, wie Muslime ihren Glauben konkret leben.
SG aus E am Permanenter Link
Ja, ja, wir wissen es: Religionskritik muss erlaubt sein – auch am Islam. Und man kritisiere ja nur den Politischen Islam bzw. den Islamismus. Gegen liberale und ex-Muslime habe man nichts.
Was hat es zu bedeuten, wenn die Gewaltbereitschaft (auch in der Summe) weniger Muslime regelmäßig thematisiert – die große Mehrheit, für die Islam Gerechtigkeit, Frieden und Streben nach Harmonie bedeutet, aber nicht gesehen wird? Nicht gesehen wird auch die Ausgrenzung und Diskriminierung, die Muslime in Deutschland tagtäglich erfahren (z.B. auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt). Wenn dieses dann in der Fachwelt als Rassismus bezeichnet wird, wird abgewehrt und legitimiert: Muslime seien keine Rasse, nur – leider – die islamische Kultur nicht mit der europäischen vereinbar.
Sich selbst stellt man als tolerant dar: Muslime, die ihre Religion im friedlichen Nebeneinander auslebten, würden akzeptiert. Gleichzeitig wird alles, was den Islam in der Öffentlichkeit sichtbar (oder hörbar) macht (z.B. Kopftuch, Muezzin-Ruf, Ramadan-Beleuchtung) als Islamisierung der deutschen Gesellschaft oder als Zeichen übergriffigen Machtstrebens gedeutet.
Auffällig sind auch jene Erzählungen und Versatzstücke, denen ich sonst nur in rechtspopulistischen oder gar rechtsextremen Blogs begegne. Konkret im Artikel oben: Mohammed Amin al-Husseini, damals Mufti von Jerusalem, war in erster Linie Nationalist, nicht Islamist. Und was Heidi Reichinnek 2016 (mit anderen) untersuchte, wurde damals auch allgemein diskutiert, nämlich, ob z.B. die tunesische Partei Ennahda als islamisches Äquivalent zu einer christdemokratischen Partei wie der CDU/CSU betrachtet werden könne.
Fazit: Mit dem Vorwurf der Islamfeindlichkeit setzt Sebastian Schnelle sich in seinem Artikel nicht auseinander und Islamismus ist alles, was ihn am Islam interessiert ... Ich finde es auffällig.
malte am Permanenter Link
Das Thema haben wir ja hier nicht zum ersten Mal, aber ich spreche es trotzdem nochmal an. Ja, Muslime sind häufig von rassistischer Diskriminierung betroffen. Es ist auch richtig, das Rassismus zu nennen.
Dass der Autor sich vor allem für den Islamismus interessiert, ist sicher richtig. Das ist das Thema seiner Doktorarbeit, daher ist es doch kein Wunder, dass er sich vor allem auf diesen Aspekt konzentriert. Und er erwähnt ausdrücklich, dass die Mehrheit der Muslime den Islamismus ablehnt. Wie kommen Sie da auf die Idee, diese Mehrheit werde "nicht gesehen"?
SG aus E am Permanenter Link
Kann man drüber reden. So hatte ich ja einmal vorgeschlagen, das Ding "anti-orientalischen Rassismus" oder eben (parallel zum Antisemitismus) "Antiorientalismus" zu nennen.
malte am Permanenter Link
Ja, daran erinnere ich mich. Darum finde ich es seltsam, dass Sie jetzt doch wieder eine Verbindung zwischen Islamkritik und Rassismus herstellen. Den zweiten Satz verstehe ich nicht.
Martina Möller am Permanenter Link
Sie fragen sich wirklich, wo bei der allgegenwärtigen, 24/7 "Islamkritik" der Rassismus ist? Oder wollen Sie uns nur "auf den Arm nehmen"?
malte am Permanenter Link
Zunächst einmal würde ich bestreiten, dass es eine "allgegenwärtige 24/7 Islamkritik" gibt. Aber gut.
