Notizen aus den Benelux

Belgien.

Ist die Universität von Löwen noch katholisch?

Die Laboratorien und Kliniken

der katholischen Universität Löwen (UCL) praktizieren Befruchtungen in vitro, präimplantive Diagnostik, Stammzellenforschung und unterstützen therapeutisches Klonen. In diesem Sinne verstoßen sie gegen die bioethischen Richtlinien des Vatikans. Bereits Johannes Paul II warnte, dass solche Universitäten nicht das Label „katholisch" benützen dürfen, und Benedikt XVI hat dies vor kurzem nochmals bestätigt. Anfang Juni fand dazu in Rom ein Gespräch mit einer Delegation aus Löwen statt. Direktor Thomas D'Hooghe vom universitären Ivf-Zentrum sagte nachher, dass die Universität keine Anpassungen machen würde. Rektor Vervenne bestätigte diese Linie und mahnte Rom zu mehr Verständnis. Sollte Rom sich durchsetzen, können die altehrwürdigen Fakultäten für Theologie und Kirchenrecht keine kirchlich anerkannten Diplome mehr ausstellen. Die Fakultäten würden dann mehr als die Hälfte der Studenten verlieren. Ähnliches praktizierte der Vatikan bereits mit der Universität von Nijmegen (Niederlande). (Niederländisch) und (Französisch)

Verbot des Schwimmens mit langen Shorts

Die Provinzverwaltung von Flämisch-Brabant hat zusammen mit dem Zentrum für gleiche Chancen und Rassismusbekämpfung (CGKR) bestätigt, dass ein Verbot des Tragens von langen Shorts im Freibad kein indirekter Rassismus bedeutet. Das Verbot führte in den letzten Wochen zu Zwischenfällen mit jugendlichen Allochthonen in Beersel. Die Verwaltung betont die hygienische Seite des Verbots: Viele Jugendliche tragen diese Shorts den ganzen Tag und gehen dann mit ihnen noch baden. Außerdem beschädigen sie mit den nassen Hosen die Sitze der öffentlichen Verkehrsmittel. (Niederländisch)

Klage gegen Bischof wegen Homophobie

Die Homo- und Lesbengemeinschaft hat beim Gericht eine Klage gegen den Bischof von Namur, Léonard, eingereicht. In einem Interview nannte dieser Homosexualität eine „abnormale" Erscheinung (hpd berichtete). Rechtsanwalt Graindorge betonte, dass die benützte Terminologie des Bischofs eine deutliche Stigmatisierung der Homosexuellen bedeutet. (Niederländisch)

90 Prozent der wallonischen Schulen verbieten Schleier

Nach einer Studie verbieten mehr als 90 % der Mittelschulen der französischen Gemeinschaft das Tragen eines Schleiers im Unterricht. Die Studie erfasst allerdings nur die öffentlichen Schulen, da die privaten Schulen keine Einsicht der internen Reglementierung gestatteten. (Niederländisch)

Katholische Rechte verliert Prozess

Die Organisation „Belgique & Chretienté" (B&C) hatte den antirassistischen Verein „Résistance S" wegen eines Artikels verklagt, in welchem - anlässlich einer Konferenz des Kardinals Joos - diesem und der B&C homophobe und antisemitische Inhalte vorgeworfen und der B&C als ein „Nest der Faschisten" charakterisiert wurde. Mit der Klage wollte B&C erreichen, dass sie nicht als eine rechtsextreme Organisation bezeichnet werden darf und „Résistance S" eine Kampagne zur Kriminalisierung der katholischen Konservativen führt. Das Gericht hat die Klage verworfen. Dazu gibt es ein Dossier.

Laizistische Demonstration gegen die Politik der polnischen Regierung

Am 21. Juni fand in Brüssel vor der polnischen Botschaft eine Demonstration gegen die Auswirkungen des katholischen Fundamentalismus in Polen statt. Organisiert wurde die Demonstration durch das belgische Komitee „Ni Putes Ni Soumises" und die Antifaschistische Front. Die Losungen der Manifestation waren u.a. Gegen die Gesetze zum Verbot des Schwangerschaftsabbruches, gegen die Politik der Homophobie, des Antisemitismus, der Delation und des religiösen Integralismus. (Französisch)

Arzt provoziert Euthanasie-Debatte

Der Arzt Marc Cosyns aus Gent verkündigte öffentlich, dass er bei seinen Patienten eine aktive Sterbehilfe ohne Rücksicht auf die gesetzlichen Regeln praktizieren wird. Er konsultiert keinen zweiten Arzt und meldet die Maßnahme auch nicht der Evaluationskommission. Er will damit eine neue Debatte über die Euthanasie provozieren. Bereits im vorigen Jahr gab er bekannt, eine Sterbehilfemaßnahme für eine Demenzpatientin angewandt zu haben, obwohl das für diese Kranken verboten ist. Er ließ die Patientin aber die Mittel selbst einnehmen, wodurch es nur Sterbehilfe und keine Euthanasie war. Cosyns sieht kein Unterschied zwischen der bewussten Verabreichung von tötenden Mitteln und dem tolerierten Stoppen einer lebensverlängernden Behandlung. Nach seiner Meinung müssen alle Formen der Lebensbeendigung in das Gesetz eingebunden werden. (Niederländisch)

