"Spott sei Dank!", die regelmäßig im Humanistischen Pressedienst digital veröffentlichten Karikaturen, haben einen Bruder im Print-Format. Und der ist nun schon zum sechsten Mal erschienen.
Rechtzeitig, damit Sie Ihre Lieben noch bescheren können. Mit einem Geschenk, das sich in der "Heiligen Nacht" wunderbar als säkulares Gegengewicht unterm Baum macht. Zumal sich, das sei hier verraten, in dem aktuellen Spott-sei-Dank!-Band Nummer 6 auch eine den Anlass würdigende Weihnachtskarikatur findet: Ein Knirps sitzt auf dem Schoß des Nikolaus und stellt diesem die zeitgemäße Frage: ob das Christkind denn eigentlich non-binär sei.
Nachdenken, zweifeln und lachen machen – so lässt sich das gewollt parteiische Geschäft der Karikaturisten einordnen. Natürlich geht es, wie könnte es anders sein, um religiösen Fundamentalismus, um Kirchenprivilegien, um sexuellen Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen. Aber auch um gesellschaftliche Fehlentwicklungen wie übertriebene Wokeness, Wissenschaftsfeindlichkeit, den nationalen und internationalen politischen Rechtsruck und den Klimawandel. Themen, die alles andere als erbaulich sind, aber gerade deshalb ins Scheinwerferlicht gehören.
Und die zeichnenden Spötter haben helle Scheinwerfer, um schmutzige Ecken des gesellschaftlichen Lebens auszuleuchten. Mit Satire, Witz und beißendem Humor. Rund 100 Zeichnungen enthält der Band, verbunden mit einigen Texten von hpd-Autor Peter Kurz, die das von den Zeichnerinnen und Zeichnern aufs Korn genommene Geschehen einordnen. Und es sind, wie schon in den früheren fünf Bänden, wieder ganz wunderbare Ideen und Zeichnungen dabei. Diese Künstlerinnen und Künstler sind in dem sechsten Spott-sei-Dank-Band vertreten: Arghxel, Miguel Fernandez, Kai Flemming, Burkhard Fritsche, Ruth Hebler, Rolf Heinrich, Michael Holtschulte, Volker Kischkel, Thomas Kuhlenbeck, Uwe Krumbiegel, Dorthe Landschulz, Piero Masztalerz, Nadia Menze, Til Mette, Oliver Ottitsch, Martin Perscheid, Ralph Ruthe, Bettina Schipping und Jacques Tilly.
Die Künstler zeichnen nicht nur, sie karikieren oft auch mit knappen Sprechblasen den ganzen Irrsinn dieser Welt. Wie die Nachrichtensprecherin, die verkündet: "Wissenschaftler konnten nun die globale Erderwärmung durch den Anstieg sozialer Kälte ausgleichen." Oder die beiden Alten auf der Parkbank. Er: "Haben wir denn gar nichts aus unserer Geschichte gelernt?" Sie: "Deshalb ja die Wiederholung." Und da ist das freundlich wirkende Pärchen, das stolz verkündet, dass es nun auch zu den Nazis gehöre. "Aber nur Mitläufer. Wir werden von all dem später nichts gewusst haben." Ganz wunderbar auch der Mann, der die Kondensstreifen am Himmel fachlich einordnet: Er: "Flugzeuge versprühen Chemikalien, welche Menschen dumm machen." Sie: "Gibt es dafür einen Beweis?" Er: "Ja, mich."
Gerade erst hat Nadia Menze, eine auch in dem aktuellen Band vertretene Zeichnerin, im hpd-Interview zur Funktion der Karikatur gesagt: "Sie muss etwas in einem bewegen. Sie muss etwas mit mir machen. Das kann im einfachsten Fall die Katharsis sein – ein befreiender Lacher im Wahnsinn der Welt, ein kurzer Glücksmoment, in dem ich mich verstanden fühle."
Dieses Erlebnis werden Sie bei der Lektüre des Buches vielfach haben. Versprochen.
Spott sei Dank! #6, Herausgeber: Humanistischer Pressedienst, Alibri Verlag 2024, 128 Seiten, 15 Euro, ISBN 978-3-86569-408-9
P.S.: Auch die ersten fünf Spott-sei-Dank!-Bände lassen sich noch bestellen.