AFRIKA. (hpd) Wird von Hunger und Unterernährung berichtet, empfindet wohl nahezu jeder Betroffenheit, besonders natürlich wenn es Kinder betrifft. Aber wohl nur selten denkt man weiter als bis zum direkten Leid, das Hunger für Betroffene und Angehörige bedeutet. Hunger kostet ein betroffenes Land, besonders langfristig, rein wirtschaftlich Unsummen. Den Betroffenen Menschen, selbst wenn sie später nicht mehr an Hunger leiden, wird dieser trotzdem ihr gesamtes Leben beeinträchtigen.
Die AUC (African Union Commission) veröffentlichte hierzu drei Studien (Englisch) über die "Kosten", die der Hunger in drei afrikanischen Ländern verursacht. Am Beispiel von Ägypten, Äthiopien und Uganda untersucht die Kommission, welche Konsequenzen Unter- bzw. Mangelernährung verursacht. Unterernährung bedeutet, dass Betroffene schlicht zu wenig Nahrungsmittel zur Verfügung haben. Mangelernährung dagegen bezieht sich nicht auf die Menge an Nahrungsmitteln, sondern auf den stoffwechselbedingten Nährstoff- und Vitaminbedarf eines Menschen. Wer unterernährt ist, leidet folglich natürlich auch an Mangelernährung.
Individuelle Kosten durch Hunger
Besonders für Kinder bedeuten sowohl Unter- als auch Mangelernährung lebenslange Konsequenzen. Erhält ein Kind nicht alle notwendigen Nährstoffe in der Wachstumsphase, reagiert der Körper empfindlich. Besonders deutlich ist dies bei der Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten und der generellen Entwicklung des Gehirns zu beobachten. Die Biographie eines betroffenen Kindes, dass in seinen ersten Lebensjahren unterversorgt war, bleibt beeinträchtigt: die nicht voll entwickelten kognitiven Fähigkeiten bedeuten ein erschwertes Lernen in Schule und Ausbildung, was wiederum Auswirkung auf die beruflichen Möglichkeiten wie späteres Einkommen nach sich ziehen. Auch verursachen diese negativen Startbedingungen ins Leben eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten, auch psychische. Dass in von Hunger betroffenen Ländern jedoch die medizinische für die Bevölkerung enorm teuer ist, bedeutet wiederum eine Erhöhung der Gefahr von Hunger für die gesamte Familie.
Nationale Kosten durch Hunger
Betrachtet man, was Unter- und Mangelernährung für einzelne Biographien bzw. einzelne Familien bedeutet, ist leicht nachzuvollziehen, welche enormen Kosten und Entwicklungsbehinderungen für einen betroffenen Staat entstehen. Leidet eine hohe Zahl an Einwohnern an Hunger, bedeutet dies landesweit massive finanzielle Belastungen für Bildungssystem, Entwicklungspolitik, und Gesundheitswesen. In den drei untersuchten Ländern stellen die Studien folgende Betroffenenzahlen fest: In Ägypten litten 41% der jetzt Erwachsenen als Kinder an Hunger, in Äthiopien 67% und in Uganda 54%. Dagegen werden die durch Unter- und Mangelernährung verursachten Kosten am Bruttoinlandsprodukt (BIP) dargestellt. In Ägypten werden 1.9% des BIP aufgewendet, in Äthiopien 16,5% und in Uganda 5.6%.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass Hunger nicht durch "einfache" Nahrungsmittellieferungen bekämpft werden kann, sondern dass es sich hier um ein Generationenproblem handelt. Natürlich muss die Versorgung von Säuglingen und Kindern unter Priorität sichergestellt werden, aber werden die Folge-Kosten für betroffene Länder nicht kompensiert, läuft man Gefahr, das Problem nur um eine Generation aufzuschieben.
Hier finden Sie die vollständigen Studien als PDF (Englisch):
Nicolai A. Sprekels