Offener Brief an Papst Leo XIV.

Endlich gewaltfreie Kindererziehung

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Papst Franziskus ernannte Robert Prevost (nun Papst Leo XIV.) zum Kardinal.
Robert Prevost wird Kardinal

Franz Jedlicka hat einen Offenen Brief an den Papst verfasst, in dem er eine gewaltfreie Kindererziehung fordert. Damit führt er eine Tradition der Autorin Alice Miller fort, die in ähnlicher Form bereits zwei Päpsten geschrieben hat. Der hpd veröffentlicht den Offenen Brief im Wortlaut.

Seine Heiligkeit,

ich schreibe Ihnen einen Brief, den die berühmte Kindheitsforscherin und Autorin Alice Miller in ganz ähnlicher Form bereits zwei Päpsten vor Ihnen geschrieben hat: dem Papst Johannes Paul II und Papst Benedict XVI1:

In diesen Briefen hat Miller darum gebeten, dass ein Papst den Gläubigen weltweit in klaren Worten sagt, dass Gewalt gegen Kinder niemals angewandt werden sollte, weil die schädlichen Wirkungen auf die Entwicklung des Kindes wissenschaftlich erwiesen sind.

Da die betreffenden Päpste diesem Wunsch, der Millionen Kindern, die in christlichen Familien aufwachsen, körperliches und seelisches Leid ersparen könnte, nicht nachgekommen sind, schreibe auch ich Ihnen diesen Brief. Alice Miller ist ja 2010 verstorben.

Leider hat später der letzte Papst, Franziskus, zweimal die Aussage getroffen, dass die Körperstrafe in der Kindererziehung sicher nicht schadet, wenn dabei die Würde des Kindes nicht verletzt wird. Aber wie soll das denn möglich sein? Viele Kinderschutzorganisationen haben dagegen protestiert.

2015 wurde im Rahmen der "Sustainable Development Goals" (Agenda 2030) der UNO der Kinderschutz vor Gewalt im SDG 16.2. festgehalten. Und bereits 1989 gab es natürlich die UN-Kinderrechtskonvention, die im Artikel 19 das Recht auf eine gewaltfreie Kindheit und den Schutz vor Gewalt betont.

2006 verabschiedete die achte Versammlung des "Religions for Peace"-Netzwerkes die Deklaration "A multi-religious Commitment to confront Violence against Children", in dem die Verantwortung der Religionen für den Kinderschutz betont wurde: auch von katholischen Vertretern.

In meiner Friedensforschung, die die sozialpsychologischen Ursachen von Kriegen untersucht, stelle ich immer wieder die Frage: Kann die Welt friedlich werden, wenn in zwei Dritteln der Länder der Welt bereits das Schlagen von Kindern erlaubt ist? Meine Forschung zeigt, dass Länder, in denen alle Formen der Gewalt verboten sind, friedlicher sind.

Die Frage, ob die Prügelstrafe in der Kindererziehung schädlich ist oder nicht, ist also keine theologische Frage. Gewaltfreiheit in der Kindheit ist eine wissenschaftlich bewiesene Notwendigkeit für mentale Gesundheit und eine Forderung von internationalen Organisationen wie WHO und UNICEF.

Ich möchte Sie daher dringend bitten, in einer Botschaft an die Gläubigen weltweit in aller Klarheit zu verkünden, dass Gewalt in der Kindererziehung auch aus Sicht der katholischen Kirche unbedingt zu unterlassen ist.

Ich vertraue darauf, dass Sie als Papst, der soziale Themen im internationalen Kontext aus der eigenen beruflichen Erfahrung gut kennt, dies nun endlich tun werden.

Mit freundlichen Grüßen aus Österreich,

Franz Jedlicka

Der Autor bittet Leserinnen und Leser dieses Artikels, die das Anliegen ebenfalls wichtig finden, den Haupttext des Briefes auch für einen eigenen Brief an den Papst mittels Copy and Paste in ein leeres Dokument zu kopieren, es auszudrucken und es (mit der eigenen Unterschrift) per Post an die angegebene Adresse zu schicken. Diese findet sich auf dem Blog des Autors, wo der Text auch zuerst veröffentlicht wurde.

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1 Nachzulesen in: Alice Miller: "Evas Erwachen. Über die Auflösung emotionaler Blindheit" (2003), und hier.