Martina Möller am Permanenter Link
Zu schönes Wort, werde ich in meine Sammlung der größten Euphemismen aufnehmen: "emanzipatorische Islamkritik".
malte am Permanenter Link
Alternativ zu dieser Abwehrhaltung könnte man aber auch erstmal darüber nachdenken, was mit dem Begriff emanzipatorische Islamkritik gemeint sein könnte. Gunnar Schedel hat das gut auf den Punkt gebracht:
"Reaktionäre Islamkritik setzt Mensch und Ideologie, also Muslime und Islam, in eins und geht davon aus, dass Muslime eine homogene Gruppe bilden, die sich immer einheitlich verhält. Und sie schreibt Muslimen eine unwandelbare, durch die Gesetzesreligion Islam geprägte Identität zu. Das Kriterium, jemanden als Muslim oder Muslima zu identifizieren, ist dabei meist nicht das Bekenntnis sondern die Herkunft. Emanzipatorische Islamkritik richtet sich gegen konkrete inakzeptable Taten, Aussagen oder Einstellungen, die explizit über den Islam begründet werden oder mit guten Gründen darauf zurückzuführen scheinen. Sie fragt nach möglichen alternativen Ursachen und berücksichtigt, dass es innerhalb des Islams unterschiedliche Auslegungen bzw. Strömungen gibt. Sie weiß um die zahlreichen eigenständig denkenden Menschen aus dem islamischen Kulturkreis und zielt letztlich auf die Emanzipation des Individuums ab."
https://hpd.de/node/9710
Ich sehe gerade, dass dieser Text mittlerweile fast 15(!) Jahre alt ist, und es ist wirklich frustrierend, dass wir heute immer doch die selben Debatten führen müssen.
Martina Möller am Permanenter Link
Ihre vielen Worte helfen überhaupt nicht bei der Verteidigung der "Islamkritik“. Die Anführungszeichen bei Islamkritik: es ging und geht hier um Rassismus, der regelmässig geleugnet wird.
malte am Permanenter Link
Wie alle Ihre Kommentare: nur Parolen, keine Argumente. Viele Worte helfen hier wahrscheinlich wirklich nicht, da Sie Ihre Haltung offenbar gar nicht reflektieren w o l l e n.
Martina Möller am Permanenter Link
Natürlich "reflektiere ich meine Haltung" - ich wiederhole der Einfachheit halber einen Kommentar hier: Ich habe ein persönliches Interesse daran, dass der hpd einen guten Ruf behält, aber immer mehr Schwier
malte am Permanenter Link
Sie sorgen sich also um den Ruf des hpd. Warum?
Martina Möller am Permanenter Link
Meinen Sie, dass Sie den hpd außenstehenden Leser*innen gut "verkaufen" können? Falls ja, wie machen Sie das? Sagen Sie beispielsweise, der hpd "klärt auf", über den Islam?
malte am Permanenter Link
Aber w a r u m können Sie das schon lange nicht mehr sagen? Was genau stört Sie? Welche Formulierungen? Was genau macht der hpd beim Thema "Islam" Ihrer Meinung nach falsch?
Martina Möller am Permanenter Link
Die Artikel des hpd zum Thema Islam nur im Monat April 2025:
- Was ist Islamismus und wie erkennt man ihn?, 23. APR 2025
- Paternalistische Begierde, 16. APR 2025
- Nordzypern: Zehntausende protestieren gegen Kopftücher an Schulen, 16. APR 2025
- Das Gefahrenpotential des Islamismus, 14. APR 2025
- Hat Islamismus nichts mit Islam zu tun?, 9. APR 2025
- "Politischer Islam und Verfassung widersprechen sich“, 7. APR 2025
6 Artikel, alle sind negativ zum Islam eingestellt, kein Artikel berichtet in irgendeiner Form mit Sympathie über den Islam, die meisten Artikel (oder alle?) zeichnen eine Bedrohung durch den Islam: finden Sie das o.k.? Spiegelt das die aktuelle gesellschaftliche Wirklichkeit in Deutschland?