Schimpfen als Widerspieglung der ethischen Lage einer Nation

Marc De Coster hat in seinem Buch "Groot Scheldwoordenboek" 2.500 Schimpfwörter international alphabetisch klassifiziert. Daraus geht hervor, dass die Flamen und die Niederländer sehr kreative Sprachbenützer sind und Schimpfworte aus der ganzen Welt in ihren Alltag aufnehmen. Deutsche und Franzosen befinden sich noch in einer Analphase. Die Franzosen kennen mehr als siebzig Arten, um den Hintern zu benennen, die Deutschen kennen eine endlose Serie von Worten mit „Scheiße, Dreck und Arsch". Wenn Südeuropäer schimpfen, schöpfen sie aus der Quelle des gewalttätigen Sexes und dies mit der Frau, der Schwester aber vor allem der Mutter. Auch die US-Amerikaner denken in diese Richtung. Sie könnten keine drei Sätze hinter einander sprechen, ohne „son of a bitch" und vor allem „motherfucker" zu sagen. (Niederländisch)

 

Niederlande

Minister reagiert auf Gründung des Komitees der Ex-Muslime

In Zusammenhang mit der Gründung des niederländischen Komitees der Ex-Muslime betonte der Bildungsminister Plasterk (PvdA), dass Religionsabfall ein unveräußerliches Recht ist. Der Minister hat Ehsan Jami des Komitees angerufen und zu einem Gespräch eingeladen. Hass gegen Ungläubige muss durch die Gerichte verfolgt werden, meint der Minister. Inzwischen kamen die flämischen und niederländischen Mitglieder einer islamkritischen Website auf einer geheimen Sitzung in Anwerpen (Belgien) zusammen, um weitere internationale Aktionen zu beraten. (Niederländisch1) und (Niederländisch2)

Ehsam Jami: Mohammed war wie Bin Laden, ein Krimineller

„Würde Mohammed heute leben, würde man ihn mit Bin Laden oder Saddam Hussein vergleichen können" sagte Ehsan Jami, Mitgründer des Komitees der Ex-Muslime. Nach Jami war Mohammed ein Krimineller. Diese Äußerungen sorgen für Aufregung in seiner Partei (PvdA), die Angst vor dem Verlust allochthoner Wähler hat. Sie schickte den Filmemacher Eddy Terstall zu ihm, um ihn zu disziplinieren. Jami fühlt sich daraufhin von seiner Partei in Stich gelassen. Die „Humanistische Alliantie" und der „Humanistische Verbond" unterstützen demgegenüber Ehsan Jami in seiner Meinung. (Niederländisch1) und (Niederländisch2) und (Niederländisch3)

Kirchen sollen keine Informationen mehr von der öffentlichen Verwaltung bekommen

Die Parteifraktion D66 der zweiten Kammer meint, dass die Kirchen keine Personalien mehr aus der Verwaltung der Gemeinde bekommen sollen. Die „Stiftung interkirchliche Mitgliederadministration" (SILA) der protestantischen und katholischen Kirchen ist die einzige private Organisation der dieses Recht bis jetzt zusteht und das verstoße lt. D66 gegen die Trennung von Kirche und Staat. (Niederländisch)

Haagsche Imam giftet wieder

Imam Scheich Fawaz Jneid von der As-Soennah-Moschee in Den Haag hat wieder für Aufregung gesorgt. Auf seiner Website bezeichnet er den Professor Afshin Ellian als „ein bösartiges Geschwulst, dass ständig Gift in die Gesellschaft sprüht". Die VVD Fraktion der zweiten Kammer verlangt nun von der Regierung, gegen den Imam vorzugehen. Schon früher hat der Imam Theo van Gogh, einige Woche vor seiner Ermordung, verflucht. Die aktuellen Äußerungen Jneids sind eine Reaktion auf einen Artikel von Ellian, in welchem er fordert, den Salafismus, eine ultraorthodoxe Richtung des Islams, zu beseitigen. (Niederländisch)

Die Heilsarmee gegen Microsoft

Die Heilsarmee hat Microsoft und die Firma Schlumberger aus ihrem Aktienportfolio bei ABN Amro entfernt. Schlumberger, weil es mit Menschrechte verletzenden Ölgeschäften befasst ist, und Microsoft, weil es Selbstzensur in China anwendet. Das Portfolio der Heilsarmee enthält Aktien im Wert von 95 Millionen Euro. (Niederländisch)

Amsterdam will keine "weißen" Schulen mehr

Um zu vermeiden, dass die Trennung zwischen „weißen Schulen" (Schulen mit einer Mehrheit autochthoner Schüler und „schwarzen Schulen" (Schulen mit einer Mehrheit allochthoner Schüler) sich weiter fortsetzt, schließt die Gemeindeverwaltung Amsterdams einen Vertrag mit den Grundschulen ab. Von den 207 Schulen sind heute 42 zu weiß und 13 zu schwarz. Der Vertrag beinhaltet, dass die Eltern ihre Kinder erst im Alter ab 2 Jahren in Wunschschulen einschreiben dürfen. Autochthone Eltern machen das meistens sofort nach der Geburt und die allochthonen Kinder werden so konzentriert in andere Schulen abgedrängt. Es sollen auch Elternvereine bevorzugt werden, die gemischten Kindergruppen anmelden. (Niederländisch)

