Aufklärung und Kritik 1/2017 erschienen

Das aktuelle Heft von "Aufklärung und Kritik" (AuK), der umfangreichen Vierteljahreszeitschrift der Gesellschaft für Kritische Philosophie Nürnberg, ist erschienen. Die Redaktion hat dem hpd wieder das Vorwort zu Verfügung gestellt.

Wir [sehen] der menschlichen Intelligenz (und Ethik) in der globalen und nationalen Politik wiederholt beim Scheitern zu. Dann besiegt eine künstliche Intelligenz die Elite der Poker-Spieler. Und ganz allgemein gewinnt man den Eindruck, dass alles komplizierter wird – und die, die einfache Lösungen und Antworten versprechen, grenzenlosen Aufwind bekommen.

Man könnte meinen, dass es mit dem humanen Intellekt nicht zum Besten steht. Das kann einem manchmal durchaus den Glauben an Aufklärung, Bildung, Medienkompetenz und kritisches Denken nehmen.

Wir versprechen Ihnen keine einfache Lektüre und keine simplen Lösungen. Denn eine lebenswerte Gesellschaft macht viel Arbeit. "Die politische Freiheit gehört nicht zu den Dingen, die man dauerhaft besitzen kann. Sie muss ständig neu erkämpft und durch Institutionen gesichert werden." – so das Editorial von Aufklärung und Kritik. Packen wir’s an.

Unser publizistischer Beitrag zu diesem Ringen um Freiheit hebt mit dem Klassiker des kritischen Rationalismus an: Karl Popper ruft zu einer Kritischen Haltung statt Mystik der Menschenführung auf. Die Rede zielte damals auf Manager und Führungskräfte, aber die Prinzipien lassen sich leicht auf unsere Zeit übertragen, in der autoritäre Denkmodelle wieder salonfähig werden.

Jitka Paitlová führt im Anschluss in Hans Alberts Weiterentwicklung des Popperschen Kritischen Rationalismus ein. Ausgehend von Poppers Thesen in Logik der Forschung (1934) entwickelt die Autorin wesentliche Problemfelder, die Albert bestellte.

Dr. Michael Schmidt-Salomon liefert in seinem Aufsatz Freitodhilfe im liberalen Rechtsstaat einen Grundriss der aktuellen Sterbehilfedebatte. Und er skizziert die Risiken und Nebenwirkungen der ideologisch-konservativen Gesetzgebung und Rechtsprechung: Unsicherheit und damit unnötiges Leid.

In seinem Beitrag Pluralismus in den Wirtschaftswissenschaften behandelt Prof. Dr. Arne Heise zum einen den Begriff des (Wissenschafts-)Pluralismus, zum anderen seine Ausprägungen. Und ohne zu viel zu verraten: Das Fazit führt vor, weshalb die Wirtschaftswissenschaft ohne Pluralisierung in kläglichem Zustand bleiben wird.

Mit ökonomischen Analysen geht es bei Dr. Manfred Wagner weiter: Er versucht in Wirtschaftsethik, Finanz- und Eurokrise einen kritischen Blick auf die Wirtschafts-Erdbeben der jüngeren Vergangenheit. Unser Wirtschaftssystem ist hoch komplex – aber wie eingangs gesagt und in diesem Artikel ausgeführt: Reduktion und einfache Antworten können nur schaden.

Prof. Dr. Hartmut Heuermann übt eine Ideologiekritik der Sprache: Im Dienst der Macht: Wenn Sprache ideologisch wird behandelt nicht nur den Missbrauch der Sprache durch autoritäre Regime und deren Protagonisten, sondern auch die (aktuell viel diskutierten) kleinen Alltags-Diskriminierungen in unserem Sprachgebrauch.

"Fail fast, fail often" gilt als ein Mantra der Startup-Szene, Trial and error ist ein Grundprinzip der (auch kulturellen) Evolution. In ihrem Aufsatz Die Optimierung des Scheiterns geht Prof. Dr. Dagmar Fenner der Frage nach, ob es sich hier um einen sympathischen, menschlichen Umgang mit Schwäche handelt oder nur um eine weitere Ausprägung der Effektivierung und Optimierung. (Und natürlich ist die Antwort nicht schwarz/weiß.)

Prof. Dr. Rainer Maurer widmet sich der Frage, ob angesichts sogenannter 'großer gesellschaftlicher Herausforderungen' ein Umbau des Wissenschaftssystems erforderlich ist. Vom Klimawandel über ökonomische Krisen bis zur Demographie kommen viele gesellschaftliche Teilsysteme zur Sprache.

Dr. Michael Jeske hält in seinem Aufsatz Realisation der Philosophie ein Plädoyer für die Wiederaufnahme eines materialistischen Forschungsprogramms. Seine Beispiele: Marx und Feuerbach, die auch nach anderthalb Jahrhunderten noch hochaktuell sind.

Mit Feuerbach geht es weiter: In Feuerbachs Säkularisierung der Freiheit ehrt Rainer Krause den 175. Jahrestag des Erscheinens von Das Wesen des Christentums.

Dr. Alfred Kröner geht in Der salto mortale des Rudolf Bultmann den Illusionen eines Theologen nach.

Und zum Abschluss des Hauptteils steht noch einmal die Freiheit im Fokus: PD Dr. Peter Schulte analysiert Anthony Collins’ Inquiry unter dem Titel Ein Freidenker über die Unfreiheit des Willens.

Im FORUM bespricht Prof. Dr. Hermann Josef Schmidt Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne als Nietzsches vielleicht vertracktesten frühen Text, Dr. Berno Hoffmann analysiert Nietzsches Kritik der Demokratie anlässlich Christian Niemeyers "Nietzsche als Erzieher", Prof. Dr. Thomas Rießinger gibt einen Überblick über Poppers politische Plädoyers, Georg Stäuble betrachtet Technik und Philosophie, Johannes Kimling fragt sich: Was ist der Unterschied zwischen einer metaphysischen Vermutung und einer methodologischen Voraussetzung?, Jürgen Beetz überlegt, ob zwischen Gehirn und Bewusstsein – ein Gegensatz besteht und Dipl.-Jur. Lorenz Bode blickt auf die Ursprünge der Hirntoddebatte.

Auch diese Ausgabe von AuK wird wie immer abgerundet durch eine Reihe von Rezensionen neu erschienener Titel. Der Buchmarkt hält einiges Neues bereit, u.a. zu Martin Luther, zu Religionskritik, zu "Religion als Zeitbombe" und zu Darwin.

Dem Kreis der Mitherausgeber haben sich neu angeschlossen Prof. Dr. Dagmar Fenner (Basel) und Prof. Dr. Harald Seubert (Basel), die beide bereits mehrfach in unserer Zeitschrift publiziert haben. Die Redaktion freut sich auf eine weiterhin fruchtbare Zusammenarbeit. [...]

Bezug der Ausgabe über die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg via Internet: www.gkpn.de (Schutzgebühr 12,00 EUR zuzügl. 1,50 EUR Verp. u. Porto).

Mitglieder der "Gesellschaft für kritische Philosophie" erhalten alle kommenden Ausgaben und Sonderhefte von "Aufklärung und Kritik" kostenlos zugeschickt und auf Wunsch (gegen einen Unkostenbeitrag von 15 EUR) eine CD mit sämtlichen Heften von 1994-2013 in pdf. Zur Mitgliedschaft: http://gkpn.de/mitgliedschaft.htm.