(hpd) Seit nunmehr einem Jahr ist die Weltöffentlichkeit dabei, zu vergessen, dass in Iran eine massive Wahlfälschung geschah. Umso bemerkenswerter ist, dass der Fernsehsender Arte gestern einen Themenabend zum Iran gestaltete. Dieser Abend begann mit der hervorragenden Dokumentation "Iran Election 2009" des Regisseurs Ali Samadi Ahadi.
Die gestern gezeigte Version des Filmes ist, wenn man so will, eine Vorab-Variante des für den Herbst geplanten, abendfüllenden Films "The Green Wave". Die Autoren lassen vor allem junge IranerInnen zu Wort kommen und zitieren aus deren Blogeinträgen und Twittermeldungen. Da aus verständlichen Gründen im Film keine realen Figuren auftreten, wurde zum Mittel des Animationsfilmes gegriffen. Die Zeichnungen erinnern mich dabei teilweise an den hervorragenden Film "Waltz with Bashir".
In der Dokumentation kommen neben diesen authentischen Stimmen auch diverse Exiliraner zu Wort: die Friedensnobelpreisträgerin Shrin Ebadi und die Menschenrechtlerin und Anwältin Shadi Sadr, die selbst nach den Wahlen verhaftet wurde. Ebenso zu Wort kommt Prof. Payam Akhavan, der unter anderem auch Berater des Internationalen Strafgerichtshofes war und Vorsitzender des Iran Human Rights Documentation Centre ist. (siehe auch hier)
Sicherlich: Viele der gezeigten YouTube-Videos sind mir bekannt. Etliche der Aufrufe habe auch ich unterschrieben, Meldungen weitergeleitet bei Twitter oder im Blog veröffentlicht. Aber in dieser geballten Form ist es kaum erträglich, mitzuerleben, wie ein Volk um seine Hoffnungen betrogen wurde. Es ist im Film kein Platz für Diskussionen, um wie viel Prozent die Wahlergebnisse gefälscht wurden, wie viele Stimmen hinzugefügt wurden oder weggelassen an anderer Stelle.
Die Dokumentation ist parteiisch. Das muss und soll sie auch sein. Denn letztlich bereitet sie den Boden für die abschließenden Statements von Frau Ebadi und Herrn Akhavan: Europa, Deutschland muss sich endlich der Verantwortung stellen. Anstatt sich lautstark immer und immer wieder allein mit den Plänen des Iran zum Bau einer Atombombe zu befassen (was ganz sicher auch nicht aus den Augen verloren werden darf!) muss auf die seit einem Jahr andauernden massiven Menschenrechtsverletzungen in Iran hingewiesen und dagegen vorgegangen werden.
Bis heute werden im Iran friedliche Demonstranten und Demonstrantinnen verhaftet, gefoltert, vergewaltigt und hingerichtet. "Iran Election 2009" will einen Beitrag leisten, damit über diese Menschenrechtsverletzungen gesprochen wird, sie nicht aus dem Gedächtnis der Weltöffentlichkeit verschwinden und das Leiden im Iran ein Ende findet. (Quelle)
F.N.
Die Dokumentation wird am Donnerstag, dem 01.07.2010 um 10.10 Uhr auf ARTE noch einmal gezeigt; wann genau der Film in der Langfassung in die Kinos kommt, ist noch nicht genau bekannt.