Vortragsreihe in Stadt der Wissenschaft

OLDENBURG. (HVN/hpd) Amardeo Sarma eröffnete am 24. Mai mit dem Vortrag "Wissenschaft gegen Aberglaube: Kritisches Denken für den Alltag" die Oldenburger Reihe zur Bedeutung von Vernunft und Wissenschaft für den Humanismus.

Oldenburg ist die Stadt der Wissenschaft 2009. Grund genug für die noch junge Humanistische Akademie Niedersachsen, zusammen mit dem HVD Oldenburg ihre erste öffentliche Vortragsreihe in der selbst ernannten "Übermorgenstadt" zu veranstalten. Peter Reichl, der die Veranstaltung als Vizepräsident der Akademie leitete, freute sich, gleich als ersten Referenten den Vorsitzenden der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP) ankündigen zu dürfen: "Das zeigt den Stellenwert des kritischen Denkens für den Humanismus, wie er von der Humanistischen Akademie Niedersachsen und vom HVD vertreten wird. Kritisches Denken darf sich nicht in Religionskritik erschöpfen."

Ein leidenschaftliches Plädoyer für kritisches Denken als Instrument, Realität und Wunschdenken auseinander zu halten

Der Referent machte deutlich, dass jeder Mensch anfällig ist für Wunschdenken und dazu neigt, seine Ideen und Vermutungen in dem, was er wahrnimmt, bestätigt zu sehen. Das gelte auch für Menschen, die sich selbst als besonders vernünftig und kritisch einschätzen oder einen akademischen Hintergrund besitzen. So komme es, dass viele populäre Thesen viel weniger belegt sind, als angenommen. Um die allzu menschliche, psychologisch bedingte Erkenntnisschwäche zu überwinden, habe man die moderne wissenschaftliche Methode entwickelt.

Ein Schwerpunkt der Arbeit der GWUP als Teil der weltweiten "Skeptikerbewegung" sei die Aufklärung der Öffentlichkeit über unhaltbare und doch populäre Behauptungen, an denen die reguläre Wissenschaft kein Interesse zeigt, wie z. B. Astrologie, "Komplementärmedizin" oder UFOs. An den Beispielen der PSI-Phänomene, des Kreationismus und der Homöopathie erläuterte der Referent die Unhaltbarkeit parawissenschaftlicher Behauptungen sowie die Strategien Ihrer Vertreter, als wissenschaftlich anerkannt zu werden.

Kritisches Denken zerstöre liebgewonnene Illusionen. Was die rund 900 Mitglieder der GWUP motiviert, trotzdem parawissenschaftliche Behauptungen zu kritisieren, seien…

  • Neugier: Wir sollten wissen, wie die Welt um uns beschaffen ist und funktioniert und was hinter solchen scheinbar übernatürlichen Behauptungen steckt.
  • Ehrlichkeit: Wir sollten wissen, wie es um uns steht. Langfristig schaden Illusionen.
  • Verbraucherschutz: Parawissenschaften können verheerende Auswirkungen haben auf Gesundheit, Leben, Beziehungen, Freiheit und Wohlstand.

Sarma ist überzeugt, dass wissenschaftliches Vorgehen dabei das beste Mittel darstellt, sich von Illusionen zu befreien. Wissenschaftliche Erkenntnis sei nie abgeschlossen, ihre Ideen werden u. a. durch Publikation in Fachzeitschriften der Kritik ausgesetzt und seien so immer dem Druck zur Verbesserung ausgesetzt. Parawissenschaftliche Dogmen hingegen würden vor solcherart Kritik geschützt, die Anwendbarkeit wissenschaftlicher Methoden abgestritten. In der Komplementärmedizin, wie der Homöopathie, verlasse man sich lieber auf Lobbyarbeit und Marketing ("sanft, ganzheitlich, natürlich") statt auf wissenschaftliche Überprüfung der Wirksamkeit.

Spätestens an den Fragen in der an den Vortrag anschließenden Diskussion zeigte sich, dass die Begeisterung des Referenten für kritisches Denken bei den Zuhörern angekommen ist: Wie kommt es, dass Menschen unhaltbare Dinge glauben? Wieso können unwissenschaftliche Thesen außerhalb der Wissenschaft auf Dauer so enorm populär bleiben? Offensichtlich gibt es für die GWUP auch in Zukunft noch eine Menge zu tun.

Die nächsten Termine der Vortragsreihe

Die nächsten Vorträge der Reihe werden gemeinsam von der Humanistischen Akademie Niedersachsen, der Giordano Bruno Stiftung und dem Humanistischen Verband Oldenburg durchgeführt. Sie finden alle im Vortragssaal des Kulturzentrums PFL, Peterstraße 3 in Oldenburg statt.

24.August 2009 – 19:00 Uhr
Prof. Thomas Junker (Uni Tübingen)
Wer hat Angst vor Charles Darwin?
Die weltanschaulichen Konsequenzen der Evolutionstheorie.

26. Oktober 2009 – 19:00 Uhr
Dr. Michael Schmidt-Salomon (Giordano Bruno Stiftung)
Über Moral. Zum Verhältnis von Ethik, Humanismus und Religion.

Lutz Renken