Religiöse Organisationen auflösen

Wir müssen religiöse Organisationen aus dem öffentlichen Leben verbannen, um den Extremismus zu bekämpfen.

 

Separatistischer muslimischer Glaube wächst unter den Jungen und Moderaten, die tolerante Mehrheit muss das alarmieren.

Der gängigen Meinung zufolge ist der Islam eine Religion des Friedens und des Mitleids. Doch selbst wenn er das nicht ist – so die Wolligkeit allgemein akzeptierter Ansichten – so teilt nur eine kleine Minderheit der Muslime in diesem Land extreme fundamentalistische Positionen. Tatsächlich, wie der überwiegende Teil gängiger Meinungen – ist das nicht wirklich wahr. Muslime selbst sind sich äußerst uneinig darüber, was der Islam wirklich ist und sie sind das schon seit Jahrhunderten. Währenddessen teilt ein erschreckend großer Anteil junger britischer Muslime Ansichten, die aus unserer Sicht ungeheuerlich und inakzeptabel sind – Meinungen, die sie für muslimische Wahrheiten halten.

Vier von zehn muslimischen Studenten in Großbritannien unterstützen die Einführung der Scharia in die Gesetzgebung des Vereinigten Königreichs, ergab eine YouGov Umfrage (hpd berichtet). Fast ein Drittel von ihnen hält Totschlag im Namen der Religion für gerechtfertigt; 40% sagten, sie hielten es für inakzeptabel, wenn sich muslimische Männer und Frauen frei versammeln; und fast ein Viertel denkt nicht, dass Männer und Frauen in den Augen Allahs gleich sind.

Ein Viertel der muslimischen Studenten sagt, sie hätten wenig oder keinen Respekt für Homosexuelle. Was die Frage betrifft, ob sich britische muslimische Soldaten aus Auseinandersetzungen mit muslimischen Ländern heraushalten dürfen sollten, sagten 57%, dass sie das tun sollten und 25%, dass sie sich nicht sicher wären.

Mehr als die Hälfte der muslimischen Studenten befürwortete eine islamische politische Partei, um ihre Ansichten im Parlament zu vertreten. Ein Drittel findet nicht oder weiß nicht, dass oder ob der Islam mit dem westlichen Demokratiekonzept kompatibel ist und ein Drittel sagte, sie befürworteten ein weltweites islamisches Kalifat auf Basis der Scharia.

Zugegeben sind das (mit einer Ausnahme) die Ansichten der Minderheit. Mehr als die Hälfte der muslimischen Studenten sagt, dass sie solche Dinge nicht denkt, oder dass sie nicht weiß, was sie von ihnen halten soll. Nichtsdestoweniger sind das wahrlich große Minderheiten von muslimischen Studenten, die Meinungen haben, welche sich gegen die Gesetze dieses Landes richten, sowie gegen seine Traditionen der liberalen Demokratie. Und dies sind Studenten aus einer Stichprobe von einigen der besten Universitäten und Hochschulen.

Wenn die Schlauesten und Besten so denken, was ist dann mit dem Rest? Es ist erschreckend, sich die Ansichten ihrer geringer gebildeten Zeitgenossen vorzustellen. All dies scheint einen weiteren Teil der gängigen Meinung zu widerlegen: Dass Bildung die Lösung wäre für die muslimische Entfremdung in Großbritannien.

Diese YouGov-Umfrage wurde vom Centre for Social Cohesion (CSC) im Rahmen einer größeren Studie namens Islam on Campus in Auftrag gegeben, um morgen veröffentlicht zu werden. Die Autoren betonen, dass die Mehrheit der muslimischen Studenten Säkularismus und demokratische Werte unterstützt und überwiegend anderen Menschen gegenüber tolerant ist. Die CSC enthüllt jedoch, dass die Auftrittshäufigkeit von konservativen und separatistischen muslimischen Ansichten gestiegen ist und dass sie unter jungen Muslimen weiter verbreitet ist als in ihrer Elterngeneration. Britische Muslime waren zuvor sehr viel moderater.

