Obwohl die spanische katholische Kirche seit Jahren Gläubige verliert und weniger Menschen an Messen teilnehmen, steigen die Einnahmen. Die Entscheidung von über acht Millionen Steuerpflichtigen, ihre Spende auf der Steuererklärung der Kirche zu widmen, hat dieser 320 Millionen Euro beschert. Das sind über 25 Millionen Euro mehr, als sie im Jahr 2021 aus den Steuererklärungen von 2020 erhielt.
Spanien hat keine Kirchensteuer, wie wir sie aus Deutschland kennen. Jedoch müssen sich steuerpflichtige Personen entscheiden, ob sie 0,7 Prozent ihrer Einkommens- und Ertragssteuern entweder an die katholische Kirche oder für soziale Zwecke spenden. Wer möchte, kann beide Kästchen ankreuzen und somit sowohl den sozialen Zwecken als auch der katholischen Kirche Geld zukommen lassen. Wurde keine Entscheidung getroffen, werden die 0,7 Prozent für soziale Zwecke aufgewendet. Obwohl die katholische Kirche in Spanien stetig Gläubige verliert, steigen die Einnahmen über die Steuer-Kästchen kontinuierlich an.
Nach Angaben der spanischen Bischofskonferenz Conferencia Episcopal hatte die katholische Kirche im Jahr 2021 durch die Entscheidung der Steuerpflichtigen bereits 295,5 Millionen erhalten. Diese Summe konnte sie im Jahr 2022 noch einmal steigern. Bei ihren 2022er Steuererklärungen für Einnahmen aus 2021 kreuzten über 8,5 Millionen Personen ein Kästchen für eine Spende an die Kirche an. Das bedeutet eine Steigerung von Kreuzchen zum Vorjahr von 84.201 und beschert der Kirche Einnahmen von 320.723.062 Euro. Pro Kreuzchen gab es für die Kirche im Schnitt 37,73 Euro.
Doch auch wenn die Anzahl der angekreuzten Kästchen und die gesammelte Summe für die Kirche Gründe zu feiern sein dürften, bleibt daran zu erinnern, dass dreimal mehr Steuerpflichtige sich für eine Spende an soziale Zwecke entscheiden, als ihre 0,7 Prozent der katholischen Kirche zu übergeben.