Schwulenheiler

In Kassel treffen sich derzeit Ärzte, die Homosexualität als Krankheit verstehen und auf Kosten der Krankenkassen versuchen zu heilen. Für Dr. Gero Winkelmann, Vorsitzender des Bundes Katholischer Ärzte, ist die Lage eindeutig: Schwule sind das Resultat eines irreparablen Leberschadens oder haben eine gewöhnliche psychische Störung. Sind wir letztlich also nur geduldete Fehlgeburten oder komische Vögel? Eine Glosse von Stefan Adler

Können Schwule mit einer "Dämonenaustreibung" umgepolt werden – und das in deutschen Arztpraxen, auf Kassenkosten? Diese unglaublichen Vorwürfe sind leider bittere Realität, wie "Panorama"-Reporter Christian Deker bei seinen umfangreichen Recherchen zu seiner Reportage "Die Schwulenheiler" herausgefunden hat. Deker besuchte für seine Reportage Ärzte, die sich in strenggläubig christlichen Kreisen bewegen. Er will von ihnen wissen, ob es möglich ist, sich von seiner Homosexualität therapieren zu lassen. Die Ergebnisse sind so erschreckend wie surreal: Dem ARD-Reporter wurden ernsthaft diverse Behandlungen vorgeschlagen, unter anderem eine Psychotherapie oder Gebete ("Homosexuelle sollen bitteschön alle 10 Minuten beten"), die seine Homosexualität in Heterosexualität verändern sollen – volle Kostendeckung durch die Krankenkassen, wie Deker vom Vorsitzenden des Bundes Katholischer Ärzte, Dr. Gero Winkelmann, erfährt.