Online-Vortrag im Humanistischen Campus

Jungenbeschneidung – keine medizinische Bagatelle, sondern ein echtes Tabuthema im Kinderschutz

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Übermorgen Abend ist der Facharzt Dr. Guido Hegazy live online im "Humanistischen Campus" zu Gast. Hegazy ist Gründer der medizinischen Initiative ARGUS-Kinderschutz, die sich für einen gleichberechtigten Schutz von Jungen vor Genitalbeschneidung einsetzt. Mit seinem Vortrag bietet Dr. Hegazy eine Gesamtschau über das Thema der Jungenbeschneidung an und deckt dabei sowohl medizinische und gesetzliche als auch kulturell-religiöse Aspekte ab.

Viele große gemeinnützige Organisationen prangern gerne mangelnden Kinderschutz oder Gleichberechtigung in weit entfernten Ländern an. Wenn aber beleuchtet werden soll, was vor unserer eigenen Haustür mit den Jungen passiert, dann schlagen deren Ansprüche an Gleichberechtigung und Schutzbedürftigkeit schnell in eine offensive Bagatellisierung um. Daran zeigt sich für Dr. Guido Hegazy bereits deutlich, wie sehr die Beschneidung von Jungen eines der letzten echten Tabuthemen im Kinderschutz ist.

Dabei muss sich beim Thema Jungenbeschneidung als erstes die Medizin an die eigene Nase fassen. Denn zu viele Kinderärzte stellen fehlerhafte Diagnosen von angeblichen Vorhautverengungen und ordnen Beschneidungen an, obwohl dies den offiziellen medizinischen Leitlinien widerspricht. In zweiter Linie folgen dann die kulturell-religiös motivierten Kinderbeschneidungen. Dabei müssen laut Hegazy Kultur und Religion immer zusammen betrachtet werden. Denn die kulturelle Komponente hat wohl letztlich den stärkeren Einfluss auf eine Entscheidung von Eltern, während aber die religiöse Komponente oftmals in den Vordergrund der Diskussion gerückt wird.

In seinem Vortrag wendet sich Guido Hegazy zunächst den medizinischen Aspekten wie Indikationen und Risiken des Eingriffs zu. Dabei werden diverse Vermutungen von Harmlosigkeit oder Vorteilen entkräftet, mit denen die Operation von Verfechtern der Kinderbeschneidung gerechtfertigt werden soll. Er beleuchtet dann die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die den Genitaleingriff ohne Einwilligung des betroffenen Kindes legitimieren. Weiter erklärt er die verschiedenen kulturell-religiösen Motivationen der Kinderbeschneidung, um dann mit der Frage nach der Gleichberechtigung im Kinderschutz zu schließen.

Die guten Absichten von Eltern und Ärzteschaft werden im Vortrag niemals in Frage gestellt, sondern vielmehr deren Unwissenheit beim Thema aufgezeigt. Weiterhin wird Männern, die sich durch ihre Beschneidung geschädigt sehen, eine Stimme gegeben, die man ihnen in der öffentlichen Diskussion sonst eher selten zugesteht. Gleichwohl wird damit aber nicht behauptet, dass alle beschnittenen Männer zwangsläufig auch beschädigt sein müssten.

Der Vortrag ist durchgängig mit animierten Illustrationen und bewegten Icons gestaltet. Die Thematik wird zwar fachlich präzise erklärt, dabei aber in ein kurzweiliges und unterhaltsames Format gebracht, welches eher an einen Zeichentrickfilm erinnert. Man darf also einen gleichermaßen engagierten wie unterhaltsamen Beitrag erwarten, der immer die Perspektive des Kinderschutzes in sein Zentrum stellt.

Donnerstag, 15. Mai 2025, 20:15 Uhr (Einlass pünktlich ab 20:15 Uhr).
Humanistischer Campus
Zugangslink
Die Teilnahme ist kostenfrei möglich.

Der "Humanistische Campus" ist ein Online-Diskussionsforum in einer Kooperation zwischen dem Bund für Geistesfreiheit (bfg) Bayern, dem Humanistischen Verbands Deutschlands (HVD) Bayern und dem Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes. Die Live-Online-Veranstaltungen finden in den ungeraden Monaten an einem Donnerstag statt.

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