Wie ich bereits sagte: ich kann Außenstehenden die Islam-Berichterstattung des hpd nicht mehr positiv vermitteln. Sie wird im Allgemeinen als diskriminierend, oder auch als rassistisch, empfunden.
malte am Permanenter Link
Ich weiß echt nicht, was Sie von dieser Seite erwarten. Selbstverständlich werden Sie hier keinen Artikel finden, der mit Sympathie über den Islam berichtet.
Und woher wollen Sie wissen, wie die Berichterstattung des hpd "im Allgemeinen empfunden wird"? Sie haben dazu sicher keine repräsentative Umfrage durchgeführt.
Martina Möller am Permanenter Link
Jetzt fordern Sie eine "repräsentative Umfrage", damit ich feststellen kann, dass Aussenstehende den hpd als diskriminierend empfinden?
Ich habe mit meiner Liste zusammengefasst, wie beim hpd über den Islam berichtet wird. Dazu gehörte auch die Feststellung "kein Artikel (des hpd) berichtet in irgendeiner Form mit Sympathie über den Islam", und Sie sagen dazu nur: "Selbstverständlich werden Sie hier keinen Artikel finden, der mit Sympathie über den Islam berichtet." So soll es dann wohl sein? Mit allen Konsequenzen für die Außenwirkung des hpd?
malte am Permanenter Link
Ich bezweifle nicht, dass es Menschen gibt, die Artikel des hpd für diskriminierend halten - Ihre Kommentare zeigen das ja ziemlich deutlich. Was ich bezweifle ist, dass das "allgemein" so empfunden wird.
Es dürften nur sehr wenige Leser Ihre Sichtweise teilen. Man muss die Artikel schon extrem voreingenommen lesen, um da Diskriminierung entdecken zu wollen. Dem Großteil der Leser traue ich die Unterscheidung sowohl zwischen Islam und Islamismus als auch zwischen Ideologie und Person durchaus zu.
Martina Möller am Permanenter Link
Warum sollten "nur sehr wenige Leser meine Sichtweise teilen", dass die Artikel des hpd für diskriminierend gehalten werden?
Sie sagen: "Dem Großteil der Leser traue ich die Unterscheidung sowohl zwischen Islam und Islamismus als auch zwischen Ideologie und Person durchaus zu." Das ist eine Ausrede, die nicht dadurch besser wird, dass Sie sie tausendfach wiederholen, wie es im übrigen auch Petra Pausch dauernd tut.
malte am Permanenter Link
Wieso ich Ihre Sichtweise für die Ausnahme halte, habe ich deutlich erklärt. Sie ignorieren das lediglich, indem Sie meine Erklärung als Ausrede abtun.
Petra Pausch am Permanenter Link
Sie haben noch immer nicht begriffen (oder sperren sich dagegen), dass der hpd eine Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus vornimmt.
Und nun unterstelle ich Ihnen etwas: Es geht Ihnen nicht um Diskussion oder Debatte. Es geht Ihnen einzig und allein darum, Ihre undurchdachten Meinungen hier kundzutun und alle anzugreifen, die nicht Ihre Meinung (denn mehr ist es nicht) teilen.
Martina Möller am Permanenter Link
Sie sagen: "Und nun unterstelle ich Ihnen etwas ..." Sie nennen es selber Unterstellung: Unterstellungen brauche ich wirklich nicht, ich werde nicht mehr auf Ihre Kommentare reagieren.
Sie sagen über meine Kommentare "Ihre undurchdachten Meinungen", da erübrigt sich doch sowieso jede Diskussion?
SG aus E am Permanenter Link
‹malte› fragt: "Was genau stört Sie?" – Ohne vorgreifen zu wollen: Dazu wurde in den letzten Monaten einiges kommentiert.
Meine ich und komme zurück auf Ihre Bitte, darüber nachzudenken, was mit dem Begriff emanzipatorische Islamkritik gemeint sein könnte:
Emanzipatorische Islamkritik – klingt zuersteinmal gut. Zumindest gut gemeint. Und vielleicht ist genau das das Problem. Man könnte zurückfragen: Wozu soll emanzipatorische Islamkritik gut sein? Die bedauernswerten Muslime und Musliminnen zu emanzipieren? Ich meine: Muslime und Musliminnen, die sich emanzipieren wollen, mögen sich an all den emanzipierten Muslimen und Musliminnen, die es längst gibt, orientieren – und an deren Auslegungen des Islams. Von außen kommende emanzipatorische Islamkritik ist da m.E. überflüssig.
