Im südostafrikanischen Malawi glauben die meisten Menschen, dass es Hexerei und ähnliche magische Handlungen gibt. Obwohl es ein Verbot gibt, Menschen der Hexerei zu beschuldigen oder Hexenprüfungen vorzunehmen, werden immer wieder der Hexerei Beschuldigte von Mobs gejagt und gelyncht – mit wenig Konsequenz für den Mob. Einen Plan der Regierung, Hexerei gesetzlich zu verbieten, sehen humanistische Organisationen und viele andere kritisch, würde ein Verbot doch den Glauben zementieren, dass es Hexerei tatsächlich gibt.
Der Glaube an Hexerei, magische Rituale und unerklärlich wirkende Mittelchen ist weltweit groß. In Deutschland zum Beispiel werden Menschen, die mittels Zaubersprüchen ihren Autoschlüssel wiederfinden oder Krankheiten mit Zuckerkügelchen heilen wollen, höchstens ausgelacht. In Malawi dagegen kann es tödlich enden, wenn ein Mensch beschuldigt wird, Hexerei zu betreiben. Allein in den Jahren von 2019 bis 2022 sind mindestens 75 der Hexerei beschuldigte Personen von wütenden Mobs getötet worden.
Nun gibt es Pläne der Regierung, Hexerei zu verbieten und die Durchführung von Hexerei unter Strafe zu stellen. In einem Land, in dem laut Meinungsforschungsinstitut Afrobarometer über 70 Prozent der Menschen tatsächlich an die Existenz von Hexerei glauben, ist das fatal. Zementiert es doch den Glauben und die Gewalt an vermeintlichen Hexen und Hexern, statt diese aufzulösen.
Für Organisationen wie Humanists International und ihre Mitgliedsorganisation Humanists Malawi ein Grund für einen dringenden Appell an die Regierung, kein Gesetz zum Hexerei-Verbot zu erlassen, um den Glauben an Hexerei nicht zu legitimieren. Stattdessen wird gefordert, eine Strategie gegen Hexenglauben und die Beschuldigung von Menschen sowie Gewalt gegen diese zu entwickeln. Dem schließt sich auch die malawische Menschenrechtsorganisation Centre for Human Rights and Rehabilitation (Zentrum für Menschenrechte und Rehabilitation) an. Die Organisation dokumentiert in Zusammenarbeit mit anderen Fälle von Verfolgung, Gewalt und Lynchmorden an der Hexerei beschuldigten Personen, um Aufmerksamkeit darauf zu lenken und sich für Beschuldigte, vor allem ältere Frauen, einzusetzen.
Obwohl Malawi bereits seit Jahrhunderten einen "Witchcraft Act" (Hexerei-Gesetz) hat, ist die Konsequenz für an Lynchmobs Beteiligte gering. Nach dem Witchcraft Act ist nicht nur verboten, Menschen mittels Feuer-, Wasser-, und anderen Proben der Hexerei zu überführen. Sogar, wer nur eine Person der Hexerei beschuldigt, kann mit einer Gefängnisstrafe bis fünf Jahre und einer Geldstrafe von 25 Dollar (etwa 22 Euro) bestraft werden. Eine nicht gerade geringe Summe, da das durchschnittliche Jahresgehalt in Malawi nur wenige hundert Dollar beträgt.
Obwohl immer wieder an Lynchmobs beteiligte Personen festgenommen werden, haben sie scheinbar wenig zu befürchten, da es rasch wieder zu Freilassungen und kaum zu Bestrafungen kommt. Das ist besonders verwunderlich, da auch immer wieder Polizisten verletzt werden, wenn sie versuchen, der Hexerei Beschuldigte vor Mobs zu schützen. Der nigerianische Humanist Leo Igwe thematisiert in einem Beitrag den Fakt, dass Polizisten unter Einsatz ihres Lebens Beschuldigte retten, obwohl sie oftmals viel zu spät informiert werden und nicht mit Mitteln zur Zerstreuung von Mobs ausgerüstet sind. Er fordert die Gesetzgebenden auf, Hexenjagden zu beenden. Zudem solle die Polizei mit geeigneten Fahrzeugen und Mitteln wie zum Beispiel Tränengas ausgestattet werden.