Im “Militär-Zuerst-Korea” fehlt es an Uniformen
Daily NK berichtete vergangene Woche, dass das staatliche Verteilungssystem in einigen Regionen so schlecht funktioniere, dass selbst Soldaten nicht mehr hinreichend mit Uniformen ausgestattet werden können. Man könne inzwischen mit einem Blick auf die Uniform erkennen, aus welcher Region, ja selbst aus welcher Einheit ein Soldat stamme. Wer Geld besitzt, kaufe sich auf dem Schwarzmarkt die Stoffe für die Uniform. Für die Materialien einer einfachen Uniform müsse man umgerechnet 10 bis 20 Dollar und für solche von höherrangigen Soldaten etwa 100 Dollar bezahlen. Die mittellosen Soldaten trügen jedoch das, was sie vom Staat bekämen. Eine Quelle berichtet, die Kleidung von manchen sei so schäbig, dass man die Soldaten nicht von sogenannten “Kkotchebi” (obdachlose Waisenkinder in Nordkorea) unterscheiden könne. Einige Einheiten hätten sogar den Spitznamen “Kkotchebi-Truppe” erhalten.
Die Soldaten, die in Pjöngjang oder an der Grenze zu China ihren Militärdienst verrichten, werden besser ausgestattet. Wer als Grenzsoldat arbeitet, hat zusätzlich die Möglichkeit, durch Bestechungsgelder von Schmugglern Geld zu verdienen. Daher würden einige Eltern die Mitarbeiter der Militärverwaltung bestechen, um den Ort der Stationierung ihrer Kinder zu beeinflussen.
Chinas Präsident Xi besucht Südkorea – und nicht Nordkorea
Zum ersten Mal seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Südkorea und China hat ein chinesischer Präsident den Süden vor dem Norden besucht. Die Symbolkraft ist hoch, aber es bleibt unklar, wie und ob sich die chinesische Politik gegenüber Nordkorea verändern wird. Den höchstrangigen Besuch aus Peking bekam Kim Jong Un im letzten Jahr vom chinesischen Vizepräsidenten Li Yuanchao im Rahmen des sechzigsten Jahrestages des Waffenstillstandsabkommens am Ende des Koreakrieges. Er selbst war seit seiner Amtsübernahme, im Gegensatz zu Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye, noch nicht in Peking zu Gast.
Im Rahmen des Gipfeltreffens wurde ein Abkommen über Konsularfragen von Südkorea und China unterzeichnet. Dieses verlangt unter anderem, dass sich die Staaten innerhalb von vier Tagen gegenseitig informieren müssen, wenn ein Bürger des jeweils anderen Landes verhaftet wurde – selbst wenn der- oder diejenige das ablehnt. Ebenso muss einem Gefangenen innerhalb dieser Zeitspanne konsularischer Zugang gewährt werden. Die Verhandlungen über das Abkommen zogen sich elf Jahre hin, aber noch immer bleiben Fragen offen: Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap schreibt, dass im Vertrag ohne weitere Erläuterungen von “nationals” die Rede war. Die Volksrepublik China scheint das Abkommen so zu deuten, dass es sich auch auf die Bürger Taiwans erstreckt. Südkorea hingegen beansprucht laut seiner Verfassung, wie vom Blog “One Free Korea” bemerkt, die gesamte Koreanische Halbinsel für sich. Damit könnte, so der Autor, Südkorea von China verlangen, auch dann benachrichtigt zu werden, wenn Nordkoreaner in China verhaftet werden. Ob Südkorea in dieser Hinsicht Druck auf China ausüben wird, bleibt abzuwarten. Chinas Praxis, nordkoreanische Flüchtlinge nicht als solche anzuerkennen, sondern als Wirtschaftsmigranten zu bezeichnen und nach Nordkorea abzuschieben, wird von Menschenrechtsorganisationen und auch dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen scharf kritisiert.
Das Verhältnis zwischen Nordkorea und China hat sich in den Augen vieler Beobachter in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert. Wie schon sein Vorgänger Hu Jintao bekräftigte der jetzige Präsident Xi Jinping, China würde eine “friedliche Wiedervereinigung der Koreanischen Halbinsel” unterstützen. Enthüllungen von Wikileaks zufolge sollen hochrangige chinesische Regierungsvertreter schon vor Jahren Südkoreanern gegenüber eröffnet haben, dass sie eine Wiedervereinigung unter südkoreanischer Führung unterstützen würden. Offizielle Politik ist das aber nicht. Aus dieser Zeit kommt die Beschreibung Nordkoreas durch einen chinesischen Diplomaten als “unerzogenes Kind”, das die Aufmerksamkeit der “Erwachsenen” sucht. Allerdings wird durch die Dokumente auch deutlich, dass China immer wieder betont, sein Einfluss auf Nordkorea werde maßlos überschätzt. So konnte China Nordkorea im vergangenen Jahr auch nicht von einem Atomtest abhalten, den es im Nachhinein scharf kritisierte.
Ende Juni hat ein Professor der Pekinger Tsinghua-Universität, der sich auch schon in der Vergangenheit kritisch zur chinesischen Politik gegenüber Nordkorea geäußert hat, deutliche Worte gefunden: “Ich glaube, dass uns die Existenz Nordkoreas mehr Probleme als Vorteile bringt.” Und weiter: “Wenn Nordkorea verschwindet, können die bilateralen Beziehungen zwischen Südkorea und China weiter vertieft werden.” Das Handelsvolumen zwischen China und Südkorea ist fast vierzigmal so hoch wie das zwischen China und Nordkorea.
SARAM e.V.
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