Und warum überhaupt eine eigene Islamkritik? Wer den Islam als Religion ernst nimmt, wird die Kritik des Islams in seine allgemeine Religionskritik integrieren. Anders ausgedrückt: Wer Religionskritik rassismusfrei betreiben will, betreibt sie, indem die Kritik der Religion für jede der drei monotheistischen Religionen in gleicher Weise durchdekliniert wird.
Mir will jedoch scheinen, es gibt in Europa, in Deutschland und eben auch beim 'hpd' zu viele Menschen, die Muslime nicht als gleichwertige Akteure der Gesellschaft und den Islam nicht als gleichwertig gegenüber Christentum bzw. Konfessionsfreiheit (1) sehen wollen. So traurig es ist: Kants "die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen" ist anscheinend immer noch zu schmeichelnd für's eigene Selbstbild, als dass man davon lassen wollte (2).
Und so maßt selbst Gunnar Schedel sich an, entscheiden zu können, was am Islam akzeptabel sei und was nicht (3). Ich meine: Solange er das im stillen Kämmerlein praktiziert, ist es kein Problem. Zum Problem wird es, wenn er öffentlich mit der Autorität eines postulierten 'wir' (aufgeklärte Europäer) gegen 'die' (nicht aufgeklärte Muslime oder Orientalen) auftritt und meint, 'wir' hätten das Recht, über die 'denen' zu gewährenden Freiheiten zu bestimmen.
—
(1) Humanismus möchte ich an dieser Stelle noch nicht sagen.
(2) 'Rasse' (original: Race) ist hier im die gesamte Zivilisation, also auch Religion und Weltanschauung umfassenden Sinne zu verstehen. So war es von Kant wohl auch gemeint. Der biologistische Rassismus ist eine spätere Entwicklung.
(3) Gunnar Schedel: "Emanzipatorische Islamkritik richtet sich gegen konkrete inakzeptable Taten, Aussagen oder Einstellungen, [...]" (a.a.O.)
malte am Permanenter Link
Ich denke, für viele Menschen war die von außen kommende Kritik am Christentum, wie sie z.B. Bertrand Russell oder Karlheinz Deschner formuliert haben, ein wichtiger Impuls für ihre Emanzipation.
Warum überhaupt eine eigene Islamkritik - liegt das nicht auf der Hand? Es braucht eine spezifische Kritik des Islam, weil die Inhalte der Religionen eben unterschiedlich sind. Die Probleme, die wir derzeit mit dem Islam haben, sind ganz andere als mit dem Christentum. Natürlich gibt es auch Kritikpunkte, die grundsätzlich alle Religionen treffen, aber eine solche allgemeine Religionskritik muss notwendigerweise an der Oberfläche bleiben.
"Und so maßt selbst Gunnar Schedel sich an, entscheiden zu können, was am Islam akzeptabel sei und was nicht."
Dieser Satz macht mich echt fassungslos. Unsere gesamte Ethik, das gesamte menschliche Zusammenleben ist auf die Unterscheidung akzeptabler und inakzeptabler Taten und Einstellungen angewiesen. Was bitte soll daran "anmaßend" sein?
Martina Möller am Permanenter Link
Ihre Antwort auf den Kommentar von SG aus E spiegelt die Bevormundung, die islamische Gläubige beim hpd erfahren: Muslime sollen zum Besseren bekehrt werden, zum Säkularismus.
malte am Permanenter Link
Für den Säkularismus einzutreten, läuft für Sie also unter „bekehren“? Sorry, aber ich habe immer mehr den Eindruck, dass Sie sich überhaupt nicht wirklich mit dem hpd auseinandergesetzt haben.
