Viele fromme Christen glauben, dass Gott einen Plan für alle seine Geschöpfe auf der Erde hat. In diesem Plan soll auch festgelegt sein, wie unser irdisches Leben Tag für Tag verläuft.
Der katholischen Kirche laufen in den meisten Ländern der Welt die Gläubigen davon. Gründe dafür sind der Umgang der Kirche mit sexualisierter Gewalt durch Priester, aber auch die starre Haltung der Kirche zu Familienplanung, Abtreibung, Sterbehilfe oder LGBTQIA+. Im Geburtsland des Papstes, dem als katholisch bekannten Argentinien, leben mittlerweile knapp 20 Prozent religionsfreie Menschen. Ähnlich sieht es in Argentiniens Nachbarland Uruguay und anderen südamerikanischen Ländern aus.
Die renommierte Open-Access-Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences", die von der "National Academy of Sciences" der Vereinigten Staaten herausgegeben wird, hat wieder einen bemerkenswerten wissenschaftlichen Artikel veröffentlicht. Im Beitrag "Exposure to automation explains religious declines" berichten vier Wissenschaftler über ihre Studien zum Zusammenhang zwischen Automatisierung und religiösem Rückgang. Die Autoren gelangen zum Schluss, dass die Weiterentwicklung von Robotern und Künstlicher Intelligenz (KI) zu einer Verminderung von Religiosität führen wird.
Im April erhielt die kenianische Polizei Hinweise, dass im Wald Shakahola die Sekte "Internationale Kirche der guten Botschaft" ihre Mitglieder zu Tode hungern lasse. Der Sektenführer Paul Makenzi mache seinen Mitgliedern weis, die Endzeit stehe kurz bevor. Mit dem vorzeitigen Tod könnten sie Jesus treffen und würden erlöst, bevor Harmagedon über die Erde hereinbreche. Die Polizisten entdeckten in Massengräbern mehr als 70 Leichen.
Künstliche Intelligenz kommt auch in religiösen Dingen immer mehr in Mode. Dabei kann sie skurril sein wie das Projekt "Ask Jesus", bei dem man einen Jesus-Bot alles fragen kann – auch, wie man einen Hot Dog zubereitet. Sie birgt aber auch Gefahren, indem sie – wie jüngst bei einigen hinduistischen Chatbots festgestellt – bei Antworten in Bezug auf religiöse Schriften auch die gewaltbejahenden Passagen der alten Texte ungefiltert wiedergibt.
Bis in die Neuzeit war der christliche Glaube in unseren Breitengraden sakrosankt. Die große Mehrheit der Bevölkerung glaubte, was in der Bibel stand und der Pfarrer von der Kanzel predigte. Allenfalls fand man einzelne Geschichten in der Bibel etwas eigenartig, doch an der Existenz von Gott als barmherziger und gütiger Vater im Himmel zweifelten höchstens geistig wache Skeptiker. Mit der Globalisierung und Säkularisierung fraßen sich die Zweifel quer durch die Gesellschaft.
Mehr als zwei Drittel aller Erwachsenen in den USA glauben an Engel, den Himmel und die Macht des Gebets, zeigt eine neue Befragung. Der Glaube an die Hölle oder den Teufel ist weniger beliebt, dennoch bekunden mehr als 50 Prozent der Befragten eine solche Überzeugung. Auch die steigende Verbreitung der Einstellung "Spiritual But Not Religious" – spirituell, aber nicht religiös – spiegelt sich in der Umfrage wieder.
Um moralische Werte zu leben, braucht es keinen Gottesglauben – davon sind rund zwei Drittel (65 Prozent) der Erwachsenen in den USA überzeugt. Nur 34 Prozent vertreten eine andere Ansicht. Zu diesem Ergebnis kam eine repräsentative Befragung des amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center im Frühjahr 2022.
Tausende von Religionen und Glaubensgemeinschaften erheben den Absolutheitsanspruch und reklamieren die religiöse Wahrheit für sich. Doch höchstens eine liegt richtig.
Eine für die World Values Survey erhobene Befragung im Vereinigten Königreich zeigt überraschende Ergebnisse zu Glaube und Religiosität sowie das Vertrauen in religiöse Organisationen auf. Während, wie in den meisten Ländern, Religion und religiöse Handlungen für alle befragten Generationen weniger wichtig werden, glauben doch besonders junge Menschen häufiger an ein Leben nach dem Tod und die Hölle. Nach einem Vertrauensknick um 2018 herum, steigt das Vertrauen in die Kirchen wieder an.
Rituale gehören zur Essenz des Lebens. Es bereitet uns Vergnügen, freudige Ereignisse zu ritualisieren. Wir lieben auch alltägliche Rituale, weil sie uns Halt, Orientierung und Strukturen geben. Und sie helfen uns, die Unwägbarkeiten unseres Daseins besser zu ertragen. Religiöse Rituale jedoch, wie Verehrung und Huldigung der göttlichen Wesen, führen zur Autosuggestion und sind Teil der Indoktrination.
Bezieht sich das Massenphänomen zunehmender Distanzierung auf den Kern christlichen Glaubens oder auf die Institution Kirche? Was sind eigentlich die Konfessionsfreien – nunmehr gottlos humanistisch, spirituell, besonders fromm, radikal atheistisch oder agnostisch sich zwischen den Stühlen befindend?
Viele Freikirchen sind überzeugt, dass Gott die Gläubigen beschützt und von Krankheiten befreit. Oder dass er sie schon zu Lebzeiten mit Wohlstand segnet.
Bezieht sich das Phänomen emotionaler, moralischer und rationaler Distanzierung auf den Kern christlichen Glaubens oder auf die Institution Kirche? Welche innovativen Strategien verfolgen deren Verteidiger gegen die rasante Austrittswelle?