Junge Humanisten diskutierten säkulare Werte

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Aufmerksamkeit / Foto: DFW

KLINGBERG. (DFW/EHF) Kürzlich trafen junge Humanisten aus Schweden und Deutschland zusammen, um sich über säkulare Werte in Europa auszutauschen. Eine Jugendkonferenz, die vom Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften in Zusammenarbeit mit der Europäischen Humanistischen Föderation veranstaltet wurde.

Europa beruht auf einer Vielzahl von Kulturen und Traditionen. Ausgangspunkt der Konferenz war, dass sich zukunftsfähige Wertvorstellungen sich nicht von göttlicher Autorität und auch nicht von einer einzelnen Kultur oder Tradition herleiten, sondern im jahrhunderte langen Kampf vor allem der Aufklärung und des Humanismus den autoritären Herrschaftssystemen abgerungen worden sind.

Auf der Konferenz in der Jugendbildungsstätte Klingberg kamen wir als junge Europäerinnen und Europäer zusammen, um unsere Sichtweisen zu säkularen Werten in den verschiedenen Nationen Europas zusammenzutragen und gemeinsame Wege zu ihrer Verwirklichung zu diskutieren.

Integrative Werteerziehung

In unserem ersten Workshop zu integrativer Werteerziehung in Schulen für Weltbürgerlichkeit und Menschenrechte haben wir diskutiert, was ethische Werteerziehung ist und wie sie konkret umgesetzt werden kann. Es gibt in unserer Gesellschaft einen Bedarf für Menschenrechtsbildung und der Erziehung zu Weltbürgerlichkeit. Daher diskutierten wir einige Ideen, wie Schüler mehr in ihre Schulbildung einbezogen werden können. An dieser Stelle wurde z.B. die Notwenigkeit von freundschaftlicheren Beziehungen an Schulen genannt. LehrerInnen und SchülerInnen sollten sich auf der gleichen Ebene begegnen. Schüler sollten mehr Mitbestimmungsrechte erhalten, wie z.B. in Schülerräten schon realisiert. Wir einigten uns, dass Werte, Weltanschauungen und Religion objektiv gelehrt werden sollen und die Möglichkeit bestehen muss zu diskutieren. Die Schüler müssen befähigt werden, ihre Werte auch zu leben. Werteerziehung sollte daher in allen Ländern als eigenständiges Fach in den Stundenplan integriert werden.

Wertediskusssion

Der zweite Workshop gab eine Einführung zur Vision IHEYO und grundlegenden Fragestellungen zu Werten. Was sind Werte und welche Werte sind uns wichtig? Und gibt es eine Hierarchie? Zusammenstellung humanistischer Werte und deren Definition und Klärung, ob Hierarchie notwendig ist oder überhaupt möglich ist? Es war nicht möglich, eine übereinstimmende Hierarchie zw. den Teilnehmern herzustellen, da jeder andere Prioritäten setzt. Daraus ergibt sich eher eine Zirkulationsdarstellung aller Werte, da jeder Wert einen anderen mit bedingt und somit nicht allein stehen kann. Nach der theoretischen Erarbeitung dieser Wertestruktur gab es einen Überblick über praktische Umsetzungen dieser in der internationalen Jugendarbeit von humanistischen Organisationen und Netzwerken. Wichtige Erkenntnisse sind eine gute Beispielwirkung eigener Werte in der alltäglichen Umsetzung (Säkulare Werte sind nur durch Verhaltensveränderung möglich, nicht durch dogmatische Vorgaben) und Austausch von Arbeitsschwerpunkten und Methoden für eine verbesserte Kommunikation und Evaluation der eigenen Aktivität im jeweiligen Land oder Organisation.

Weltanschauliche Selbstbestimmung

Der dritte Workshop stellte die Frage, wie wir weltanschauliche Selbstbestimmung und politische Mündigkeit für die jungen Europäerinnen und Europäer erreichen. Als erstes demonstrierten wir, dass es eine große Differenz gibt zwischen dem, was Humanisten und Freidenker gern kommunizieren möchten und dem, was sie tatsächlich kommunizieren. Um tatsächlich Mehrheiten für unsere Werte zu erlangen, müssen wir uns auf die wesentlichen Werte beschränken und unsere Werte auf sechs Wegen kommunizieren: 1. Politische Säkularisierung fördern, 2. die Lücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft schließen, 3. Humanismus in Politik, Wirtschaft und sozialen Aktivitäten demonstrieren, 4. religiöse Erziehung hin zu einer integrativen Weltanschauungserziehung für jedermann verändern, 5. Aktivitäten der gesellschaftlichen Basis verstärken und 6. zu mehr Kooperation zwischen humanistischen und ähnlichen Organisationen ermuntern.

Säkulare Ethik und globale Krisen

Der letzte Workshop beschäftigte sich mit Herausforderungen für eine säkulare Ethik in Bezug auf die globalen Krisen (Metakrise, beinhaltend: Wirtschaftskrise, Klimakrise, Armutskrise, Ressourcenkrise ...). Unser Ausgangspunkt war die These, dass Wirtschaft ist ein Teil des sozialen Systems ist und nicht davon getrennt operieren darf. Aus unserer Sicht stellen sich in diesem Zusammenhang folgende Herausforderungen:

  1. Durchsetzung einer globalen Demokratie, die sich auf Humanismus gründet und über entscheidende ökonomische Handlungskompetenzen verfügt.
  2. Veränderung der Einstellung zu Energie auf einer individuellen, sowie strukturellen Ebene.
  3. Stärkung der Transparenz externer Effekte von Gütern und Dienstleistungen.
  4. Förderung von mehr globaler Solidarität, die auch mehr Verantwortlichkeit für die globale Krise einschließt (z.B. Förderung des Fairhandelsgedanken).

Insgesamt kann die Jugendkonferenz als erfolgreich eingeschätzt werden. In einer sehr guten und offenen Atmosphäre wurde konstruktiv miteinander gearbeitet. In einem Jahr soll es eine Folgekonferenz geben.


Tina Bär