MÜNCHEN. Der fränkische Schriftsteller und Bildende Künstler Gerd Scherm wurde mit dem Friedrich-Baur-Preis 2006 der Bayerischen Akademieder Schönen Künste*) ausgezeichnet. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis erhielt er für sein literarisches Gesamtwerk.
Große Aufmerksamkeit erreichte Scherm zuletzt mit seinem im Heyne-Verlag erschienenen Roman „Der Nomadengott". In der im Jahre 1500 v.u.Z. handelnden satirisch-tiefsinnigen Erzählung sieht sich die Volksgruppe der „Hyksos" – in Ägypten lebende „Gastarbeiter" – aufgrund diverser Anfeindungen zur Flucht aus Ägypten gezwungen, zieht hierbei jedoch den Zorn der Götter auf sich und wird im weiteren Verlauf mit Propheten, Wundern und dem neuen „Gott ohne Namen" konfrontiert.
„Der Nomadengott" ist kein religionskritischer Roman, wohl aber thematisiert er Dogmatismus und religiösen Fundamentalismus. Gerd Scherm zeichnet sich dadurch aus, dass ihm dies mit dem Mittel des Humors, der den Vergleich mit Monty Pythons „Das Leben des Brian" nicht zu scheuen braucht, gelingt. Bezüge zum Alten Testament finden sich im Roman genauso wieder, wie profunde ägyptologische Kenntnisse des Autoren. Scherm: „Ich habe das alte Testament noch einmal sehr intensiv gelesen und fand alles erschreckend gewalttätig. Allein nach der Anbetung des Goldenen Kalbs wurden 3.000 Menschen erschlagen.".
In der vom Philosophen und Schriftsteller Dr. Reinhard Knodt gehaltenen Laudatio zur Preisverleihung an Gerd Scherm heißt es: „Sie meinen vielleicht zu wissen, wie das war mit dem Auszug der Juden aus Ägyptenland oder mit den sieben fetten und den sieben mageren Jahren. Sie meinen sicher auch zu wissen, warum die Beatles berühmt sind oder das World Trade Center zerstört wurde. - Aber, da sollten Sie aber mal Gerd Scherms Bücher lesen. Dort steht nämlich, wie es wirklich war. Nicht völlig verschieden natürlich von dem, was Sie so in Schule und Kirche gehört haben, aber eben doch anders. Zum Beispiel ist Gerd Scherms Moses überhaupt kein Gottgewaltiger Völkerführer, sondern ein magerer, überforderter Stubenhocker. Und die Schar, die aus Ägypten auszieht, ist nicht der Zug eines Volkes, sondern eine kleine Karawane ängstlicher Handwerker und Geschäftsleute, die natürlich auch nicht das Meer teilen und die Mauern Jerichos zu Fall bringen, sondern brav ein Boot besteigen."
Neben dem Friedrich-Baur-Preis hat der 1950 geborene Gerd Scherm bereits eine Vielzahl weiterer Auszeichnungen erhalten, darunter so bedeutende wie den Wolfram-von-Eschenbach-Förderperis (1995), die Paulskirchen-Medaille (2001) sowie den auf der Leipziger Buchmesse verliehenen BoD Autoren Award für den Roman „Der Nomadengott" (2004).
Anfang 2007 soll unter dem Titel „Die Irrfahrer" die Fortsetzung des Romans „Der Nomadengott" erscheinen.
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*) Die Akademie verleiht die Friedrich-Baur-Preise seit 1990. Sie wurden zum 100. Geburtstag des Firmengründers und Stifters Friedrich Baur eingerichtet.
Die Preise sind für Künstler oder künstlerische Institutionen bestimmt, die aus dem nord- oder ostbayerischen Raum stammen oder dort tätig sind. Es gibt vier Preise: für Bildende Kunst, Literatur, Musik und Darstellende Kunst – analog den Abteilungen der Akademie.
Verliehen werden sie jährlich in einer anderen bayerischen Stadt: 1990, im Gründungsjahr, in Burgkunstadt, dem Sitz der Friedrich-Baur-Stiftung. Oft war die Verleihung auch in historischen Räumen wie im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth, im Cuvilliéstheater der Münchner Residenz, aber auch im Alf-Lechner-Museum Ingolstadt.