In Berlin macht gerade der Fall eines Hausbesitzers Schlagzeilen, der vor seinem Haus in den Gehweg eingelassene Stolpersteine entfernen will.
Die Stolpersteine, eine Idee des Künstlers Günter Demnig, erinnern an verfolgte und vertriebene Opfer der Nationalsozialisten. Deutschlandweit wurden in mehr als 500 Städten solche Gedenksteine in Gehwege eingelassen - allein in Berlin sind es inzwischen mehr als 5.000.
Nun fordert der Eigentümer des Hauses Dahlmannstraße 1 in Berlin-Charlottenburg die Entfernung von sieben dieser Gedenksteine. "Vor dem Eingang liegen sieben Stolpersteine – sie erinnern an die Familien Cohn, Brück und Kallmann, die dort gewohnt haben. Sie wurden 1941 bis 1944 in Konzentrationslager deportiert, Martin Cohn beging Selbstmord." Er begründet das damit, dass auf ihnen irgendwer ausrutschen könnte.
Die Steine liegen tatsächlich auf einigen Quadratmetern, die noch zum Grundstück gehören und nicht zum öffentlichen Strassenland (für das es eine generelle Erlaubnis gibt). Rechtlich könnte der Eigentümer die Entfernung fordern; ethisch ist das jedoch mehr als fragwürdig.
1 Kommentar
Kommentare
Stefan Wagner am Permanenter Link
Generell ist es eine Unsitte an Einfahrten mit Pflaster die Vorfahrt von PKWs zu suggerieren und für Kinderwagen, Rollstühle, Rollatoren und Rollkoffer das hinderliche, pseudoromantische Pflaster zu verlegen.
Dass man über Stolpersteine wirklich stolpert halte ich zwar für vorstellbar, aber wenig wahrscheinlich. Kam das schon vor? Sicher - so Messing ist ganz schön glatt, aber die Steine sind auch klein, und wer sie wahrnimmt tritt eher daneben auf.
Ethisch fragwürdig finde ich die Ablehnung jedoch nicht. Dass solche Steine einen echten Effekt haben halte ich für zweifelhaft. Schadet die Entfernung irgendwem, außer Initiativen, die meinen damit etwas zu bewegen?
Das Vorgehen gehört für mich eher in den Bereich der Unhöflichkeit, verletzter Etikette und unnötiger Grobheiten. Außer der Hausbesitzer versteckte sich bloß hinter der Unfallgefahr, und hätte ganz andere Motive.