In eigener Sache: Youtube-Channel des hpd

INTERNET. (hpd) Der Humanistische Pressedienst veröffentlicht zukünftig seine in den HDP Artikeln eingebetteten Videos primär auf einem eigenen Youtube-Channel.

Als Beginn wurden neben neun bereits vorhandenen Videos jetzt auch die vier Teile der Vorstellung des „Blasphemischen Quartetts“ im Anschluss an das Preview von „Religulous“ in Berlin auf hpdvideo gestellt. Weitere Videos werden folgen. Es besteht die Absicht, ein möglichst breit gefächertes Videoarchiv der deutschen säkularen Szene aufzubauen.

Nun ist allerdings das Internet nicht ohne seine eigenen Bedingtheiten, die dem normalen Nutzer überhaupt nicht bekannt sind. Diesbezüglich sprachen wir mit ATHMATRIX, dem für die Technik zuständigen Verantwortlichen beim Humanistischen Pressedienst.

hpd: Du warst anfangs nicht von der Idee begeistert, alle beim HPD veröffentlichten Videos primär über Youtube bereitzustellen. Warum eigentlich?

ATHMATRIX: Hauptsächlich wegen der mäßigen Videoqualität und den von mir als unprofessionell empfundenen automatischen Text-Einblendungen.
Das Thema Videoqualität hat sich jedoch seit einem Jahr mit der von Youtube zur Verfügung gestellten HQ (High Quality) Option relativiert.
Limitierender Faktor bleibt aber die 10 Minuten Grenze, solange man keinen „YouTube-Partner“-Status hat. Dieser Status ist an Bedingungen geknüpft, die wegen stringenter Vorgaben hinsichtlich der Urheberrechte zurzeit noch bei uns intern in der Diskussion sind. So sind wir vorerst gezwungen, längere Videos zu zerstückeln.

hpd: Welche Alternativen zu Youtube gibt es denn für den HPD?

ATHMATRIX: Die Videos auf dem eigenen Server anzubieten. Ich muss aber zugeben, dass diese anfangs von mir favorisierte Idee durch die steigenden Besucherzahlen des HPD-Portals nicht praktikabel ist.
Youtube ist als spezialisierter Video-Hoster weit besser in der Lage, Lastspitzen abzufangen, als das man dies mit einem einzelnen Server, auf dem auch noch andere Services laufen, realisieren könnte. Zumal Youtube neben seiner massiven Serverfarm auch die entsprechende Netzwerkanbindung besitzt.

hpd: Der HPD nutzt also Youtube hauptsächlich, um seinen Server zu schonen und um Lastspitzen abzufangen?

ATHMATRIX: Nein. Der Hauptgrund liegt in der engen Vernetzung mit der säkular-humanistischen Youtube Community. Es hat sich dort in den letzten Jahren eine sehr aktive Szene herausgebildet, die derzeit von angelsächsischen Aktivisten dominiert wird. Durch die Suchfunktion in Youtube können unsere Videos einen weitaus größeren Kreis an Internetusern erreichen. Natürlich wird in unseren Videos auch auf unsere Web-Portale verlinkt.

hpd: Das hört sich doch nach einer optimalen Lösung an?

ATHMATRIX: Die Youtube Lösung hat viele Vorteile. Man muss aber bedenken, dass wir als Pressedienst keinen direkten Einfluss auf die Verfügbarkeit der dort eingestellten Videos haben. Daher ist es wichtig, dass wir jederzeit in der Lage sind, unsere Videos auch selber oder bei einem anderen Anbieter bereitstellen zu können.

hpd: Sind diese Befürchtungen bei einem so renommierten Anbieter wie Youtube nicht ein bisschen paranoid?

ATHMATRIX: Wie mir der Youtube Aktivist FFreeThinker berichtete, toben derzeit auf Youtube Flagging-Kampagnen und Votebot-Angriffe gegen religionskritische Videos und Channels. Als einzelner Channel ohne gute Kontakte und relevantem Bekanntheitsgrad hat man da keine Chance. YouTube reagiert laut Aussage von FFreeThinker auf einzelne Anfragen bzw. Beschwerden in der Regel überhaupt nicht, selbst wenn diese berechtigt sind.

hpd: Was genau sind Votebot-Angriffe und Flagging-Kampagnen?

ATHMATRIX: Votebot-Angriffe gehen von Programmen aus, die automatisiert missliebige Videos massenweise mit 1-Stern-Bewertungen "downraten". Diese Videos werden dann in Suchabfragen hinter einer Vielzahl von durchschnittlichen und schlechten Videos begraben und erscheinen damit praktisch in keinen Suchabfragen mehr und auch nicht mehr unter „related videos“.
Flagging-Kampagnen denunzieren religionskritische Inhalte mit dem sogenannten ‚Flagging’ und haben das Ziel, eine Sperrung eines Videos oder eines Channels durch Youtube zu erwirken. Dabei entscheiden die Angreifer kollektiv, mit welchem Argument man dies am erfolgversprechendsten durchziehen kann. In der Regel wird das Argument "hate speech" bemüht, in einigen Fällen versucht man Copyright Verstöße zu konstruieren. Leider macht es Youtube den Angreifern oft sehr leicht und lässt die Opfer solcher Kampagnen im Regen stehen.

hpd: Das hört sich ja nach Cyberwar im Internet an?

ATHMATRIX: Im Grunde ist es dass auch. Daher ist es wichtig, dass sich die säkular, humanistische Internet-Community geschlossen gegen solche Angriffe wehrt. Im Grunde sind die Angriffe, wie wir sie derzeit bei Youtube sehen, nichts Neues. Wir kennen das schon seit Jahren von Wikipedia. Hier tun sich virtuelle Schlachtfelder auf, von denen der atheistische Internet- und Computer-Muffel nichts ahnt. Und diese virtuellen Welten werden in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen.

Danke für die Informationen
Die Fragen stellte Friedrich Halderbrook