Neues Nachschlagewerk erschienen

Begriffe und Vordenker der Neuen Rechten

Der Politikwissenschaftler Klaus-Peter Hufer legt mit "Neue Rechte, altes Denken. Ideologie, Kernbegriffe und Vordenker" ein Buch mit Ausführungen zu Begriffen und Vordenkern dieser Richtung vor. Während die theoretischen Teile nicht immer so gelungen sind, findet man doch wichtige Anregungen zur Dekonstruktion von "Kampfbegriffen" des gemeinten politischen Lagers.

Angesichts der allgemeinen "Rechtsentwicklung", die man anhand von AfD, Pegida & Co. ablesen kann, hat auch die Neue Rechte eine Renaissance erfahren. Die damit gemeinte Intellektuellengruppe, die in Anlehnung an die "Konservative Revolution" eine "Kulturrevolution von rechts" vorantreiben will, wurde gelegentlich auch medial stärker thematisiert. Dies hat wohl den Politikwissenschaftler Klaus-Peter Hufer und seine beiden Mitautoren Jens Korfkamp und Laura Schudoma zu einem kritischen Buch zum Thema motiviert. Der Hauptautor ist durch seine Monographien gegen "Stammtisch"-Parolen bekannt geworden und diese Perspektive prägt auch das Werk "Neue Rechte, altes Denken. Ideologie, Kernbegriffe und Vordenker". Als dessen Absicht bekunden sie: "Wir setzen uns … mit der Ideologie, den von Rechten umkämpften und umdefinierten Begriffen auseinander und zeigen am Beispiel prominenter Vordenker, dass es eine konsequente Entwicklung der deutschen alten Rechten hin zu den neuen Rechten gibt" (S. 7).

Am Beginn steht die Feststellung eines "Rucks nach rechts" in der Gesellschaft. Damit ergebe sich die Notwendigkeit einer Suche nach den richtigen Begrifflichkeiten. Hufer referiert und kommentiert einige Positionen aus der bisherigen Sekundärliteratur, wobei hier der neuere Forschungsstand nicht immer genügend berücksichtigt wird. Dieser theoretische Teil, es sei schon hier betont, gehört zu den schwächeren Ausführungen im Buch. Denn es werden zwar Ansätze benannt und kommentiert. Aber Hufer macht selbst gar nicht eindeutig klar, was er jeweils worunter genau versteht. Dies gilt auch für den zentralen Begriff "Neue Rechte". Hier referiert er die auch inhaltlich überholte Definition von Wolfgang Gessenharter neben anderen Begriffsdeutungen. Die das Buch dann letztendlich prägende Begriffsbestimmung, wobei es sich eben um ein intellektuelles Netzwerk handelt, wird aber nicht genauer entwickelt. Danach folgt noch ein vierseitiger Exkurs zu den Identitären, wobei der Kontext zu dem eigentlich Gemeinten zumindest an dieser Stelle nicht vorkommt.

Besser wird es dann im eigentlichen Hauptteil des Buches: Dieser besteht zunächst aus 25 Begriffen, die von Abstammung über Freiheit und Identität, Kultur und Patriotismus bis zu Volk reichen. Für die Autoren handelt es sich um "rechte Schlüsselwörter". Zunächst wird das damit gemeinte bei der Neuen Rechten referiert, danach erfolgt eine inhaltliche Auseinandersetzung. Die damit einhergehende intellektuelle Dekonstruktion des Gemeinten macht den besonderen Reiz des Werkes aus. Denn an einer damit einhergehenden Systematik mangelte es bislang. Dem folgt als weiterer Bestandteil des Hauptteils ein Kapitel zu "Vordenker, philosophische Ahnenreihe", wo es von Hans Freyer über Ernst Jünger und Friedrich Nietzsche bis zu Oswald Spengler geht. Zehn Denker werden bezogen auf Person, Werk und Rezeption vorgestellt. Insbesondere der letztgenannte Aspekt ist interessant, veranschaulichen doch die Autoren den ideologischen Nutzen der Vordenker für die heutige Begründung eines Politikverständnisses im Sinne der Neuen Rechten.

Danach folgt noch ein kurzes Kapitel zu Esoterik und Okkultismus in diesem politischen Spektrum, wobei Alexander Dugin und Julius Evola thematisiert werden. Bei den anschließenden Ausführungen zum Verhältnis von Demokratie und Neue Rechte bleiben die Autoren wieder eher allgemein. Gleichwohl findet sich hier eine interessante Darstellung zu den einzelnen Bestandteilen des untersuchten Weltbildes. Auch in diesem Punkt hebt sich das Buch positiv von anderen Werken ab. Die letzten beiden Kapitel enthalten jeweils ein Glossar, einmal zu den Vertretern der Neuen Rechten, einmal zu ihren Institutionen, Publikationsorganen und Verlagen. Beides hätte noch ausführlicher sein können, gleichwohl erhöhen diese Bestandteile den Wert des Bandes als Nachschlagewerk. Aber auch hier fällt die doch eher diffuse Kategorienbildung wieder auf: Weder Jürgen Elsässer noch "Politically Incorrect" können wirklich als Bestandteile eines intellektuellen Netzwerkes gelten. Sie bedienen eher ein anderes Publikum für die politische Rechte.

Klaus-Peter Hufer: Neue Rechte, altes Denken. Ideologie, Kernbegriffe und Vordenker, Weinheim 2018 (Beltz Juventa), 157 S., ISBN: 978-3-7799-3681-7, 16,95 Euro