BERLIN. (hpd) Der US-Militärsprecher Oberst Patrick Seiber bestätigte gegenüber CNN, dass Chelsea Manning "in den frühen Morgenstunden des 5. Juli" ins Krankenhaus eingeliefert und danach wieder zurück ins Militärgefängnis in Fort Leavenworth gebracht wurde. Der Sprecher sagte, dass die Beamten "weiterhin den Zustand der Insassin überwachen." CCN verbreitete daraufhin das Gerücht, dass Chelsea Manning wegen eines Suizidversuchs in das Krankenhaus gebracht worden sei. Die öffentliche Bekanntgabe an die Presse erfolgte noch bevor die Anwälte von Chelsea Manning über den Vorfall informiert wurden.
Erst durch die Presse erfuhren die Anwälte von den Gerüchten. "Wir sind schockiert und wütend, dass ein Beamter des Militärs die Presse mit privaten, vertraulichen Informationen über Chelsea Manning versorgt, während die rechtlichen Vertreter nichts erfahren", teilte ihre Rechtsanwältin Nancy Hollander mit.
Die Rechtsanwältin sagte weiter, dass sie offiziell einen Antrag eingereicht habe, um mit Chelsea Manning zu sprechen. Dabei sagte ihr das US-Militär, dass Chelsea Manning im Krankenhaus sei. "Dies war ein Vorwand des Militärs, in welchem ich eine glatte Lüge vermutete, damit mein Anwaltsteam nicht mehr am Telefon warten würde." Erst ab Freitag soll es Mannings Rechtsbeistand erlaubt sein, die Mandantin zu kontaktieren. Die Anwälte forderten die Gefängnisleitung auf, ihnen und ihren Angehörigen sofort Zugang zu gewähren.
Chelsea (Bradley) Manning wurde im Jahr 2013 zu einer Gefängnisstrafe von 35 Jahren zu äußerst harten Haftbedingungen verurteilt. Die Verurteilung erfolgte in insgesamt 19 Punkten, darunter "Spionage" und "Unterstützung des Feindes".
Neben 250.000 diplomatischen Telegrammen und 500.000 Armee-Reporten, den so genannten "Iraq war logs" sowie den "Afghan war logs", sorgten vor allem von Manning geleakte Videoaufnahmen weltweit für Aufsehen. In den Dokumenten finden sich allein 303 Fälle von Folter durch ausländische Einheiten im Irak im Jahre 2010.
Unter dem Titel "Collateral Murder" veröffentlichte die Internetplattform WikiLeaks schließlich die von Manning zugespielten Video-Aufzeichnungen, welche die Erschießung von irakischen Zivilisten und Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters durch die US-Armee zeigen. In den Aufnahmen ist zu hören, wie die Piloten des angreifenden US-Kampfhubschraubers die Erschießung kommentierten. Die Aufnahmen sorgten weltweit für große Empörung.
Chelsea Manning begründete die Weitergabe dieser geheimen Informationen damit, dass diese Daten nach wie vor einige der wichtigsten Dokumente unserer Zeit sein, worüber die Öffentlichkeit informiert werden müsse. Sie glaubte, dies würde kein Schaden darstellen, sondern peinlich für die amerikanische Öffentlichkeit sein und eine allgemeine Debatte über das US-Militär und unsere Außenpolitik im Irak und in Afghanistan führen, wenn sie diese Dokumente lesen könnten.
"Es wäre damit eine Chance für unsere Gesellschaft gegeben, sich Rechenschaft über diese Form des Gegen-Terrorismus abzulegen, in dem wir die menschliche Seite der Bewohner in diesen Ländern Tag für Tag missachten", betonte sie.
Ein weltweites Unterstützernetzwerk fordert seitdem ihre Freilassung und den Schutz von Whistleblowern.