„Ein unmoralisches Angebot“

Moral versus Ethik

Das Moral-Konzept umfasst das Sündenfallsyndrom, Gut und Böse, den Freien Willen sowie die moralische Schuld eines Menschen. Ethik greift im Vergleich zur Moral jedoch nur bei Interessenskonflikten. (Moralische Probleme bestehen auch ohne Interessenskonflikt, z.B. bei konsensuellem, homoerotischen Sex zwischen Erwachsenen oder gar bei Masturbation.) Das „Paradigma der Unschuld“ im präsentierten ethischen Konzept bedeutet, dass nach Wohl und Wehe beurteilt wird, danach, ob ein Verhalten fair oder unfair ist. Es besteht eine ethische Verantwortung, auf das Wohl und Wehe anderer Rücksicht zu nehmen, wenn auch die Umstände, die zur (üblen) Tat führten, nachvollzogen werden können. Allerdings kann nur die Tat verurteilt werden: „Du hast etwas Unfaires getan, das macht dich aber nicht zu einem schlechten Menschen, sondern nur zu einem Menschen, der etwas Unfaires getan hat und der beim nächsten Mal etwas Besseres tun sollte.“

Die entspannte Gesellschaft

Die Ideologie der Willensfreiheit wird gemeinhin genutzt als Instrument zur Legitimation sozialer Ungerechtigkeit. Schließlich ist nach diesem Konzept „jeder seines Glückes Schmied“. Aber wir „nackten Affen“ stehen nicht über der Natur, sondern sind ein Teil von ihr. Wir sind bloß, zitiert der Redner Albert Schweitzer, „Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Etwas größere Bescheidenheit würde uns „Neanderthalern von morgen“ also ganz gut zu Gesicht stehen.

In der überaus angeregten Diskussion nach seinem Vortrag ging Michael Schmidt-Salomon auf viele Fragen ein, die in seinem Buch „Jenseits von Gut und Böse“  eingehend thematisiert werden. Die meisten Diskussionsbeiträge und Fragen widmeten sich dem Wunsch, vielleicht doch irgendwie oder irgendwo über einen freien Willen zu verfügen, wenigstens ein bisschen?! Nein?
 

Fiona Lorenz

 

Den Vortrag filmte Ricarda Hinz, Ausschnitte sind auf youtube zu finden.