Zweifellos werden solche Ansichten als islamophobische Engstirnigkeit verurteilt werden. Zweiffelos werden einige die CSC als neokonservativ verunglimpfen. Es ist wahr, dass es in diesen empfindlichen Bereichen sowohl wichtig als auch schwierig ist, zu wissen, wer wer ist und warum sie sagen könnten, was sie sagen. Aber man kann die Ergebnisse der YouGov-Umfrage kaum anzweifeln und der CSC-Bericht erweckt jeden Anschein vorsichtig dokumentierter Seriosität. Jeder, vor allem die Muslime der moderaten, toleranten Mehrheit müssen dadurch alarmiert sein.

Universitätsgelände sind für islamische Extremisten hervorragende Orte für die Rekrutierung, vor allem bei den sehr gut organisierten ISOCs (Islamic Societies on Campus). Genau das ist mit mehreren verurteilten britisch-islamischen Terroristen an zahlreichen Universitäten geschehen, inklusive LSE, Brunel, Humberside, King's College London, der Universität von North London und Leicester. Nur eine winzige Anzahl von muslimischen Studenten wurde tatsächlich in den Terrorismus gelockt. Doch wie können junge Muslime in eine liberale westliche Demokratie passen, wenn sie Dinge glauben, die intolerant sind, illegal und, in deutlichem Englisch, unBritisch?

Eines der alarmierensten Ergebnisse der Untersuchung ist die unglaublich hohe Zahl muslimischer Studenten, die sich über zentrale Fragen unsicher sind. Wenn man sie fragte, inwiefern sie, falls überhaupt, die Einführung eines Weltkalifats auf Basis der Scharia unterstützen würden, sagten ganze 42%, dass sie sich nicht sicher wären. Das ist eine ganz schöne Unsicherheit. Ein Fünftel war sich nicht sicher, ob der Islam mit dem westlichen Demokratiekonzept kompatibel ist.

Unsichere junge Menschen können von Extremisten überredet werden. Die Frage ist, wie man den Extremisten Einhalt gebieten kann.

Als Erstes, so meine ich, sollten wir alle Diskussionen über den wahren Islam abbrechen. Nie wird man sich darüber einig werden, wie viele Ungläubige durch ein Nadelöhr passen; Fragen über die wahre Doktrin sind unauflöslich, wie es Anglikaner in diesem Moment auf allzu bizarre Weise unter Beweis stellen*. Zum Beispiel meinte ein Sechstel der nicht-sunnitischen muslimischen Studenten, dass Sunniten nicht wahrhaftig an den Islam glauben, während 3 von 10 der nicht-schiitischen Befragten das Selbe über Schiiten denken.

Religion ist so lang wie ein Bindfaden; der wahre Glaube liegt im Herzen des Gläubigen und ist selten empfänglich für Argumente. Für viele Muslime ist der Islam eindeutig keine Doktrin der Freundlichkeit, Toleranz, sexuellen Gleichberechtigung, Vergebung, Demokratie und so weiter. Für zahllose andere ist er das eindeutig schon.

Daraus folgt unausweichlich, dass religiöse Menschen und ihre Ansichten nicht offiziell in Form von Organisationen anerkannt werden sollten. Man sollte der Religion keinen öffentlichen Raum oder eine öffentliche Darstellung gestatten. Das ist schwierig für diejenigen von uns, die den verworrenen anglikanischen Kompromiss geliebt haben; es bedeutet die Entstaatlichung unserer Staatskirche – wenn sie sich nicht vorher selbst zerstört.

Die Herausforderung anderer, wilderer und entschiedenerer Überzeugungen hat das Thema dringend gemacht; der Multikulturalismus hat sich selbst untergraben. Es darf keine weiteren religiösen Schulen geben – ich persönlich würde diejenigen, die bereits existieren, unangetastet lassen. Es darf keine öffentliche Anerkennung von religiösen Gruppierungen als Repräsentanten von irgendetwas oder von irgendjemanden geben: Weder auf Unigeländen, noch in Studentenwerken, noch auf Regierungskonferenzen, noch im Parlament.

Die so genannten Vorstände religiöser Gemeinden, oder Dachorganisationen von religiösen Einrichtungen, müssen sich im Privaten in einem freien Land natürlich frei versammeln dürfen, aber sie müssen von der Öffentlichkeit ignoriert werden. Sie dürfen öffentlich keine illegalen Vorurteile* lehren und sie auch nicht fördern. Wenn man sie in die Privatssphäre zwingt, ihnen den Sauerstoff der Öffentlichkeit, Macht und Einfluss verweigert, dann werden hochpolitisierte religiöse Organisationen verkommen. Vielleicht, um es mit der wunderschönen Redensart von Yeats auszudrücken, könnten sie sogar zur Wahrheit verkommen.

 

 

*In der anglikanischen Kirche ist ein Machkampf zwischen liberalen und konservativen Kräften entbrannt, der sich an weiblichen und homosexuellen Priestern enzündet hat. Man spricht von einer möglichen Spaltung.

*Ich vermute, dass sich Minette Marrin auf religiös motivierte Entmenschlichungen von zum Beispiel Homosexuellen, Frauen und Atheisten bezieht. Natürlich sind bloße Vorurteile nicht illegal. [Anm. des Übers.]

 

Übersetzung: Andreas Müller
Quelle: Marrin, Minette: To beat extremism, we must dissolve religious groups. TimesOnline. 27. Juli 2008.

 

Die Situation in Deutschland

Hier sieht es leider nicht viel besser aus als in Großbritannien, wie die Studie „Muslime in Deutschland“ des Bundesinnenministeriums Ende 2007 herausgefunden hat. Beispiele aus der Analyse dieser Studie, die man bei fowid finden kann:

43,3 % [der deutschen Muslime] sind der Ansicht, dass Menschen, die den Islam modernisieren, die wahre Lehre zerstören.

Der Aussage „Der Islam ist die einzig wahre Religion“ stimmen 65,6 % „völlig“ (53,4 %) oder „eher“ (12,2 %) zu.

71% sehen die Sexualmoral der westlichen Gesellschaften als völlig verkommen an.

Der Aussage „Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als Demokratie“ stimmen 46,7 % zu.

33,6 % befürworten die Todesstrafe und nach Auffassung von 65,5 % der Befragten sollte der Staat Zeitungen und Fernsehen kontrollieren, um Moral und Ordnung sicher zu stellen.

44,3 % gehen davon aus, dass Muslime, die im bewaffneten Kampf für den Glauben streben, ins Paradies kommen.

Harmut Krauss kommt zu dem Ergebnis:

In diesem Sinne stellt der (zusätzliche) Migrationsimport einer großen Zahl von Menschen mit einer religiös-rechtsextremistischen Grundgesinnung und einem desintegrativen Sozialisationsstil ein zukünftiges gesellschaftspolitisches Kernproblem dar, das von der deutschen Öffentlichkeit bislang noch völlig unzureichend begriffen und behandelt oder aber anders ausgedrückt: politisch korrekt beschwiegen wird.“

Nick Cohen, britischer Journalist und Autor von „What's Left?“, eine Geschichte der Linken, drückt es wie folgt aus:

Menschen mit brauner Haut sind genauso wie Menschen mit weißer Haut in der Lage, eine faschistische Bewegung zu bilden und andere zu ermorden und zu unterdrücken.“

Tipps:

1. Der britische Satiriker Pat Condell kommt zum selben Ergebnis wie Minette Marrin: Video.

2. Ibn Warraq und Laurence W. Britt streiten sich in der aktuellen Ausgabe des Free Inquiry Magazine darüber, ob „Islamofaschismus“ ein brauchbarer Begriff ist oder nicht. Christopher Hitchens äußerst sich bei Slate dazu und Dan Gardner beim Ottawa Citizen.

3. Nick Cohen spricht sich ebenfalls für eine Verbannung der Religion aus dem öffentlichen Leben aus.

4. Sam Harris über die westliche Reaktion auf den Islam: Wir verlieren unser Rückrat, um unseren Hals zu retten.

5. Austin Dacey ist dagegen der Ansicht, dass Religion zwar ins öffentliche Leben gehört, nur eben nicht in die Politik. Zudem sollen auch Atheisten ins öffentliche Leben und Religionskritik üben. Seine Website.

 

 

Andreas Müller

 

Die Neuen Atheisten
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