Der aktuelle Report von Amnesty International zur weltweiten Anwendung der Todesstrafe der weltweiten Hinrichtungen dokumentiert für 2023 mindestens 1.153 Hinrichtungen – die höchste Anzahl seit 2015.
Helmut Ortner hat ein Buch über die Geschichte der Todesstrafe geschrieben. Ein kenntnisreiches, aufklärendes Buch über eine globale Wirklichkeit, die keineswegs der Vergangenheit angehört. Das Buch erschien jüngst in portugiesischer Übersetzung. Anlässlich dessen führte die portugiesische Wochenzeitung Diário de Notícias ein Interview mit dem Autor, das der hpd hier nachveröffentlicht.
In den USA sind 2024 bereits drei Todesurteile vollstreckt worden. Neben der Giftspritze wurde erstmals auch mit Stickstoff getötet. Es ist die aktuelle "Innovation" beim jahrhundertealten Bemühen, Exekutionen "humaner" zu gestalten. Ein Paradox. Ist nicht jede Todesstrafe unmenschlich?
Tod durch Steinigung und Kreuzigung: Ein Huthi-Gericht in Dhamar im Jemen hat neun Menschen zum Tode verurteilt. Ihr Vergehen: Homosexualität. Weitere 23 Personen kommen bis zu zehn Jahre ins Gefängnis – wegen "Verbreitung von Unmoral" und "unmoralischer Handlungen".
Im Iran sind 2023 laut einem Bericht 834 Menschen hingerichtet worden. Das ist ein Anstieg von rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Menschenrechtsorganisationen kritisieren das Regime, die Todesstrafe zur Unterdrückung zu nutzen.
Erich Maria Remarque wurde mit "Im Westen nichts Neues" berühmt. Weniger bekannt ist seine Schwester Elfriede Scholz, die wegen "Wehrkraftzersetzung" vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 16. Dezember 1943 hingerichtet wurde. Eine Erinnerung.
Gibt es eine "humane" Hinrichtungsmethode? Gegner der Todesstrafe halten die Formulierung für paradox. Jetzt soll im US-Bundesstaat Alabama erstmals ein Delinquent durch das Einatmen von Stickstoff "auf sanfte Art" exekutiert werden.
Eine Gymnasiastin wurde in der mauretanischen Stadt Atar verhaftet. Sie habe den Begründer des Islams, den Propheten Mohammed, verspottet. Die 19-Jährige könnte zwei Jahre oder lebenslang ins Gefängnis kommen oder sogar zum Tode verurteilt werden. Verantwortlich für die Festnahme der jungen Frau sind islamische Geistliche.
Wer in Pakistan der Blasphemie beschuldigt wurde, sah bisher schon harten Strafen bis hin zum Tod entgegen. Die islamistische Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan hat nun mit der Regierung vereinbart, dass auch die Anti-Terror-Gesetzgebung bei Blasphemie angewendet werden soll.
Am 25. Juni wurde Usman Buda in Sokoto, im Nordwesten Nigerias, von einem Mob getötet. Der Metzger soll sich, nach Aussagen der Polizei, in einem Gespräch mit einem Markthändler blasphemisch über Prophet Mohammed geäußert haben. Daraufhin formierte sich ein Mob, der Buda steinigte.
Im März dieses Jahres hatte das ugandische Parlament einen Gesetzesentwurf zur noch strikteren Verfolgung von Homo- und Bisexuellen, trans und queeren Personen verabschiedet. Weil Präsident Museveni fürchtete, dass das Gesetz, wie ein Vorgänger aus dem Jahre 2014, juristisch gekippt würde, hatte er es zur Überarbeitung ans Parlament zurück verwiesen. Am 29. Mai nun hat er die überarbeitete Fassung unterschrieben. Für als "schwere Homosexualität" bezeichnete Handlungen droht sogar die Todesstrafe.
Der aktuelle Report von Amnesty International zur weltweiten Anwendung der Todesstrafe der weltweiten Hinrichtungen dokumentiert für 2022 mindestens 883 Hinrichtungen in 20 Ländern – die höchste Anzahl von gerichtlichen Hinrichtungen seit 2017.
Im Iran sind zwei Männer wegen Blasphemie hingerichtet worden. Die Verbrechen von Sadrollah Faseli Sarei und Jussuf Mehrdad: "Beleidigung des Propheten Mohammed und andere Blasphemien einschließlich der Verbrennung des Koran". Beide wurden am 8. Mai in einem Gefängnis in der Stadt Arak erhängt, wie das iranische Justizportal "Mizan" meldet. Im März 2021 habe einer der Angeklagten gestanden, entsprechende Inhalte in den sozialen Medien verbreitet zu haben, hieß es dort weiter.
Im Iran hat der Oberste Gerichtshof das Todesurteil gegen den Regimekritiker Jamshid Sharmahd in letzter Instanz bestätigt. Der Deutsch-Iraner war Ende Februar in einem umstrittenen Prozess durch ein Revolutionsgericht zum Tode verurteilt worden. Deutsche Politiker, Menschenrechtler und die Europäische Union kritisierten die Entscheidung mit scharfen Worten und forderten die iranische Justiz auf, das Urteil aufzuheben.
"Du sollst nicht töten!" – was im fünften Gebot der Bibel festgehalten ist, gilt weltweit als schlimmes Verbrechen. Sieht ein Staat in seiner Rechtsordnung aber die Todesstrafe vor, ist die Tötung legitimiert. Ein Grundwiderspruch, der besteht, solange es die Todesstrafe gibt. Doch die historischen Legitimations-Argumente verlieren – zumindest in der westlichen Welt – an Zustimmung.