Aufregung über niederländische "Kinderfabrik" in Afrika

Der Unternehmer Martijn de Bree will eine Filiale seines Betriebes, WishChild Medicals, in Douala (Kamerun) gründen. Dort können niederländische Paare gegen Bezahlung von 50.000 bis 70.000 Euro die Dienste von lokalen Leihmüttern in Anspruch nehmen. Der Betrieb bietet auch Adoptionsmöglichkeiten an. Das Unternehmen hat eine Niederlassung in Los Angeles, um - ohne Schaden für die eigene Figur -, weiblichen Filmstars Kinder zu verschaffen. Verschiedene Vereine im Bereich der Adoption haben gegen das Vorhaben protestiert. (Niederländisch)

TV-Imam flieht aus den Niederlanden nach Deutschland

TV-imam Abdullah Haselhoef (39) emigriert mit seiner Familie nach Deutschland, weil er in seinem Dorf Krabbendijk (Zeeland) ständig unter Schikanen zu leiden hat. Er beklagt Zerstörungen, Brandstiftung und Tiermisshandlungen (Hühnern wurden die Krallen ausgezogen...) von Seiten niederländischer Kritiker seiner Sendungen. Besonders seine Äußerung, dass Homosexuelle - die öffentlich Liebe praktizieren -, mit dem Tod zu bestrafen sind, brachte ihm Probleme. Später hat er sich dafür entschuldigt. (Niederländisch)

Satanskloster in Sluis

Nach Meinung der Einwohner des Vorortes Sint Anna ter Muiden wird im dortigen vormaligen Kloster von Sluis Hexerei und schwarze Magie betrieben. Diese Informationen werden durch den 'ghosthunter' Joost Knot aus Axel bestätigt. Er hörte dort Stimmen von Geistern, welche den schrecklichen Zustand im Kloster beklagen. Negative Hexen hätten sich dort herum getrieben. Vorsitzender Heijbroek der provinzialen Heimschutzkommission ist überzeugt, dass der bisherige Besitzer und Projektentwickler der Satan selbst ist und verlangt von der Gemeinde die Schließung des Gebäudes. (Niederländisch)

Wie Jesus wirklich starb

Ein Video beweist, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben ist. (Niederländisch)

Humanismus und Ökologie gehören zusammen

Während des Welthumanismusfestivals rief das ökologische Forum "Platform Groen Humanisme" die Besucher auf, sich Gedanken über einen grünen Humanismus zu machen. Der Humanismus muss seinen Rückstand gegenüber Natur und Umwelt aufholen, betont Professor Kunneman. (Niederländisch)

Religion ist in - auf der Humanistik Universität

Viele Studenten der Humanistik Universität Utrechts absolvieren jetzt Kurse über Spiritualität, Transzendenz und Hinduheilige. Es wurde sogar versucht, eine Imamausbildung zu organisieren und ein Hochschullehrer für Islamstudien ist bereits berufen. Für viele Beobachter widerspiegelt dies die Krise des heutigen Humanismus. (Niederländisch)

Prediger gegen evangelistischen Tendenzen

Die Predigerbewegung "Op goed Gerucht" kritisiert die Haltung der Kirche, wonach sie allein die Wahrheit besitze und Angst vor der modernen Kultur habe. Nach ihrem Vorsitzenden, Jan Offringa, ist dies eine Reaktion auf das Dokument der Kirchenspitze. Dort wurde nur etwas über die Botschaft der Kirche für die Welt, aber nichts über das gesagt, was die Kirche von der Welt lernen kann. Diese Orthodoxie des Wortes mache die heutige Kultur zu einem negativen Faktor des Lebens. Der Biblizismus und Fundamentalismus des Dokuments könnte die Kirche zerreißen. (Niederländisch)

Christliche Zeitungen missionieren nicht mehr

Die christliche Hochschule Ede (CHE) untersucht die Rolle der christlichen Journalistik und ihre normative Auffassungen. Eine eindeutige Definition dieser Art der Journalistik hat sie aber bis jetzt nicht gefunden. Ihr Inhalt hat sich im letzten Jahrhundert verändert: früher mit missionarischem Auftrag ist sie jetzt zu einer dienenden Journalistik mit christlicher Inspiration geworden. (Niederländisch)

Verkauf der neuen Bibel ein Reinfall

Die Direktion der „Bijbelgenootschap" teilte mit, dass der Verkauf der neuen Bibelübersetzung stark rückgängig sei. 2006 wurde 25 % weniger verkauft als im Vorjahr (741.000 Euro gegen 1,6 Million Euro). Die neue Bibelübersetzung kostete die Organisation etwa 12 Millionen Euro. (Niederländisch)

 

Rudy Mondelaers