In 20 US-amerikanischen Bundesstaaten können Gläubige mit dem Wahlspruch "In God We Trust" (Wir vertrauen auf Gott) auf ihren Kfz-Kennzeichen fahren. Im Bundesstaat Mississippi allerdings ist dieses Kennzeichen seit 2019 nicht nur eines zur Auswahl, sondern der Standard. Religionsfreie, die kein Gottvertrauen auf ihrem Kennzeichen wünschen, müssen zusätzliche Gebühren zahlen, um eines ohne zu erhalten. Atheistische und humanistische Organisationen sowie Privatleute klagen nun gegen diese Ungerechtigkeit, die ihrer Ansicht nach gegen die Religionsfreiheit verstößt.
Die US-amerikanische atheistische Organisation American Atheists, die Mississippi Humanist Association (Humanistischer Verband Mississippi) und drei Religionsfreie aus Mississippi haben nun beschlossen, zu klagen. Für sie ist es ein Verstoß gegen die Meinungs- und Religionsfreiheit, wenn religionsfreie Menschen entweder mit Werbung für Religion auf ihrem Fahrzeug fahren oder extra Gebühren zahlen müssen, um ein spezielles Kennzeichen ohne "In God We Trust"-Aufdruck zu erhalten.
Auf den ersten Blick mag der Einsatz religionsfreier und humanistischer Verbände gegen einen Satz auf einem Auto-Kennzeichen vielleicht kleinlich wirken. Beim zweiten Blick jedoch zeigt sich, dass er Teil eines Kampfes gegen religiöse Nationalist*innen ist, die mit der Platzierung dieses Satzes auf Münzen, Briefmarken, Kennzeichen und gar Staatssiegeln eine Strategie verfolgen. Diese lautet "Project Blitz" und soll die Werte und Ansichten christlicher Hardliner in den USA verbreiten.
Prangt "In God We Trust" erst einmal an den öffentlichen Gebäuden, an den Fahrzeugen und so ziemlich allem, was Menschen täglich sehen, wird es leichter, sich darauf zu berufen: Gleiche Rechte für Homosexuelle oder Transgender? Abtreibung? Das widerspricht leider unserem Wahlspruch "In God We Trust", auf den wir uns doch alle geeinigt haben.
Die Köpfe hinter "Project Blitz" beziehen sich teilweise sogar auf das Alte Testament. In Mississippi ist "In God We Trust" nicht erst seit 2019 auf Kennzeichen zu finden, sondern seit 2014 auch auf dem Staatssiegel. Ein Siegel, das alle Menschen des Bundesstaates vertreten sollte.
Nachdem Donald Trump 2016 Präsident der Vereinigten Staaten wurde, nahmen die Bestrebungen religiöser Nationalist*innen, die Trennung von Staat und Kirche in den USA aufzuheben und als ein christliches Land zu etablieren, an Fahrt auf. Alabama, Arizona, Arkansas, Florida, Louisiana und Tennessee übernahmen 2019 von christlichen Hardlinern eingebrachte Gesetze, so dass nun der Satz "In God We Trust" in jeder Schule gezeigt werden muss. Adoptionen wurden für LGBTQ-Personen erschwert. Die in allen US-Bundesstaaten legale Abtreibung geriet unter Druck.
Wer sich also dagegen wehrt, das eigene Kfz-Kennzeichen gegen eines mit dem Wahlspruch "In God We Trust" auszutauschen beziehungsweise extra Gebühren für ein Modell ohne diesen zahlen zu müssen, ist nicht kleinlich, sondern Teil eines Kampfes gegen die Agenda christlicher Nationalist*innen.
3 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Wohin will Amerika? zurück ins finsterste Mittelalter mit dessen Gesetzen, oder in eine angstfreie, humanistische, aufgeklärte Zukunft?
Entscheidet euch für Zukunft, alles andere ist Untergang!
Wolfgang Graff am Permanenter Link
In God we trust.
All others pay cash.
Ilse Rose am Permanenter Link
bei diesem Text erinnere ich mich an den bayrischen Kreuzerlass, auch hier: wehret den Anfängen! auch im Hinblick auf die Bundestagswahl.