Pew Research Center: Alterskluft bei der Religiosität führt zu "ergrauenden" Religionen

Jüngere Menschen sind weniger religiös als ältere

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In jeder Kirche Mitteleuropas zu beobachten: Ältere Erwachsene, aber kaum jüngere.

Jüngere Menschen sind im Schnitt weniger religiös als ältere. So das Ergebnis einer Studie des US-amerikanischen Pew Research Center. Ein Trend, der vor allem in Westeuropa und Nordamerika zu beobachten ist.

Das Washingtoner Pew Research Center hat Studiendaten aus zehn Jahren Recherche und 106 Ländern ausgewertet und dabei festgestellt, dass Religion im Leben von unter 40-Jährigen Erwachsenen eine geringere Rolle spielt als bei älteren Erwachsenen. Ebenso ergeht es den religiösen Praktiken, die von über 40-Jährigen häufiger ausgeführt werden als von Jüngeren, denen sie weniger wichtig sind. Der Trend geht vor allem in Westeuropa und Nordamerika weg von Religionen. Dass die Welt als Ganze säkularer wird, bleibt leider noch nicht zu hoffen, da einige der stark religiösen Regionen der Welt auch das stärkste Bevölkerungswachstum verzeichnen.

Befragt wurden die Menschen in den ausgewerteten Studien danach, ob sie sich einer Religion wie z. B. Christentum, Islam oder Hinduismus zugehörig fühlen, ob die Religion eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt und ob religiöse Praktiken wie Gebete oder Gottestdienstbesuche regelmäßig durchgeführt werden. Die meisten Menschen geben an, sich einer religiösen Gruppe zugehörig zu führen.

Die Datenauswertung zeigte auf, dass in 63 Ländern der Unterschied zwischen jüngeren und älteren Menschen bezüglich der Religiosität nicht signifikant war. In 41 Ländern jedoch gaben weniger jüngere Menschen an, sich einer religiösen Gruppe zugehörig zu fühlen. Und in nur zwei Ländern (Tschad und Ghana) gaben mehr jüngere als ältere Personen an, religiös zu sein.

Noch einen Schritt weitergehend, bei der Frage nach der Wichtigkeit der Religion im Leben, sind es schon 46 Länder, in denen Jüngere der Religion weniger Wichtigkeit beimessen als Ältere. Wird schließlich nach der regelmäßigen Durchführung religiöser Praktiken gefragt, sind es bereits 53 Länder, in denen jüngere Erwachsene seltener beten und Gottesdienste besuchen.

Younger adults are less likely to identify with any religious group than are older adults in 41 countries

Obwohl sich Religionen in ihren Riten nicht einfach vergleichen lassen und für manche Religionen nur relevante Datenmengen in wenigen Ländern erhältlich waren (so waren z. B. bezüglich des Judentums nur ausreichende Daten aus den USA und Israel erhältlich), zeigt sich in vielen Ländern eine Verschiebung hin zu weniger religiösen jüngeren Erwachsenen.

Diese Verschiebung betrifft mehrere Religionen. So wird beispielsweise von christlichen wie auch von islamischen jüngeren Erwachsenen Religion weniger wichtig eingestuft, als von älteren. Während noch 56 % der älteren christlichen Menschen angeben, Religion als wichtig in ihrem Leben anzusehen, sind es bei den jüngeren nur noch 50 %. Bei den muslimischen Gläubigen fällt der Wert von 79 % der älteren Erwachsenen, denen Religion im Leben wichtig ist, auf 76 % bei den jüngeren. Bei buddhistischen jüngeren Menschen dagegen gibt es weniger Unterschiede und bei jüdischen jüngeren Erwachsenen scheint es keinen signifikanten Unterschied zu älteren Erwachsenen zu geben.

Das Pew Research Center geht davon aus, dass in den meisten Ländern weniger religiöse jüngere Generationen die Älteren ablösen und die religiösen Gruppen "ergrauen". Auszuschließen sei jedoch nicht, dass Menschen mit zunehmendem Alter eher dazu bereit seien, sich einer Religion zuzuwenden bzw. dass Religion und religiöse Praktiken eine größere Rolle in ihren Leben spielen könnten.

Länder, in denen die Religion als weniger wichtig im Leben angesehen wird, liegen vor allem in Europa, Nordamerika, Ostasien und Australien. Länder dagegen, in denen Menschen angaben Religion sei wichtig in ihrem Leben, liegen vor allem in Afrika, dem Mittleren Osten, Südasien und Südamerika.

Dennoch ist laut dem Pew Research Center nicht notwenigerweise davon auszugehen, dass die Welt insgesamt weniger religiös werde, da die Regionen der Welt, in denen die Menschen der Religion eine hohe Wichtigkeit im Leben einräumten, auch diejenigen mit relativ junger Bevölkerung und hohem Bevölkerungswachstum seien.