Was können Fachkräfte konkret tun, um weibliche Genitalverstümmelung und Zwangsheirat zu verhindern?

Wissen ist Schutz

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Frauen aus dem Sudan tanzen währen der Revolution.
Frauen aus dem Sudan tanzen währen der Revolution.

Weibliche Genitalverstümmelung sowie Früh- und Zwangsverheiratung stellen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen dar – und auch in Deutschland leiden Mädchen und Frauen darunter, oft ein Leben lang. Wie kann dies verhindert werden, und wer kann dabei helfen? Es sind oft nur wenige Gelegenheiten, bei denen bedrohte Mädchen und Frauen sich Hilfe holen könnten – und das nur dann, wenn die Menschen, die ihnen helfen können, auch wissen wie.

Terre des Femmes (TDF) hat einen Leitfaden entwickelt, der sich an die Einrichtungen und Behörden richtet, deren Mitarbeitende in Kontakt mit betroffenen und gefährdeten Mädchen kommen: Schulen und Kitas, Polizei, Jugendämter, Geflüchtetenunterkünfte und medizinische Einrichtungen.

Selbst erfahrene Fachkräfte sind sich oft unklar über das richtige Vorgehen. Es kann überfordernd sein, mit Betroffenen sensible Gespräche zu führen und gleichzeitig effektive Unterstützung in Gefährdungssituationen zu gewährleisten. Dabei soll der Leitfaden unterstützen. Hier finden sich Antworten auf Fragen wie: "Was können Anzeichen für eine drohende Beschneidung sein?" Wann sollte ich das Jugendamt einschalten?", "Wie spreche ich die Thematik zuerst an?" und "Wie kann ich eine gute Beratung bieten?"

Terre des Femmes hat die neue interdisziplinäre Handlungsempfehlung in Zusammenarbeit mit Vertretern aus dem medizinischen, politischen, sozialen, polizeilichen und rechtlichen Bereich entwickelt. Sie ist das erste Kompendium zu den beiden Themen – weibliche Genitalverstümmelung und Früh- und Zwangsheirat –, das alle notwendigen Informationen bündelt und grundlegende Richtlinien für alle bietet, die beruflich mit Betroffenen und Gefährdeten von FGM (female genital mutilation) und EFM (early and forced marriage) zu tun haben.

Die Handlungsempfehlung wurde für Baden-Württemberg entwickelt, jedoch sind viele der Hinweise und Informationen auch in allen anderen deutschen Bundesländern nützlich und wichtig. Die aufgeführten Fallbeispiele sind ebenfalls allgemein für Deutschland gültig.

Ein Schwerpunkt der Handlungsempfehlung liegt auf der Berücksichtigung des Asylrechts. Die Handlungsempfehlung von Terre des Femmes bietet spezifische Informationen und Fallbeispiele, um Betroffene angemessen zu unterstützen. Ein weiterer Schwerpunkt der Handlungsempfehlungen liegt auf der Unterstützung von Fachkräften im medizinischen Bereich, welche oft die erste Anlaufstelle für Betroffene darstellen.

Warum befassen sich die Handlungsempfehlungen mit FGM/C und Früh- und Zwangsehe?

Beide Praktiken, FGM/C und Früh- beziehungsweise Zwangsverheiratung, dienen der Kontrolle über die weibliche Sexualität und werden häufig unter dem sozialen Druck der Community durchgeführt. Auch werden beide Praktiken als vermeintliche Garantie betrachtet, um eine sichere Zukunft für die Töchter zu gewährleisten.

Wie viele Mädchen und Frauen in Deutschland sind von FGM betroffen und gefährdet?

In Deutschland leben aktuell schätzungsweise knapp 103.900 betroffene Mädchen und Frauen, bis zu 17.200 Mädchen sind in Deutschland potenziell gefährdet.

Mehr Infos in der Dunkelzifferschätzung von TDF von 2022.
Informationen zu den Handlungsempfehlungen finden sich hier.
Das PDF der Handlungsempfehlungen zum Download finden Sie hier.

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