Kater Oscar soll Tod von Menschen vorhersehen können.
ROSSDORF. (GWUP) Glaubt man einem von "Spiegel-online" publizierten Artikel,
gibt es in einem amerikanischen Pflegeheim eine Katze, die den Tod von Menschen ahnt.
Demnach hält sich der zweijährige Kater Oscar besonders häufig bei Bewohnern des Altersheims auf, die im Sterben liegen. Die Pfleger wollen 25 Fälle gezählt haben, bei denen das Tier durch Riechen an Patienten erkannt haben soll, das deren Tod unmittelbar bevorstand. Diese Fähigkeit hat dem Tier sogar einen Artikel im "New England Journal of Medicine" eingebracht.
Verfasst wurde der beinahe lyrische Text von Dr. David M. Dosa, Facharzt im "Steer House Nursing and Rehabilitation Center", Providence, Rhode Island. Im "Spiegel"-Artikel wird gar eine Pflegekraft zitiert, die behauptet, der Kater könne den Tod von Menschen besser vorhersagen als die Mitarbeiter des Heims. Als Folge sollen die Pfleger nun dazu übergegangen sein, Angehörige zu verständigen, wenn sich der Kater zu einem Patienten gelegt hat. Angeblich sind die meisten Angehörigen froh über den Hinweis auf das nahe Sterben und freuen sich, dass ein Tier ihren Verwandten beim Sterben Gesellschaft leistet.
Seltsames Verhalten, dass an Vorahnungen erinnert, wird von vielen Tieren berichtet. So sollen 2004 viele Tiere geflohen sein, bevor der Tsunami in Asien seine verheerende Wirkung entfalten konnte. Meist finden sich dafür jedoch völlig rationale Erklärungen, oder die teilweise komplexen Fähigkeiten von Tieren werden mystisch überhöht. So interpretiert Rupert Sheldrake das Verhalten von Haustieren, die z.B. die Ankunft ihrer Besitzer erahnen, als eine Art tierischen siebten Sinn. Diese Schlussfolgerung ist angesichts der anekdotischen Beweise und der offensichtlichen Alternativerklärung - der guten Sinneswahrnehmung der Haustiere - jedoch umstritten.
So könnte es auch im oben beschriebenen Fall des Katers sein. Was das Personal des Altersheims jedoch dazu bringt, ein Tier als Melder für den anstehenden Tod von Patienten zu verwenden, erschließt sich dem Außenstehenden nicht ohne Weiteres. Bei einem heiklen Thema wie diesem muss man kritisch fragen, wie solide die Basis für die Behauptung ist: die Katze kann den Tod vorausahnen. Hat die Katze ungehinderten Zugang zu allen Patienten? Wie oft besucht sie beispielsweise jeden Patienten und wer kontrolliert dies? Wie lange muss der Besuch dauern, um als Zeichen des bevorstehenden Todes gewertet zu werden? Folgt das Tier vielleicht nur dem Pflegepersonal, das einigen Patienten mehr Zeit widmet als den anderen? Bieten sich die Betten der Betroffenen aus anderen Gründen als Katzen-Schlafplatz an? Schätzen Ärzte den Zustand der Patienten genauso ein wie der Kater? Voreingenommen könnte man hier gar von unverantwortlichem Handeln sprechen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel nicht Schule macht. Nicht auszudenken, wie ein alter Mensch empfindet, der um die Eigenschaften weiß, die man dem Tier zuschreibt und es in seinem Zimmer entdeckt. Oder gehen die Ärzte bei Menschen mit Katzenhaarallergien irgendwann dazu über, Geier vor dem Haus zu postieren, weil deren Erscheinen vor den Fenstern wehrloser alter Leute dann ihr weiteres Handeln vorgibt?
Bevor ein renommiertes medizinisches Blatt, in welcher Rubrik auch immer, Seiten für ein derartiges Thema reserviert, sollte das Phänomen auf jeden Fall besser untersucht werden - oder in der Boulevard-Presse landen.
GWUP / Holger von Rybinski und Jochen Bergmann