"Cradle to Cradle" (C2C) gilt als humanistische und zukunftsweisende Antwort auf die gegenwärtigen Umweltprobleme. In Berlin wurde mit dem "C2C LAB" nun ein neues Bildungszentrum, NGO-Office und Reallabor feierlich eröffnet.
Das C2C Lab soll künftig als zentraler Veranstaltungsort für den C2C e. V. dienen. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Veranstaltungen und Formaten zu Cradle to Cradle aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wird es im im neu eingerichteten Bildungszentrum vielfältige Angebote rund um das innovative Ökologiekonzept geben.
Tim Janßen, geschäftsführender Vorstand des C2C e. V., erklärte bei der Eröffnung am vergangenen Dienstag: "Mit dem C2C LAB werden auch wir als Organisation wachsen, und darauf freuen wir uns! Wir haben nun ein Bildungszentrum eröffnet, durch das wir deutschlandweit und in die Welt wirken werden."
Von der Wiege zur Wiege
Anders als klassische Ökologiekonzepte zielt C2C nicht auf das Ausbessern bestehender Rahmenbedingungen, sondern will völlig neue Wege einschlagen: Produkte werden neu erfunden und von Anfang an so designt, dass die gebrauchten Materialien immer wieder als Rohstoff verwendet oder gefahrlos kompostiert werden können. Das Credo lautet daher nicht "von der Wiege zur Bahre", sondern "von der Wiege zur Wiege". Alle verbrauchten Gegenstände sollen in endlose technische oder biologische Kreisläufe zurückgeführt werden. Das Ziel: Eine Welt ohne Abfall.
Schon jetzt gibt es biologisch abbaubare T-Shirts, essbare Flugzeugsitze, sortenreine Kunststoffe und ganze Gebäude, die nach C2C-Kriterien geplant und gebaut werden. Ginge es nach C2C, würde man technische Geräte künftig nicht mehr kaufen, sondern bloß ausleihen und die damit verbundenen Dienstleistungen erwerben. Verkauft werden zum Beispiel nicht Waschmaschinen, sondern 3.000 Waschgänge. Der Hersteller erhält das Gerät nach einer bestimmten Nutzungsdauer zurück und kann die verwendeten Materialien wieder für ein neues Produkt verwerten.
C2C LAB – Innovationen zum Anfassen
Das C2C LAB in Berlin ist die weltweit erste umfassende Bestandssanierung nach Cradle to Cradle-Kriterien und macht sie auf 400m² inhaltlich und praktisch erlebbar. Zur Umsetzung dieses Vorhabens wurde eine stark sanierungsbedürftige Mieteinheit in einem Ost-Berliner Plattenbau aus kommunalem Wohnungsbau ausgewählt: Innovation durch Bauen im Bestand trifft auf Stahlbeton der DDR.
Umweltsenatorin Regine Günther wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass mit dem C2C LAB ein Leuchtturmprojekt geschaffen wurde, welches weit über die Grenzen Berlins hinausstrahlen wird. Florian Pronold, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, unterstrich in seinem Grußwort die Notwendigkeit eines Umdenkens nach C2C-Kriterien: "Es ist zwingend nötig, dass man sich schon beim Design überlegt, was denn mit einem Produkt geschieht, nachdem es Abfall geworden ist."
In einem Festvortrag setzte sich der Zukunfts- und Trendforscher Matthias Horx mit der Frage "Ist die Erde noch zu retten?" auseinander. Darin plädierte er für einen neuen Zugang zur gegenwärtigen Umwelt- und Klimakrise. Statt in Panik und Endzeitstimmung zu verfallen, brauche es eine konstruktive Welthaltung. Diese müsse verstärkt auf wissenschaftliche Innovationen setzen, um einen nicht-naiven, aber zuversichtlichen Umgang mit Veränderung und Wandel einzunehmen.
1 Kommentar
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Fraglos ein fortschrittlicher Ansatz.
Nun steht da aber auf dem Flach-TV im letzten Bild: "Ist die Erde noch zu retten?"
Mit Verlaub - der Erde ist das völlig schnuppe.
Es geht um uns.