Wer auf Gott schwört, ist vor Gericht glaubwürdiger

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Wer vor seiner Aussage einen Eid auf Gott ablegt, wird von Geschworenen als glaubwürdiger gesehen – vor allem, wenn sie selbst religiös sind.

In Ländern wie Großbritannien, Australien, Irland und den USA können Angeklagte und Zeugen vor Gericht wählen, ob sie ihre Aussage durch einen Eid mit Gottesbezug oder durch eine säkulare Formel bekräftigen. Obwohl juristisch beide Versionen gleichwertig sind, schätzen Geschworene Aussagen unter der religiösen Eidesformel als glaubwürdiger ein, wie eine aktuelle britische Studie belegt. Diese Voreingenommenheit kann zur Diskriminierung von Personen führen, die sich für die säkulare Variante entscheiden, warnt Hauptautor Ryan McKay vom Royal Holloway College der Universität London.

Der Psychologe McKay und sein Team legten ihren Probanden zunächst fiktive Zeugenaussagen vor, entweder mit religiösem Eid oder säkularer Bekräftigungsformel. Sie sollten den Grad der Religiosität des Zeugen auf einer Skala einschätzen und angeben, wie stark sie selbst an Gott glaubten. Dabei zeigte sich, dass Zeugen, die mit Gottesbezug schworen, im Vergleich zu den säkular Bekräftigenden als erheblich religiöser eingeschätzt wurden, insbesondere von Teilnehmern, die selbst religiös waren. In einem zweiten Versuch betrachteten die Probanden die fiktive Aussage eines Angeklagten mit religiöser Eidesformel als glaubwürdiger im Vergleich zu einer Aussage mit säkularer Bekräftigung.

Bemerkenswerterweise war ein früherer Vorstoß zur Abschaffung des religiösen Eides in England und Wales ausgerechnet mit dem Argument abgelehnt worden, dass der Eid den Wert von Zeugenaussagen erhöhe. Angesichts seines Forschungsergebnisses bezeichnete McKay dies als "ironisch", denn damit werde offenbar eingeräumt, dass der Eid vor Gericht von Vorteil ist.

Der abschließende Teil der Untersuchung umfasste eine umfangreiche, online durchgeführte Folgestudie. Darin präsentierten die Forscher den fast 2.000 Teilnehmern Videos eines nachgestellten Gerichtsprozesses, in dem ein Mann wegen Raub angeklagt war. In einer Version des Videos legte der Angeklagte den Eid mit Gottesbezug ab, in der anderen verwendete er die säkulare Bekräftigung. Die Teilnehmer nahmen die Rolle der Geschworenen ein und mussten selbst erklären, dass sie ihr Urteil in Treu und Glauben sprechen würden. Dies bekräftigten sie entweder durch Eid mit Gottesbezug oder durch säkulare Bekräftigung.

Insgesamt war es nicht wahrscheinlicher, dass Geschworene den Angeklagten in der säkularen Version schuldig befanden als in der religiösen. Jedoch zeigte sich, dass Geschworene, die selbst den Eid abgelegt hatten, ihn nach seiner säkularen Bekräftigung mit größerer Wahrscheinlichkeit für schuldig befanden. Ein kleiner Effekt, wie Mitautor D. Will Gervais von der Londoner Brunel University sagt: "Bei Fällen mit ungewissem Ausgang könnte er jedoch den Ausschlag geben."

Auf die praktischen Auswirkungen der Studie weist auch der zweite Co-Autor, Colin Davis von der Universität Bristol, hin: Die Diskriminierung von Angeklagten, die keinen Eid ablegen wollen, könnte nach seiner Einschätzung zu Dutzenden, wenn nicht Hunderten von Verurteilungen jährlich führen.

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