Der Artikel von Philip J. Dingeldey "Faschistoider Fußball" steckt voller vorhersehbarer Platitüden. Seiner Meinung nach gehen vom Fußball viele Gefahren aus. Meiner Meinung nach steht er für eine große kulturelle Leistung und moralischen Fortschritt.
Der Artikel hat alles, was man sich von einer linksintellektuellen Kritik am Massensportschauspiel Fußball erwartet: eine elitistische Attitüde, Markt- und Kapitalismus- sowie Ideologiekritik, die Erinnerung, dass "Fan" eine Abkürzung von "Fanatiker" ist, eine Zombie-Zeugenparade von Marx (Warenfetisch) über Horkheimer und Adorno (Kulturindustrie) bis Orwell (?), um die Schlussfolgerung zu stützen, dass sich der überzeugte "Linksintellektuelle, Kritiker der Popkultur, säkulare Humanist et cetera" vom Fußball distanzieren müsse. Wenn er den Fußball dann allerdings "totalitär" nennt, und damit allen Ernstes bloß meint, dass man ihm nirgends entkommen kann, dann ist das schon unfreiwillig komisch. "Fußball total" ist noch lange nicht "Fußball totalitär". Solange niemand vom Staat mit Waffengewalt zum Fußballschauen gezwungen wird, ist er nicht "totalitär". Und dieses "total" ist im Übrigen schon eine Übertreibung. Es gibt immer noch Theater, Kinos, Bibliotheken und ca. 100 andere Fernsehprogramme. Dass der Fußball allerdings einen Sog entwickeln kann, dem sich auch seine Kritiker nicht entziehen können, das mag sein, spricht aber vielleicht für ihn…
Meine Gegenthese zu der vom "faschistoiden Fußball" lautet daher so: Der Fußball hat mit seinen "faschistoiden Elementen" so viele blutige Gewaltorgien verhindert wie keine andere kulturelle Erfindung der Menschheit.