Mehr Gemeinsamkeit

HALLE/Saale. (hpd) Vielleicht gibt es demnächst gemeinsame Jugendweihefeiern von „Junge

HumanistInnen Magdeburg e.V.“ und „Jugendweihe in Magdeburg“. Noch vor wenigen Jahren wäre daran nicht zu denken gewesen, so tief war die Kluft zwischen HVD und Jugendweihe in Sachsen-Anhalt, fußend auf den unterschiedlichen Geschichten seit dem Ende der DDR. Die Bundesvorstände beider Verbände ebneten vor drei Jahren den Weg zu mehr Gemeinsamkeit. Kooperationsverträge in Hamburg und Berlin können Vorbilder sein.

Am vergangenen Samstag, 12. April, trafen sich Vertreter der jeweiligen Bundes- und Landesorganisationen der „JuHus Magdeburg e.V.“ und „Jugendweihe in Magdeburg“ zu einer Besprechung über künftige Zusammenarbeit, vor allem auf dem Gebiet der Jugendweihefeiern. Die Versammlung war hochrangig besetzt: Neben den jeweiligen Bundesvorsitzenden Dr. Horst Groschopp für den HVD und Wilfried Estel für Jugendweihe Deutschland e.V., nahmen die Vertreter der Region Sachsen-Anhalt teil. Während die Jugendweihe hier über einen Landesverband und eine hauptamtliche Geschäftsführerin verfügt, sind historisch bedingt auf Seiten des HVD Regionalverbände vorzufinden, die ebenfalls hauptamtliche Mitarbeiter/innen haben. Diese sind vor allem in Halle und Magdeburg ansässig. Anwesend war auch Uwe Heft, MdL, Mitglied im Regionalverband Halle.

Die Moderation wurde von den beiden Bundesvorsitzenden übernommen. Die Frage nach „Wo uns der Schuh drückt“ war der geeignete Einstieg in die regionalen Probleme und führte erfreulicherweise dazu, dass bestehende Missverständnisse bzw. das Unverständnis über das Verhalten der jeweilig anderen Seite sofort geklärt werden konnten.
Die Schwierigkeiten bestehen vor allem dort, wo beide Verbände konkurrierend auftreten und sich derzeit einer schrumpfenden Zahl von Jugendlichen gegenübersehen, die aus den geburtenschwachen Jahrgängen resultiert. Bei Ausgangszahlen von mehreren tausend Jugendfeierteilnehmern fällt diese Abnahme ebenso ins Gewicht wie Individualisierungen und kirchliche Missionsstrategien.

Die Werbung für die Durchführung der Feierlichkeit, aber auch der vorgeschalteten Jugendarbeit insgesamt, erfolgt in der Regel über die Schulen und Elternbeiräte. Hier hat offenbar ein Hase- und Igelrennen eingesetzt. Sobald sich einer der Verbände – wenn auch auf Aufforderung – bereits an die Eltern der 5. Schulklassen wendet, kann dies weitergedacht dazu führen, dass die Organisatoren bereits die Eltern von Schulanfängern umwerben Dies ist aber in mehrerlei Hinsicht ungünstig. Zunächst kann man bereits dann, wenn die Eltern nur ein Jahr vor der geplanten Feier angesprochen werden, von einer Fluktuation von 30 % ausgehen, die eine Kalkulation erschwert. Dies würde sich potenzieren, wenn die Anmeldungen bereits um Jahre vorverlegt werden. Sodann sind die Vermieter der interessanten Veranstaltungsorte nicht in der Lage mehrere Jahre im Voraus exakte Termine für die Durchführung der Feier zu vergeben. Gerade einen genauen Termin wünschen jedoch alle Eltern. Dies konnten die Vertreter beider Organisationen bestätigen. Während man einhelliger Meinung darüber ist, dass die Werbung für die Feier und die dazugehörige Jugendarbeit unabdingbar ist, sollte jedoch ein für alle ruinöser Wettbewerb im Interesse beider Seiten vermieden werden.

Während die Jugendweihe in gewisser Weise nachvollziehbar erklärte, dass die Eltern sich die Durchführung in dem von dem HVD genutzten Veranstaltungsort wünschen, erklärte der HVD: Dieser Ort ist erst durch unsere erfolgreichen Feiern zu dem beliebten Saal geworden, der mit der Feier verbunden wird. Die Konkurrenz soll nun dadurch gemildert werden, dass bestimmte Monate im Frühjahr für die jeweiligen Organisationen reserviert werden.
Von Seiten der Jugendweihe wurde eingefordert, dass es mit der Werbung für den eigenen Verein keine Kritik an dem konkurrierenden Veranstalter geben soll. Dies zielte besonders auf den seit Jahren üblichen Elternbrief. Hier ist gleich eine Lösung angeboten worden.

Schließlich wurde in einer Erklärung von Seiten der JuHus Magdeburg die grundsätzliche Bereitschaft zur Durchführung einer gemeinsamen Feier erklärt. Der dann propagierte Name sei frei verhandelbar. Allerdings verbindet Hans-Jörg Beyerling mit der Feier viel Herzblut, so dass die inhaltliche Gestaltung sicherlich noch einiger Absprachen bedarf.
Die Vertreter der Jugendweihe reagierten erfreut auf diesen Schritt. In kurzer Zeit werden die Gespräche auf Arbeitsebene fortgesetzt.

Positiv ist auch zu berichten, dass es bereits in der Vergangenheit gemeinsame Fahrten der beiden Organisationen für die Jugendlichen gegeben hat. Dies soll nach einhelligem Willen ausgebaut werden.
Jugendweihe Deutschland plant überdies eine Ausweitung der Jugendarbeit insgesamt, die bisher nur auf die Vorbereitung und Durchführung der Feier beschränkt war.

Bisher noch eine Vision ist die Kooperation auf den anderen Gebieten, die derzeit bereits durch den HVD erfolgreich durchgeführt werden wie Schuldnerberatung und Patientenverfügung.
Die Teilnehmer der Debatte gingen in dem Versprechen auseinander, im Geiste der beiden Humanistischen Selbstverständnisse, die nahezu identisch sind, über weitere gemeinsame Aktivitäten nachzudenken.

Judith Huber