Frankreich: Prozess wegen Morddrohungen gegen Mila hat begonnen

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Das Video, das zum "digitalen Terror" führte, ist bei YouTube nicht mehr verfügbar. (https://www.youtube.com/watch?v=MxX2dR2_Bks)
Das Video, das zum „digitalen Terror“ führte, ist bei YouTube nicht mehr verfügbar.

In Paris stehen seit diesem Monat 13 Personen vor Gericht. Sie sollen der damals 16-jährigen Mila im Internet Gewalt- und Morddrohungen als Strafe für ein vermeintlich blasphemisches Video auf der Plattform Instagram gesendet haben. Der Prozess erreicht weltweites Aufsehen, da er zum einen Konsequenzen für einen vermeintlich anonymen Lynchmob aufzeigt und zum anderen, weil er aufzeigt, dass auch heute noch das Recht auf Blasphemie verteidigt werden muss.

Zu Beginn des Jahres 2020 hatte Mila, wie sie zu ihrem Schutz nur mehr genannt wird, als Antwort auf eine gegen sie und ihre Sexualität gerichtete Beleidigung ein Video veröffentlicht, in welchem sie über den Islam, die Religion des Beleidigenden, schimpft. Daraufhin erhielt Mila zahlreiche Hassnachrichten, die ihr Gewalt, Vergewaltigung und Mord wünschten oder gar androhten. Mila musste daraufhin die Schule wechseln und konnte nicht mehr ohne Personenschutz das Haus verlassen. In der öffentlichen Debatte darüber, ob es in Ordnung sei, Religionen zu kritisieren oder zu beschimpfen, mischte sich auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ein. Er gab, neben anderen Politiker*innen, dem Teenager Rückendeckung und bekräftigte dass das Recht auf Blasphemie gebe und Jugendliche besser vor Online-Mobbing geschützt werden müssten.

Online-Mobbing ist auch das, was das Gericht den 13 Angeklagten, laut Berichten zehn Männern und drei Frauen im Alter von 18 bis 30 Jahren, vorwirft. Für Milas Anwalt, Richard Malka, der auch schon die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo verteidigt hatte, dreht sich der Prozess um digitalen Terror, der von einer ganzen Gruppe gegen eine Jugendliche ausgeübt wird. Kommt es zu Verurteilungen, drohen den Angeklagten, die teilweise überrascht reagierten, als sie trotz vermeintlich anonym verfasster Hassbotschaften aufgespürt werden konnten, bis zu drei Jahren Haft und Geldstrafen. Alle 13 sollen bisher keine Vorstrafen haben.

Mila ist heute 18, hat über 100.000 Hassbotschaften erhalten und veröffentlicht am 23. Juni 2021 ein Buch zu ihren Erlebnissen. Im Buch erörtert sie, die vor dem Beginn des zur Debatte stehenden Geschehens meist über Make-up und Styling sprach, den Ablauf des Vorfalls, ihr aktuelles Leben, in dem sie nicht unerkannt und teilweise weiter bedroht auf die Straße gehen kann und gibt düstere Zukunftsaussichten preis. Ihre Jugend sieht sie als verloren und fürchtet, in fünf Jahren womöglich verstümmelt oder getötet zu sein.

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