Spanien: Katalonien rehabilitiert vermeintliche Hexen

schwarze_katze.jpg

Am 26. Januar 2022 hat das katalanische Parlament mit großer Mehrheit einem Antrag zugestimmt, der als Hexen getötete Frauen rehabilitieren soll. Das Magazin Sapiens hatte mit seiner "Sie waren keine Hexen, sie waren Frauen"-Kampagne den Ausschlag gegeben, dieses Kapitel katalanischer Geschichte zu beleuchten. Die Hexenjagden sollen als die misogynen Verfolgungen bezeichnet werden, die sie waren, die Namen der Betroffenen Frauen sollen gesammelt und teilweise Straßen nach ihnen benannt werden. Auch auf den Stundenplan soll das Thema gebracht werden.

Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert sollen über tausend Menschen der Hexerei bezichtigt, gefoltert und getötet worden sein. Über 90 Prozent von ihnen waren Frauen. Dabei musste es sich nicht einmal um Heilkundige handeln. Es reichte schon, in den Ort eingewandert zu sein, nicht der Norm zu entsprechen oder einen Zwist mit der Nachbarschaft zu haben. Die meisten Fälle der Hexenverfolgung fanden sich im Bereich der Pyrenäen und erstaunlicherweise wurden sie zumeist von der weltlichen Justiz, nicht der Inquisition durchgeführt. Einmal der Hexerei bezichtigt, wurden die Betroffenen gefoltert und schließlich getötet. Die meisten von ihnen wurden aufgehängt, weniger verbrannt, da eine Verbrennung teurer war.

Das unter anderem mit historischen Themen beschäftigte katalanische Magazin Sapiens hatte den Stein ins Rollen gebracht. Für eine Kampagne unter dem Slogan "No eren bruixes, eren dones." (Sie waren keine Hexen, sie waren Frauen) hatten sie umfangreich zu vom Hexereivorwurf betroffenen Frauen, ihren erzwungenen Geständnissen und ihrem Schicksal recherchiert und mittels zu unterschreibendem Manifest die Rehabilitation der Frauen gefordert. Über 12.500 Unterschriften kamen zusammen.

Die katalanischen Parteien Esquerra Republicana de Catalunya-Catalunya Sí, Junts per Catalunya, Candidatura de Unidad Popular und Catalunya en Comú-Podem stellten im Parlament dieselbe Forderung auf. In ihren Reden fanden die Abgeordneten deutliche Worte zum wenig untersuchten Femizid, patriarchalen Strukturen und Machismo um die Geburtsstunde des Kapitalismus herum. Jenn Díaz (Esquerra Republicana de Catalunya) zog dabei auch Parallelen zum heutigen Umgang mit fordernden, wenig devoten und somit unbequemen Frauen. "Feminazi", "ungefickt" und "hysterisch" seien nur einige der Begriffe, die unbequemen Frauen entgegenschlügen; Femizide die heutige Hexenjagd.

Mit 114 Stimmen pro, 14 Gegenstimmenvon der rechten Partei Vox und der konservativen Partido Popular sowie sechs Enthaltungen wurde für den Antrag gestimmt.

Die Frauen werden als Opfer misogyner Verfolgung eingestuft. Zudem sollen die Rathäuser prüfen, welche Straßen in Zukunft nach verfolgten Frauen benannt werden können. Auch auf den Lehrplan soll dieses Thema genommen werden.

Unterstützen Sie uns bei Steady!