Die Kommunikation ist der Schlüssel zum Leben. Ohne Verständigung sind alle Lebewesen verloren, denn sie ist Voraussetzung für soziales Verhalten. Ohne Möglichkeit zum Informationsaustausch würden die meisten Spezies verkümmern und schließlich aussterben. Wir Menschen ganz besonders. Für die Arterhaltung ist sie ohnehin notwendig.
Bedürfnis und Fähigkeit zur Kommunikation sind deshalb angeboren. Schon Babys nehmen Augenkontakt auf und verzücken uns mit ihren Blicken und ihrem Lächeln. Deshalb ist es mehr als verständlich, dass Gläubige auch mit den göttlichen Wesen in Kontakt treten wollen. Wenn diese "Vater" genannt werden wie im Christentum, ist das Bedürfnis speziell groß. Denn ein Vater gehört irgendwie zur Familie und ist ein wichtiger Gesprächspartner. Er sollte es zumindest sein.
Die Kommunikation mit göttlichen Wesen ist aber eine schwierige Sache. Wir können die übernatürlichen Wesen weder sehen noch hören. Also wird gebetet. Das Gebet wird von Gläubigen als Zwiegespräch mit Gott empfunden. Das setzt aber voraus, dass sich Gott aktiv am Dialog beteiligt.
Jeder Gemeinschaft ihre Methode
Jede Glaubensgemeinschaft hat eine eigene Methode, mit Gott oder den göttlichen Wesen zu kommunizieren. Und alle sind überzeugt, Botschaften und Antworten zu empfangen – in welcher Form auch immer. Hier ein paar Beispiele, die die vielfältigen Arten der Verständigung aufzeigen.
In der radikalen Esoterik wird das Empfangen von göttlichen Botschaften Channeling genannt. Beim Channeling stellen sich aufgestiegene Meister oder Geistwesen in den Dienst der Irdischen, um die spirituelle Entwicklung der Menschheit und die individuelle Erleuchtung zu fördern.
Mit Hilfe eines geistigen Kanals empfangen und entschlüsseln angeblich medial begabte spirituelle Meister und Gurus Botschaften von den göttlichen Instanzen oder dem All-Eins. Diese verkörpern quasi das esoterische Evangelium oder die letzten Wahrheiten.
Die Krux dabei: Weltweit gibt es tausende Medien, die angeblich göttliche Botschaften empfangen und verbreiten. Da ist es nur logisch, dass sich die gechannelten "Weisheiten" oft diametral widersprechen.
Erwähnt sei in diesem Zusammenhang Uriella, die sich als Sprachrohr Gottes bezeichnete. Sie schrieb die unter Trance empfangenen Botschaften auf. Diese verraten zumindest, dass das Sprachvermögen von Jesus nicht gerade himmlisch ist.
Apokalyptische Prophezeiungen von Gott
Auch der apokalyptische Prediger Paul Kuhn der Sekte St. Michaelsvereinigung aus dem thurgauischen Dozwil hatte ein weibliches Medium, das als "Werkzeug Gottes" regelmäßig Botschaften von Gott empfing. 1988 kündeten die göttlichen Instanzen den Weltuntergang an. Wie wir wissen, wurde daraus nichts. Das Gleiche gilt für die konkreten Endzeitprognosen der Zeugen Jehovas und von Uriella.
Im Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina erscheint seit vielen Jahren die Muttergottes Maria angeblich einer Seherin und übermittelt der braven Frau anscheinend authentische Botschaften aus dem Himmel. Sie beglückt damit die vielen verzückten Pilger. Dass die "himmlischen Botschaften" meist einfache religiöse Plattitüden enthalten, macht die Gläubigen nicht stutzig.
Weiter sind da die frommen Christen, die in charismatischen Freikirchen wie den Pfingstgemeinden in Zungen reden. Sie brabbeln unverständliche Laute vor sich hin, was als Geistesgabe verstanden wird. Sie werden als Eingebungen des Heiligen Geistes interpretiert. In manchen Freikirchen wird gar versucht, die heiligen Signale aus den himmlischen Sphären zu entziffern.
Aber auch das gewöhnliche Gebet ist für strenggläubige Christen ein wahrer Dialog mit Gott oder Jesus. Sie glauben, Antworten oder himmlische Botschaften zu empfangen. Die meisten hören zwar nicht seine Stimme, sie sind aber überzeugt, nonverbale göttliche Gedanken oder Empfehlungen zu erhalten.
Ist das die Art, wie Gott sich den Menschen offenbart? Oder sind da Suggestion und Sehnsucht im Spiel? Oder vielleicht eine Portion Selbsttäuschung, Illusion und Einbildung? Dann wäre ein wenig Realitätssinn gefragt, der gerade in Glaubensfragen sinnvoll sein könnte.
Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.
4 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Plattitüden"? - Das heißt platte Tüten.
Klarsicht(ig) am Permanenter Link
Jede Behauptung oder Vermutung der „Glaubens-Infizierten“ darüber, was ihr „Glaubensgegenstand“ denkt und/oder macht oder nicht, berührt dessen Denk- und Handlungsautonomie, was sie eigentlich als blasphemisch betrach
Die „Glaubens-Infizierten“ gehen mit ihrem „Glaubensgegenstand“ so ähnlich um, wie man mit einem Roboter umzugehen pflegt. Einen Roboter programmiert man so, dass er das für mich tut, was ich möchte. Und der Inhalt des „Glaubensgutes“ der „Glaubens-Infizierten“ und die Beschaffenheit ihres religiösen Wunschrepertoires sind gewissermaßen das Programm, nach welchem ihr „Glaubensgegenstand“ funktionieren soll(te).
Die kontralogischen Fähigkeiten des „Glaubensgegenstandes“ der „Glaubens-Infizierten“ !:
https://www.youtube.com/watch?v=_7egB29ZgiY
Gruß von
Klarsicht(ig)
Karol Dittel am Permanenter Link
"Sprichst du zu Gott, ist es ein Gebet. Spricht Gott mit dir, bist du ein Fall für einen Psychiater"
Ich weiß gerade aber nicht von wem der Spruch ist. Meiner ist es nicht ;)
Manfred Schleyer am Permanenter Link
Warum kein einziger (all)mächtiger Gott jener vielen Religionen allen klipp und klar mitteilen kann, was er wirklich will, sondern dazu immer wieder irgendwelche Vormunde braucht?
Warum die Gläubigen in Sonntagsmessen ihren allwissenden Gotten in Fürbitten mitteilen, mitteilen wollen, was er in seiner großartigen Schöpfung doch bitte besser machen sollte?