WIEN. (hpd) Die Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt berichtet über "Rituelle Vergewaltigungen von Buben“ - Kardinal Schönborn, Bischof Kapellari und Missbrauchsbeauftragte Klasnic als Mitwisser durch Sachverhaltsdarstellung schwer belastet.
Anfang der Woche hat ein heute 58-Jähriger rituelle Auspeitschungen Ende der 60er Jahre in Stift Admont durch zwei Priester beschrieben. Gestern hat sich ein weiterer Betroffener zu Wort gemeldet, der im Jahr 2010 eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Graz und an die Klasnic-Kommission gesandt hatte. Darin werden die Angaben von Anton F. bestätigt: „Besonders in den ersten Jahren kam es zu massivem Missbrauch und Misshandlungen mir gegenüber. Massive Schläge ins Gesicht und Auspeitschungen mit Ledergürtel am offenen Gesäß. Die Auspeitschungen erfolgten in Form sexuell-ritueller Handlungen von beiden Erziehern gemeinsam und im Privatzimmer von Pater Gebhard G. Dabei waren die Auspeitschungen ein "Vorspiel“ zum sexuellen Missbrauch. Mein Kopf wurde zwischen die Beine eines Paters geklemmt, während dieser onanierte, und der andere Pater (...) mich vergewaltigte. (...) Zusätzlich war es bei Pater Koloman V. gängige Praxis, brennende Zigaretten auf meinem Arm auszulöschen, die Narben sind bis heute gut sichtbar. Nach der Matura wurde die Belastung aus dem Missbrauch und den Misshandlungen während meiner Schulzeit in Admont so groß, dass ich mit 19 Jahren einen Selbstmordversuch unternahm und mir die Pulsadern aufschnitt. Mein Vater rettete mich in letzter Sekunde.“
Briefe bestätigen, dass Schönborn und Kapellari 2010 informiert waren
Während die Klasnic Kommission medial verkündete, der erste Betroffene, Anton F., hätte keine Angaben über sexuelle Übergriffe gemacht, kommt jetzt die ganze Wahrheit ans Licht. Einmal mehr haben die Spitze der österrischen Kirche und die Klasnic-Kommission die Unwahrheit gesagt. Kardinal Schönborn wurde jedenfalls schon im April 2010 durch Briefe des Betroffenen über das Ausmaß der Gewalttaten informiert, Bischof Egon Kapellari in einem weiteren detaillierten Schreiben am 26.10.2010. Und auch der Klasnic-Kommission waren diese Vorwürfe schon seit 2010 bekannt, darunter auch die rituellen Auspeitschungen im Rahmen von sexuellen Misshandlungen durch beide Pater. Einer von ihnen (Pater Kolomann V.) ist heute immer noch als Priester mehrerer obersteirischer Gemeinden aktiv. Sowohl Schönborn als auch Kapellari beantworteten die Schreiben, indem sie auf die Klasnic-Kommission verwiesen. Schönborn antwortete über seinen Rechtsanwalt.
Schönborns "Klasnic-Kommission“ schützt Täter
Die Untätigkeit der Kirche und der Klasnic-Kommission seit 2010 empört Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt: „Dieser Fall offenbart die Mechanismen kirchlicher Vertuschung. Klasnic spielt die "Bad Bank" und soll die Diözesen von den Missbrauchsfällen entlasten. Mit Almosen-Ausschüttung stellt man die Betroffenen ruhig und hofft wohl, die kriminellen Priester weiter im Amt halten zu können. Anzeigen erfolgen öffentlichkeitswirksam nur in aussichtslosen Altfällen. Wie lange will der Rechtsstaat Österreich noch zusehen, wie belastende Akten vor der Justiz, den Betroffenen und der Öffentlichkeit versteckt werden?"
Kommission wusste schon längere Zeit von weiteren Opfern
Der Sprecher der Klasnic-Kommission, Prof. (h.c.) Herwig Hösele, erläuterte am Dienstagnachmittag gegenüber "kathpress", dass sich die Kommission zu Einzelfällen nicht im Detail öffentlich äußert. Der betreffende Fall sei mehrmals in der Kommission geprüft worden und musste letztlich ablehnend entschieden werden. Hösele wies darauf hin, dass aber anderen Opfern des mutmaßlichen Täters aus dem Stift Admont sehr wohl Hilfeleistungen von Seiten der Opferschutzkommission zuerkannt wurden.“ Hösele gibt also zu, dass es weitere Opfer in Stift Admont gibt, trotzdem ist einer der Täter immer noch in Amt und Würden. Seit dem Fall Groer ist es immer das gleiche Muster, nie werden die Gewalttaten zugegeben. Es wird so lange vertuscht und geleugnet, bis es sich irgendwann einfach nicht mehr leugnen lässt“, zeigt sich Sepp Rothwangl betroffen.
Gemeinsame rechtliche Schritte geplant
Die Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt appelliert nun an alle Opfer des Stifts Admont, sich zu melden, unabhängig davon, ob sie von der Klasnic-Kommission eine Entschädigung erhalten haben oder nicht. Gemeinsam mit der Kärntner Rechtsanwaltskanzlei Aichinger & Bucher werden die Fälle gesammelt, um ein gemeinsames zivil- und strafrechtliches Vorgehen gegen die Täter und deren Mitwisser vorzubereiten.