USA: Mehrheit der Atheisten und Agnostiker gegen die Todesstrafe

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Es war ein bedeutender Schritt in Richtung Menschenrechte, als US-Justizminister Merrick Garland am Freitag das Moratorium für die Todesstrafe auf Bundesebene verkündete. Eine Mehrheit der US-Amerikaner befürwortet die Todesstrafe. Allerdings zeigte sich in einer aktuellen Umfrage, dass Atheist*innen und Agnostiker*innen sich mehrheitlich dagegen aussprechen.

Eine Weile war es still um die Todesstrafe in den USA. Nachdem die Vollstreckungen pandemiebedingt für mehrere Monate ausgesetzt waren, starb am Mittwoch in Texas ein verurteilter Mörder durch die Giftspritze. Der Großteil der Bevölkerung findet das in Ordnung. Nicht weniger als 60 Prozent der Erwachsenen in den Vereinigten Staaten befürworten die Todesstrafe, davon 27 Prozent sogar nachdrücklich, wie eine aktuelle Befragung des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center ergab.

Allerdings zeigt eine zweite aktuelle Pew-Studie je nach Religion und Weltanschauung erhebliche Unterschiede. 65 Prozent der AtheistInnen und 57 Prozent der AgnostikerInnen in den USA sprechen sich gegen die Todesstrafe nach einem Schuldspruch wegen Mord aus. Hingegen sprechen sich 75 Prozent der weißen evangelikalen ProtestantInnen und 73 Prozent der weißen ProtestantInnen ohne evangelikalen Hintergrund für Hinrichtungen aus. Bei den hispanische KatholikInnen sind es 61 Prozent, bei den Befragten ohne konkrete weltanschauliche Verortung ("nothing in particular") 63 Prozent. Etwas geringere Zustimmungswert zeigen sich bei den Schwarzen ProtestantInnen. 50 Prozent sind dafür, 47 Prozent dagegen.

Die hohe Ablehnung der Todesstrafe unter der atheistischen Bevölkerung mag sich zum Teil durch die Altersstruktur und vorherrschende politische Einstellung erklären. So finden sich unter ihnen mehr Liberale und Jüngere – Gruppen, die für ihre verbreitete Hinrichtungs-Gegnerschaft bekannt sind. Beachtung verdient auch der ethische Aspekt. So sprechen sich 51 Prozent der atheistischen und 47 Prozent der agnostischen Befragten aus moralischen Gründen gegen die Todesstrafe aus, selbst für Mord. Unter den weißen ProtestantInnen aller Richtungen teilen weniger als 22 Prozent diese Position.

Oft wird zur Rechtfertigung der Todesstrafe behauptet, dass sie abschreckend auf potenzielle TäterInnen wirke. Obwohl diese Aussage durch keinerlei Daten gestützt wird, glauben viele Religiöse aller Konfessionen daran (39 Prozent gegenüber 26 Prozent bei den konfessionell nicht Gebundenen). Unter den weißen Evangelikalen sind es sogar 51 Prozent.

Gegner der Todesstrafe verweisen häufig auf die Gefahr, dass Unschuldige hingerichtet werden – ein Risiko, das nun durch das Justizministerium überprüft werden soll. Wie zu erwarten, finden derartige Bedenken in den befürwortenden Gruppen geringes Gehör. 30 Prozent der weißen evangelikalen ProtestantInnen halten die Sicherheitsmaßnahmen für angemessen, bei den atheistischen Befragten sind es nur 10 Prozent, bei den agnostischen 11 Prozent. Unter den weltanschaulich nicht Festgelegten zeigt sich ein Zustimmungswert von 20 Prozent.

Die Forderung nach einer Abschaffung der Todesstrafe löst in den Vereinigten Staaten immer wieder heftige Debatten aus. Ein entsprechender Vorstoß im Bundesstaat Virginia im Frühjahr erwies sich als erfolgreich. Während Donald Trump als glühender Verfechter der Hinrichtung berüchtigt war, hatte sein Nachfolger Joe Biden bereits vor der Wahl die Abschaffung auf Bundesebene versprochen.

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