Studien zu Corona-Langzeitfolgen

Auch nach einem halben Jahr noch nicht gesund

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Ein erheblicher Anteil der Teilnehmer einer Studie zu "Langzeit-Covid" arbeitet seit der Erkrankung weniger oder ist gar arbeitsunfähig.

Je länger die Corona-Pandemie andauert, desto besser kann man Aussagen über die Langzeitauswirkungen einer Covid-Erkrankung treffen. Neue Studien zeigen jetzt: Auch ein halbes Jahr nach der Infektion klagen die meisten Patienten noch über Beschwerden – sogar in Folge eines leichten Verlaufs.

Covid-19 ist eine facettenreiche Krankheit. Sie kann weitgehend symptomlos bis tödlich verlaufen oder einen wochenlangen Aufenthalt auf der Intensivstation bedeuten. Auch die Art der Symptome ist sehr variabel. Dass nicht gesagt ist, dass man eine Corona-Infektion nach ihrer akuten Phase schnell und dauerhaft überwindet – nicht einmal bei einem leichten Verlauf – offenbaren jetzt neue Studien, von denen die Pharmazeutische Zeitung berichtet.

Da wäre zum einen eine Untersuchung von 1.733 zwischen Januar und Mai 2020 entlassenen Krankenhauspatienten aus Wuhan, die im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht wurde: Demnach hatten 76 Prozent dieser Covid-Überlebenden auch sechs Monate nach der akuten Infektion anhaltende gesundheitliche Probleme in Form von mindestens einem Symptom: 63 Prozent litten unter dem Erschöpfungssyndrom "Fatigue" oder Muskelschwäche, 26 Prozent plagten Schlafprobleme, 23 Prozent klagten über Angstzustände oder Depressionen. Ein Sechs-Minuten-Gehtest offenbarte je nach Verlauf Defizite der körperlichen Leistungsfähigkeit bei 22 bis 29 Prozent der Probanden.

Zum anderen wurde Ende 2020 beim Preprint-Server medRxiv eine Studie von "Patient Led Research for Covid-19" ("Patientengeführte Forschung zu Covid-19") veröffentlicht, die sich mit milderen Verläufen, welche keiner stationären Behandlung bedurften, beschäftigt. Bei den Autoren der noch in der Peer-Review-Phase befindlichen Studie handelt es sich laut der eigenen Website um einen Zusammenschluss von Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen, die selbst Folgeerscheinungen einer SARS-CoV-2-Infektion durchmachen und nun Informationen über die Langzeiterfahrungen mit der Krankheit ("Long Covid" genannt) zusammentragen und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen wollen.

93 Prozent der 3.762 Studienteilnehmer aus 56 Ländern zwischen 30 und 59 Jahren, von denen 92 Prozent nicht im Krankenhaus behandelt wurden, hatten ebenfalls über ein halbes Jahr nach der Infektion noch Symptome. Auch sie berichteten von Fatigue – hier waren es sogar 78 Prozent –, 72 Prozent fühlten sich nach Belastungen unwohl; 55 Prozent nahmen kognitive Dysfunktionen bei sich wahr. 45 Prozent der befragten Corona-Patienten arbeiten nun weniger als noch vor ihrer Erkrankung. 22 Prozent waren zum Zeitpunkt der Befragung sogar überhaupt nicht arbeitsfähig.

Diese neuen Erkenntnisse verdeutlichen einmal mehr, dass man als Nicht-Risikogruppenangehöriger nicht leichtfertig auf einen harmlosen Krankheitsverlauf setzen sollte: Corona ist unberechenbar und niemand kann im Vorfeld wissen, welche Auswirkungen es bei ihm oder ihr haben wird. Daher gilt einmal mehr, auch ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie alles dafür zu tun, eine Infektion zu vermeiden – und damit auch unvorhersehbare Folgeschäden.

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