Religion: Die neuesten Erkenntnisse (4)

Die Position der Adaptionisten

Der Adaptionismus der Religiosität wird sehr lautstark von Deutschlands wohl bekanntestem Religionswissenschaftler vertreten, Dr. Michael Blume. Er ist beileibe nicht der einzige, auch andere Mitarbeiter der Religion und Wissenschaft versöhnen wollenden Templeton-Stiftung, wie David Sloan Wilson, teilen diese Einschätzung. In seinem Artikel im Magazin für Hirnforschung, „Gehirn und Geist“, bezeichnet Michael Blume Spiritualität und Frömmigkeit als „segensreiche Produkte der Evolution“. Er verwendet das Argument des biologischen Erfolgs der Religiosität auf seinen Blogs gegen praktisch alles, was Atheisten an Argumenten gegen Religion und Gottes Existenz aufzubieten haben, sogar gegen die Buskampagne, die damit im Grunde ja überhaupt nichts zu tun hat. Michael Blume schließt aus der Adaptivität der Religiosität für sich persönlich, dass sie auf Gottes Existenz hindeute, der also die Evolution so eingefädelt habe, dass Menschen enstehen, die an ihn glauben. Eine zunehmend populäre Haltung unter theistischen Evolutionisten.

Michael Blume hat zusammen mit dem Wissenschaftsjournalisten und Biologen Rüdiger Vaas, der Beiratsmitglied der Giordano Bruno Stiftung ist, ein Buch zum Thema geschrieben: Gott, Gene und Gehirn. Darin werden die wichtigsten Studien zur Religiosität vorgestellt und jeweils auf eine bestimmte Weise interpretiert. Wer es kennt, dem ist wohl aufgefallen, dass diese Artikelreihe einige Studien daraus aufgreift, sie jedoch anders interpretiert oder sie anhand neuerer Studien widerlegt.

Man kann an dieser Sammlung von Studien verschiedener Fachgebiete zur Religiosität in „Gott, Gene und Gehirn“ erkennen, warum es so schwer ist, Erkenntnisse zur Religiosität auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Es ist ein riesiges Durcheinander und alles scheint allem zu widersprechen. Vaas und Blume versuchen sich in ihrem Buch auch gar nicht erst an einer Synthese (wobei Michael Blume seine Religion-macht-Kinder-These schon vorher regelmäßig zum besten gegeben hat).

Dass Religiosität keine Adaption sein kann, zu dieser Schlussfolgerung sind der Biophilosoph Edgar Dahl (siehe seinen Artikel zum Thema), der Psychologe Rolf Degen und ich etwa zeitgleich gelangt. Richard Dawkins hat die Nebenprodukt-Theorie in seinem „Gotteswahn“ bereits vertreten, die so aber nicht mehr vollständig haltbar ist (Religionen als falsche Ideen, die durch Tradition weitergegeben werden – was stimmt, aber nur im Hinblick auf die konkreten Inhalte, nicht im Hinblick auf den Glauben an einen kontrollierenden Gott selbst). Auf alle Thesen und Argumente der Adaptionisten kann hier nicht eingangen werden, aber auf die Wichtigsten: