Tendenziell ängstlich, emotional labil, aber auch offen für neue Erfahrungen – diese scheinbar widersprüchlichen Persönlichkeitseigenschaften haben Wuppertaler Psychologen vermehrt bei Menschen festgestellt, die zu Verschwörungstheorien neigen. Dies gelang mit einem neu entwickelten Messverfahren, das dazu beiträgt, die Bereitschaft zum Verschwörungsdenken weltweit besser zu verstehen.
Tja, 2020 "hätte das Jahr der Hellseher werden können", resümiert der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel, der seit beinahe 20 Jahren für die GWUP esoterische Vorhersagen sammelt und prüft, ob sie eingetroffen sind. Über hundert Prophezeiungen waren es heuer, aus Büchern, YouTube-Videos, Pressemeldungen, Blogs und Websites.
Als ich ihn traf, war er längst eine Legende. Es war vor acht Jahren, auf dem World Skeptics Congress in Berlin. Der kleine Mann mit schlohweißem Bart und verschmitztem Blick zog alle in seiner Umgebung in seinen Bann. Was er tat, sah aus wie Zauberei, aber es war viel mehr als das.
"Du hohle Mettwurst!", "Ihr blöden Globusen!" – wenn Tim Julian Ruster solche "Fanpost" bekommt, dann weiß er: Es gibt sie wirklich da draußen. Menschen, die selbst im Jahr 2020 noch glauben, dass die Erde flach ist. Im Kölner Planetarium und auf seinem YouTube-Kanal "Astro-Comics TV" erklärt er regelmäßig, was sich im Weltall so abspielt – und trifft immer wieder auf sie. Als Gast beim zweiten Online-Termin von "Skeptics in the Pub" Köln am 21. September hatte Ruster so einiges zu berichten.
Zu Unrecht beschuldigt: Wenn Erwachsene ihren Familienmitgliedern plötzlich sexuellen Missbrauch in der Kindheit vorwerfen, kann dies im Zuge einer bestimmten Form von Psychotherapie geschehen. Die Klienten glauben dann, sich an Vorfälle zu erinnern, die nie stattgefunden haben. Bestärkt werden sie von Therapeuten, die an der Entstehung solcher Falscherinnerungen unbeabsichtigt mitgewirkt haben: durch suggestive Gespräche, Erwartungsdruck und Vieles mehr.
Die Mythen und Verschwörungserzählungen, die sich rund um das Coronavirus ranken, sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dem widmet der Skeptiker, die Zeitschrift der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), eine Sonderausgabe.
Ihre Gehirnhälften laufen in letzter Zeit nicht mehr ganz synchron, der Zellstoffwechsel schwächelt und der Körper hat sich auch schon mal harmonischer angefühlt?
Nicht erst seit der Corona-Krise haben Verschwörungsmythen Hochkonjunktur. Wer dem Geraune um Chemtrails, 9/11, die "Neue Weltordnung" oder allem zusammen anhängt, dem bietet der Markt ein breites Spektrum an Büchern und Videos, die seine Ansicht bestärken und durch Falschinformationen weiter zementieren.
In den vergangenen Tagen wurden etliche Veranstaltungen abgesagt. Grund dafür ist die Corona-Epidemie. Nach Theaterschließungen (in Berlin), der Absage der Leipziger Buchmesse und Fußballspielen ohne Zuschauer wurden nun auch Veranstaltungen gecancelt, die unter anderem der hpd beworben hat.
Das neue Mobilfunknetz 5G bringt nicht nur die Vorstellungskraft von Technophilen auf Touren. Während sie sich auf schnellen Datenverkehr ohne Funklöcher freuen, grassiert anderswo die Strahlen-Angst. Ganze Vogelschwärme sollen nach einem 5G-Versuch in den Niederlanden tot vom Himmel gefallen sein. Doch so beängstigend das auch klingt, es ist schlicht ein Märchen.
Ein katastrophales Szenario: Ganz plötzlich verschiebt sich der magnetische Nordpol und der Kontinent Europa zerbröselt zu ein paar Inseln. Das hat die selbsternannte Nostradamus-Deuterin Rose Stern vorhergesagt. Dies sei der Anfang der Endzeit, und noch in diesem Jahr solle es losgehen. So gesehen, hat der Pol noch ein paar Tage Zeit zum Springen. Trotzdem haben wir gute Gründe, die letzten Kalenderblätter von 2019 ohne Weltuntergangsangst abzureißen.
Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, kurz GWUP, hat auch in diesem Jahr dazu aufgerufen, im Rahmen der "Nichts drin, nichts dran!"-Aktion nachzuweisen, dass homöopathische Mittelchen nicht "über den Placebo-Effekt hinaus" wirken. In Berlin zeigten zehn mutige Skeptiker, dass man sich mit Globuli nicht vergiften kann.
Eine Fläche fast so groß wie das Bundesland Niedersachsen, vollgestellt mit Windrädern, wäre nötig, um den Energiebedarf Deutschlands zur Hälfte durch Windenergie zu decken. Nicht wesentlich besser schneidet die Solarenergie ab. Beide Technologien gelten als Hoffnungsträger für die Energiewende, den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe. Doch sie benötigen enorm große Flächen.
Zum ersten Mal in der 15-jährigen Geschichte der Würzburger Psi-Tests hat ein Kandidat den ersten Teil des Tests bestanden. Der 20-jährige Benedikt Maurer erzielte 9 von 13 möglichen Treffern, zum Bestehen hätten 7 Treffer genügt. Seine selbst gestellte Aufgabe bestand darin, unter zehn gleichen verschlossenen Schachteln die eine herauszufinden, in der ein Magnet versteckt war.
Was wissen wir über den Klimawandel? Stephen Fry – wer war das doch gleich? Und was genau sind eigentlich Staatsleistungen? Die Antworten finden wir mit wenigen Klicks in der Online-Enzyklopädie Wikipedia. All das ist nur durch das Engagement und Knowhow von vielen Aktivistinnen und Aktivisten möglich. Eine von ihnen ist Annika Harrison. Im Hauptberuf Englisch- und Geschichtslehrerin, engagiert sich die 29-Jährige seit zwei Jahren bei den "Guerilla Skeptics on Wikipedia", einer internationalen Initiative mit dem Ziel, Informationen zu Wissenschaft und kritischem Denken in der Online-Enzyklopädie verfügbar zu machen. Nicht selten bekommt sie es dabei mit Trollen, Edit Wars und Verschwörungstheorien zu tun.