Säkularismus heißt lediglich, für eine Gesellschaft einzutreten, in der Religion Privatsache ist und nicht das öffentliche Leben bestimmen kann. Um das zu tun, muss man Religion nicht vollständig verwerfen (das von allen Muslimen zu erwarten, wäre tatsächlich utopisch). Liberale Muslime verfolgen das gleiche Ziel, daher sehe ich sie als Bündnispartner. Die meisten Autoren hier dürften das ähnlich sehen.
Dass Sie hier zum wiederholten Male mit dem Rassismusvorwurf um die Ecke kommen, ohne sich die Mühe zu machen, diesen auch nur ansatzweise zu begründen, ist gelinde gesagt eine Unverschämtheit. Sie sollten wirklich mal reflektieren, wie Sie mit dieser Instrumentalisierung des Rassismusvorwurfes als billiges rhetorisches Mittel dem tatsächlichen Kampf gegen Rassismus in den Rücken fallen.
Martina Möller am Permanenter Link
Ich habe mich sehr intensiv mit dem hpd "auseinandergesetzt". Deshalb habe ich auch ein Interesse am guten Ruf des hpd. Wichtig sind da natürlich zuallererst die Artikel, die der hpd verantwortet.
malte am Permanenter Link
Ja, "SG aus E" sollte sich davon natürlich genauso angesprochen fühlen.
SG aus E am Permanenter Link
Ich komme zurück auf Gunnar Schedels Satz: "Emanzipatorische Islamkritik richtet sich gegen konkrete inakzeptable Taten, Aussagen oder Einstellungen, [...]".
Mein Vorwurf: Das Toleranz -Konzept der 'gbs' und vieler 'hpd'-Leser baut auf Ungleichheit auf: Man nimmt für sich in Anspruch, die Grenzen der Toleranz bestimmen zu dürfen. Dieses Konzept kennt man aus dem vorrevolutionären Frankreich (z.B. das Edikt von Nantes, 1592). Rainer Forst (normative orders, Uni Frankfurt am Main) nennt dies in einem Vortrag (1) "Erlaubnistoleranz". Dem stellt er eine "Respekttoleranz" gegenüber, bei der
"gleichberechtigte Gruppen einander achten und wechselseitig anerkennen, obwohl sie in zentralen Fragen etwa zur richtigen Lebensführung nicht einer Meinung sind. Nicht eine Autorität oder Mehrheit bestimmt, was toleriert wird und was nicht, sondern gemeinsame Institutionen, die auf Normen aufbauen, die allgemein gerechtfertigt werden."
Zur Verdeutlichung füge ich hinzu: Wer die muslimische Minderheit in Deutschland als gesellschaftlichen Akteur ernst nimmt, dem ist klar, dass diese am Prozess der Normsetzung mitwirken. Ich wage zu behaupten: Dem widersetzen sich 'gbs' und 'hpd'-Leserschaft energisch.
Nun die Frage: Wie soll man es nennen, wenn eine Gruppe ('wir') eine andere Gruppe ('die') als nicht gleichberechtigt ansieht? 'Rassismus' ist eine Möglichkeit. Kant lieferte die Begründung dazu.
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(1) https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/philosophie-die-grenzen-der-toleranz
malte am Permanenter Link
Und ich wage zu behaupten: Das ist komplett an den Haaren herbeigezogen.
Kollektivistisches Denken à la "wir" und "die anderen" lehne ich ab, und ich lese hier auch keine Texte, in denen ein solches Denken zum Ausdruck kommt. Daher bleibe ich dabei: Ihr Rassismusvorwurf ist gegenstandslos. Das zeigt übrigens auch Ihre Wortwahl. Ihnen "scheint" dieses und jenes so, Sie "wagen" dieses und jenes "zu behaupten". Alles bleibt schwammig und vernebelt, nie machen Sie Ihre Vorwürfe an konkreten Aussagen fest.
Bo am Permanenter Link
"Was Islamisten von einfachen Muslimen in aller Welt unterscheidet, ist, dass der Islamismus einen politischen Anspruch erhebt..."
Wenn das das Kriterium ist, dann war Mohammed eindeutig ein Islamist. Wenn aber Mohammed ein Islamist war, wie kann dann der Islam an sich nicht islamistisch sein?